Mehr Hilfe für die Flüchtlinge, das hat Papst Franziskus angekündigt. Jede Pfarrei, jedes Kloster und jede religiöse Gemeinschaft solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen, appellierte das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Petersplatz. Dies wollen auch die Gemeinden in der Region umsetzen.
Seitens der Diözese Rottenburg-Stuttgart werde es nach dem Papstappell kein Schreiben an die Kirchengemeinden geben. Bischof Gebhard Fürst habe die Solidarität der katholischen Kirche für fremde Menschen in Not bereits nach dem Flüchtlingsgipfel Ende Juli zugesagt, so Uwe Renz, Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart, zur SZ. Er verweist auch darauf, dass bereits in rund 25 Immobilien in kirchlichem Besitz etwa 1300 Flüchtlinge betreut werden. Als Beispiele nennt Renz das Kloster Weingarten und das Kloster in Oggelsbeuren.
„Im Prinzip sind wir offen für Flüchtlinge“, sagt auch der Ertinger Pfarrer Peter Häring. Die Kirchengemeinde sei bereits durch die Stiftung St. Fidelis sehr aktiv, was die Versorgung von Flüchtlingen anbelangt. Mehrere Unterkünfte für Flüchtlinge seien schon länger im Gespräch, meint er. Letztlich müsse der Kirchengemeinderat entscheiden und mit der Kommune klären, welche Gebäude der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt werden können. Ein altes Bauernhaus befinde sich zwar im Besitz der Kirche, erklärt Pfarrer Häring, allerdings müsse mit dem Kirchengemeinderat geklärt werden, inwieweit das Gebäude saniert werden könne.
Das Pfarrhaus in Andelfingen steht zur Zeit ebenfalls leer. Pfarrer Klaus Sanke aus Langenenslingen kann sich gut vorstellen, dass hier Flüchtlinge unterkommen könnten. Das müsse aber zuerst mit dem Kirchengemeinderat abgeklärt werden. Zudem sei ungewiss, wie stark das Haus renoviert werden müsse. „Diese großen Flüchtlingsmassen sind eine ganz neue Herausforderung“, sagt Sanke. Die Kirche werde vermutlich beim Landkreis nach freistehenden Wohnungen fragen. Alle Pfarrhäuser der Gemeinde außer dem Andelfinger seien belegt oder vermietet.
In Biberach will die Kirchengemeinde St. Martin in der Waaghausstraße 6 Wohnraum für Flüchtlinge anbieten. „Im Erdgeschoss wird es ab Ende September einen Flüchtlingstreff der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit geben. In den Räumen darüber werden Flüchtlinge wohnen“, sagt Stadtpfarrer Kaspar Baumgärtner. Die katholischen Kirchengemeinden in Biberach werden auch nach weiteren Wohnmöglichkeiten für Flüchtlinge suchen. „Als Christen müssen wir hier Zeichen setzen. Wir sind alle Gottes Kinder“, so Baumgärtner. „Das ist für mich die Übersetzung von ,refugees welcome‘.“
Nach Wohnmöglichkeiten hält auch die Kirchengemeinde Zwiefalten Ausschau. Pfarrer Paul Zeller erklärt, dass die Kirchengemeinde einfach keine leerstehenden Häuser oder Gebäude habe. Natürlich werde die Gemeinde dem Aufruf Papst Franziskus’ Folge leisten und versuchen, eine leere Wohnung zu finden. Zeller hob besonders die Freundlichkeit der in Zwiefalten wohnenden Flüchtlinge hervor: „Die Flüchtlinge, die hier leben, gehören schon zum Ortsbild“, meint der Pfarrer. Allein in der Stadt Zwiefalten sind mehr als 30 Flüchtlinge untergebracht.
Auch der Friedinger Pfarrer Matthias Speck kann sich vorstellen, Flüchtlingsfamilien unterzubringen. Das müsse aber auch zuerst mit dem Kirchengemeinderat besprochen werden. Im Laufe des Monats werde eine Sitzung des Rates angesetzt, sagt Speck. Er signalisiert große Hilfsbereitschaft: „Den vielen Flüchtlingen muss man ja helfen!“
Unterschrift Foto: Die Gemeinden, Pfarreien und Klöster in der ganzen Region wollen Wohnraum für zahlreiche Flüchtlingsfamilien bereitstellen. Papst Franziskus hatte alle Christen zu mehr Solidarität und Hilfsbereitschaft fremden Menschen in Not gegenüber aufgerufen Bild: Archiv, ©Leo Kästle