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    Etliche Flüchtlingsunterkünfte sind derzeit überbelegt – Weitere 230 Container sind bestellt

    Biberach, 04.09.2015 (Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung)

    Mit mehr als 1200 Flüchtlingen, die der Landkreis Biberach in diesem Jahr noch aufnehmen muss, rechnet man nach jüngsten Prognosen im Landratsamt Biberach. Eine Unterbringung in Turnhallen oder Zelten soll dabei möglichst vermieden werden. „Das könnte uns gelingen“, sagt Bernd Schwarzendorfer, der Sprecher des Landratsamts, „da muss aber wirklich alles funktionieren.“

    Mit „funktionieren“ meint er vor allem, dass im Landkreis weitere Standorte für Gemeinschaftsunterkünfte in Biberach und anderen Kommunen, die ins Auge gefasst wurden, auch realisiert werden können. In den vergangenen Wochen wurden etwa 80 Container aus den Niederlanden angeliefert, aus denen eine weitere Gemeinschaftsunterkunft in der Bleicherstraße in Biberach entsteht (SZ berichtete). „Aufgrund letzter Grundstücksfragen, die hier noch zu klären sind, verzögert sich die Eröffnung, die für Anfang Oktober geplant war, auf Mitte/Ende Oktober“, so Schwarzendorfer.

    Der Landkreis hat inzwischen weitere knapp 230 Container bestellt, mit denen an zusätzlichen Orten im Kreisgebiet neue Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge errichtet werden sollen. Landrat Dr. Heiko Schmid hatte vor den Sommerferien die Bürgermeister der Städte und Gemeinden angeschrieben, ihm mögliche Standorte dafür zu nennen. „Wir haben dazu positive Rückmeldungen bekommen und erwarten noch weitere nach den Sommerferien“, sagt Schwarzendorfer. Wie viele das bisher sind und aus welchen Orten sie stammen, will er derzeit allerdings nicht sagen.

    767 Flüchtlinge hat der Landkreis Biberach in diesem Jahr bereits aufgenommen. 80 davon kamen am Mittwoch mit zwei Bussen aus den Landeserstaufnahmestellen an (SZ berichtete). Das Landratsamt erprobte dabei eine neue Methode, die Flüchtlinge zu empfangen – nicht in den im Kreisgebiet verteilten Gemeinschaftsunterkünften, sondern in den Räumen des Biberacher Landratsamts. „Das hat sich bewährt und wir werden das auch künftig so machen, wenn Flüchtlinge in größeren Gruppen im Landkreis ankommen“, sagt Schwarzendorfer. Der Vorteil für die Flüchtlinge, aber auch die Mitarbeiter des Landratsamts sei, dass sozial- und ausländerrechtliche Fragen sofort und in entspannterer Atmosphäre geklärt werden könnten, als direkt in der Gemeinschaftsunterkunft. Die Flüchtlinge hätten außerdem die Möglichkeit, sich im Foyer etwas von den Reisestrapazen zu erholen und auf die Toilette zu gehen. „So können wir eine Menge Stress aus der Situation rausnehmen“, sagt Schwarzendorfer. Er denke, dass das auch bei den Flüchtlingen gut angekommen sei.

    Die 80 Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, aus Afrika, Asien, Serbien und Albanien, die am Mittwoch ankamen, sind inzwischen auf die Gemeinschaftsunterkünfte verteilt worden. Allein 32 Neuankömmlinge haben in der Fockestraße in Laupheim Quartier bezogen, sechs im dortigen Wohnheim am Bronner Berg. Die Kapazität beider Einrichtungen ist damit restlos erschöpft. Für insgesamt 90 Bewohner seien sie ausgelegt worden, erklärt Schwarzendorfer, aktuell beherbergen sie 112.

    Ein ähnliches Bild biete sich derzeit in Heudorf am Bussen, Ochsenhausen und Oggelsbeuren. „Wir wollen das so bald wie möglich wieder ändern“, sagt der Pressesprecher des Landratsamts. „Momentan haben wir aber keine Alternativen. Der Druck im Kessel ist immens hoch.“

    Unterschrift Foto: Jürgen Schnell vom Landratsamt Biberach (l.) erklärt einem der neu angekommenen Flüchtlinge, in welcher Gemeinschaftsunterkunft er untergebracht wird Bild: Landratsamt, ©Landratsamt