Biberach , 14.08.2015 (sz-tanja bosch)
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Die beiden syrischen Jugendlichen sind im März zur Performance-Gruppe der Juks dazugestoßen. „Sie sind eine Bereicherung für uns, ich bin sehr glücklich, dass sie bei uns sind“, sagt Susanne Maier, Leiterin der Jugendkunstschule. Es war ihre Idee, die bestehende Gruppe für die Flüchtlinge zu öffnen. „Ich habe eine Geschichte über einen Syrer aus Oggelsbeuren gehört, der einen Monat lang in einem dunklen Raum eingesperrt war. Das hat mich sehr berührt.“ Über Martina Raiber aus Oggelsbeuren hat sie zu den Menschen aus Syrien Kontakt aufgenommen.
Mittlerweile sind die 14-jährige Sophia Alshihabi aus Damaskus und der 17-jährige Kuotiba Al Rahmoun aus Hama und vier weitere syrische Jugendliche ein fester Bestandteil der Performance-Gruppe, die von Susanne Maier geleitet wird. Die beiden Jugendlichen sind glücklich darüber, Teil des Projekts und der Gemeinschaft sein zu dürfen. „Ich habe hier ganz viele neue Freunde gefunden“, sagt Sophia. „Das ist sehr schön.“
Als sie gemeinsam mit ihrer Mutter, Schwester, Tante und Oma im Dezember 2014 nach Oggelsbeuren kam, war für die 14-Jährige alles komisch. Sie konnte die Sprache nicht, musste eine unbekannte Schule besuchen, sich mit einem fremden Lebensstil auseinandersetzen und sich an deutsches Essen gewöhnen. Doch nach fast acht Monaten ist Sophia Alshihabi eigentlich ganz glücklich. Seit einiger Zeit lebt sie mit ihrer Familie in Biberach und hat Deutschland in ihr Herz geschlossen. Nur einer fehlt der 14-Jährigen sehr. Sie hat ihren Vater seit der Flucht aus Syrien 2012 nicht mehr gesehen. „Wenn er kommt, dann kann alles gut werden.“
Der 17-jährige Kuotiba hat sich seit der Flucht mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder ebenfalls relativ gut eingelebt. Auch mit der Sprache kommt er klar: „Deutsch ist nicht ganz so schwer wie Arabisch, zum Glück“, lacht er. Kuotiba will aber noch mehr lernen als nur die Sprache: „Ich will wissen, wie deutsche Menschen denken und wie sie leben.“ Nach einer langen Reise – drei Jahre hatte die Familie gebraucht, um endlich nach Deutschland zu kommen – möchte er wieder ein Zuhause finden: „Meine Heimat ist Syrien, ich vermisse das Land und die Menschen. Aber es geht nicht zurück.“ Momentan lebt der 17-jährige in Binzwangen bei Riedlingen.
Während Sophia das erste Mal in ihrem Leben auf einer Bühne steht, hat Kuotiba schon Erfahrungen bei der Mozart-Oper „Cosi fan tutte“ gesammelt, die die aus Biberach stammende Mezzosopranistin Cornelia Lanz zusammen mit Flüchtlingen im vergangenen Jahr einstudiert hatte. „Das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht.“
Auch Susanne Maier ist vom Talent der beiden überzeugt: „Kuotibas große Kraft liegt im Schreiben, er ist sehr emotional und kann wundervolle Gedichte schreiben“, schwärmt die Juks-Leiterin. „Und Sophia ist eine tolle Schauspielerin, sie hat ein dramatisches clowneskes Talent.“ Für Susanne Maier ist die Zusammenarbeit mit den Syrern aber keinesfalls ein Flüchtlingsprojekt: „Es geht um viel mehr, es ist Begegnung, Austausch und ein Miteinander. Wir lernen alle voneinander.“
Unterschrift Foto:
Koutayba Al Rahmoun und Sophia Alshihabi freuen sich darüber, ein Teil der Juks-Gemeinschaft zu sein.
Foto: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung