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    Ummendorf trifft Vorsorge für nächstes Jahr und will sich günstige Finanzierungskonditionen sichern

    Ummendorf, 20.10.2015 (Markus Dreher, ©Schwäbische Zeitung)

    Die Gemeinde Ummendorf will ein oder zwei Gebäude errichten, damit sie im nächsten Jahr ihrer Verpflichtung nachkommen kann, Flüchtlingen bei Bedarf eine Wohnung zu stellen. Nach einem einstimmigen Ratsbeschluss beantragt sie dafür einen zinslosen Kredit aus einem Sonderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die beantragten zwei Millionen Euro könnte sie genauso gut aus ihren Rücklagen entnehmen, aber bei null Zinsen wirkt ein Darlehen, wie wenn die Gemeinde einen Zuschuss bekäme.

    Über den Bau ist noch nicht konkret entschieden, ausgeführt wird er vielleicht erst nächstes Jahr. Bürgermeister Klaus Bernd Reichert sagte, zwar habe man einen Standort „im Blick“. Aber bevor darüber und eine Planung gesprochen wird, soll das Architekturbüro Fischbach prüfen, was dort überhaupt möglich wäre und was es kosten würde. Zunächst ging es darum, sich die Chance auf das KfW-Geld zu sichern.

    In Deutschland ankommende Flüchtlinge werden auf die Kreise verteilt, die sie für die Zeit des Asylverfahrens vorläufig unterbringen. Danach sind die Gemeinden verpflichtet, eine Anschlussunterbringung zu organisieren – sofern die Flüchtlinge nicht auf dem Wohnungsmarkt fündig werden. Das ist aber in Ummendorf schwer: „Wir befinden uns im Speckgürtel von Biberach“, sagte Reichert. „Das hat viele Vorteile, aber Wohnungen sind knapp.“

    Auf keinen Fall Hallen belegen

    So stellt die Gemeinde dieses Jahr 25 bis 30 Plätze in eigenen und extra angemieteten Wohnungen – die Kosten bekommt sie erstattet, „wir sind finanziell momentan nicht belastet“, sagte Reichert. Damit sei Ummendorf bei der Erfüllung dieser Aufgabe weiter als manch andere Gemeinde. Dennoch rechnet der Rathauschef damit, dass es mehr werden. Nach derzeitigen Prognosen müsse die Gemeinde 2016 für weitere 33 Flüchtlinge eine Anschlussunterbringung sicherstellen. Mit dem Bau von Wohnungen „wollen wir Vorsorge für nächstes Jahr treffen“, sagte Reichert und erläuterte später: „Irgendwann kommen Busse und wenn wir uns heute nicht vorbereiten, müssten wir Hallen belegen – das ist das Letzte, was wir wollen.“

    Um die Gemeinden bei der Pflichtaufgabe zu unterstützen, hat der Bund ein KfW-Programm speziell für den Bau von Flüchtlingsunterkünften aufgelegt und aufgrund der hohen Nachfrage noch einmal aufgestockt. Vergeben werden die zinslosen Darlehen nach dem Eingang der Anträge. Daher will Ummendorf es unverzüglich versuchen; ob man zum Zug kommt, ist nicht sicher. In Anspruch nimmt man den Kredit nur bei 0,0 % Zinsen.

    Da die Gemeinde im Haushaltsplan keine Kreditaufnahme vorgesehen hatte, musste der Rat jetzt die formellen Voraussetzungen schaffen: „Zum ersten Mal in meiner Dienstzeit schlage ich einen Nachtragshaushalt vor“, sagte Reichert. Gemeinderat Thomas Dörflinger legte Wert darauf festzuhalten, dass sich die Gemeinde nicht etwa wegen des Flüchtlingszuzugs verschulden müsse. Kämmerer Reinhold Besenfelder bestätigte, dass die Gemeinde die Wohnungen aus dem eigenen Sparstrumpf finanzieren könnte. Doch selbst wenn sie für die rund acht Millionen Euro in der Rücklage nur geringe Habenzinsen bekomme, sei eine Kreditaufnahme bei null Sollzinsen günstiger: „Ich betrachte das als Zuschuss“, sagte Besenfelder.

    Lieber bauen statt Containern

    Die Räte unterstützten den Finanzierungsweg wie das Ziel Wohnungsbau einmütig. Die bundesweite Nachfrage nach den zinslosen KfW-Krediten werde sicher hoch sein, sagte Simon Özkeles. Er findet Wohnungen besser als Wohncontainer: „Der Bau von Unterkünften ist eine gute Investition“ – zumal der Bedarf an sozialem Wohnungsbau hoch sei, auch wenn der Flüchtlingsstrom mal aufgehört haben wird. Inge Veil-Köberle ergänzte dies um den Hinweis, dass die Preise für Wohncontainer explodiert seien.

    Auf Fragen von Dörflinger und Rudolf Walter hieß es, eine modulare Systembauweise sei vorgesehen. Der jetzt freigegebene Auftrag an den Architekten lautet zunächst, zu sondieren, was es da an Möglichkeiten gibt.

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