Bei der Stiftung „Heimat geben“ in Oggelsbeuren werden im nächsten Jahr mehr Flüchtlinge untergebracht. 30 zusätzliche Plätze sollen durch Umbauarbeiten im Haupthaus geschaffen werden.
Bürgermeisterin Monika Brobeil informierte den Attenweiler Gemeinderat, dass der Landkreis Biberach dieses Vorhaben in Oggelsbeuren vorgestellt worden habe und der Ortschaftsrat dies „zustimmend zur Kenntnis genommen hat“. Formal hätte es dieses Okays nicht bedurft, denn der Kreis mietet die Räume von der Stiftung, um Flüchtlinge in dieser Gemeinschaftsunterkunft vorläufig zu beherbergen. Kreis und Stiftung „hätten dies auch ohne den Ortschaftsrat machen können“, sagte Brobeil. Sie würdigte, dass der Kreis den zugesagten fairen Umgang eingehalten habe.
Stiftungsvorstand Pater Alfred Tönnis sagte auf Anfrage tags darauf: „Es war uns immer wichtig, dass wir es nicht gegen den Willen der Bevölkerung machen. Ich bin sehr stolz auf die Ortschaft Oggelsbeuren.“ Es sei nicht selbstverständlich, dass der Ortschaftsrat dies mittrage.
Wobei Bürgermeisterin Brobeil nicht verheimlichte, dass man es durchaus „heiß diskutiert hat in Oggelsbeuren“. Sie merkte dies an, nachdem Gemeinderat Karl Fischbach gesagt hatte: „Wir müssten unseren Oberen auch mal sagen, dass wir nicht die ganze Welt aufnehmen können.“ Dies war freilich nicht auf das Landratsamt gemünzt, denn die Räte wissen, unter welchem Druck das Landratsamt steht. Vielmehr forderte Fischbach in Richtung Bundesregierung, dass zumindest Asylbewerber aus Staaten mit demokratisch gewählter Regierung schnell zurückgeschickt werden sollten.
Der Ortsvorsteher Ernst Bammert verwies auf eine Zusage des Landratsamts, dass die Gemeinde darüber hinaus keine Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung nehmen müsse. Das Landratsamt hat mit den Bürgermeistern ein Raster vereinbart mit Schwellenwerten in Abhängigkeit von der Gemeindegröße, ab wann über Gemeinschaftsunterkünfte hinaus Zuweisungen zur Anschlussunterbringung erfolgen. Jedenfalls solange diese Werte gelten, müsste die Belegung in Oggelsbeuren unter 50 sinken, bevor Attenweiler überhaupt zusätzliche Wohnungen stellen müsste.
Bisher beträgt die reguläre Platzzahl in Oggelsbeuren 75, zum neuen Jahr steigt sie auf 105. Tatsächlich ist die Unterkunft aber im Moment überbelegt. Tönnis sagte der SZ, dass derzeit circa 90 Personen dort wohnen und es künftig bis zu 120 sein könnten. Es ist kein Geheimnis, dass die Stiftung das Haupthaus von sich aus dem Kreis angeboten hat. Tönnis sagte der SZ, zusätzliche Flüchtlinge sollten erst im neuen Jahr einziehen. Zunächst werden einige Duschen eingebaut und eine Feuertreppe installiert. Außerdem werden Tönnis und Pater Heinrich Mayer im Januar in Oggelsbeuren einziehen und sollen, so der Vorstand, durch ihre ständige Präsenz das Team von haupt- und ehrenamtlichen Betreuern weiter stärken.
Demnächst wird in Oggelsbeuren ein Aufzug installiert. Der Attenweiler Gemeinderat hat dem Baugesuch schon zugestimmt. Der Aufzug ist ein länger gehegter Wunsch des Stiftungsvorstands. Der Lift soll den Betreuern selbst das Leben leichter machen und zugleich ermöglichen, dass Flüchtlingen mit Handicaps und Traumatisierungen aufgenommen werden. Finanziert wird er von der Stiftung und durch Spenden, unter anderem beim Priesterjubiläum von Alfred Tönnis.
Es gibt weitere Neuigkeiten bei „Heimat geben“: Der frühere Hausmeister Josef Schürzinger hat aus persönlichen Gründen aufgehört. Jetzt kümmert sich Henriko Maier aus Oggelsbeuren um das Gebäude. Zum Jahresende wird die Sozialpädagogin Verena Wild auf eine andere Stelle wechseln, ebenfalls in der Flüchtlingsarbeit, aber in ihrem Wohnort. Die Stiftung sucht einen neuen Sozialarbeiter, „Interessierte können sich gerne noch bewerben“, sagt Vorstand Alfred Tönnis.
Unterschrift Foto: Im ehemaligen Kloster in Oggelsbeuren werden im nächsten Jahr zusätzliche Flüchtlinge untergebracht. Der Landkreis Biberach erhöht die Zahl der Plätze in der Gemeinschaftsunterkunft um 30 Bild: Markus Dreher, ©Schwäbische Zeitung