Adventskaffee für Flüchtlinge und deren Betreuer

Wir wollen einfach eine gute Zeit miteinander verbringen

Adventskaffee für Flüchtlinge und deren Betreuer

Zum Adventskaffee hat am Samstag der Arbeitskreis „Fremde brauchen Freunde“ Flüchtlinge und deren Betreuer ins Klostercafè nach Sießen eingeladen. Bei weihnachtlichem Gebäck, Kaffee und Tee wurde rege diskutiert, informiert und gelacht. Die entspannte Stimmung ließ die vielen Sorgen und Nöte für wenige Stunden vergessen.

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben zuvor fleißig gebacken, während die Getränke von Lydia Gebhart, der Vorsitzenden des übergeordneten Arbeitskreises Mehr miteinander, gespendet wurden. Rund acht Nationen waren an diesem Nachmittag im Nebenzimmer des Kostercafès vertreten. Die Familie Esper etwa kommt aus Syrien, lebt seit rund zweieinhalb Jahren in Sießen. Es geht ihnen gut – auf den ersten Blick. Die Kinder gehen gerne zur Schule, ihre Eltern haben Arbeitsplätze gefunden, sie sind angekommen in Deutschland. Und doch sind da die täglichen Bilder aus ihrer Heimat, die sich nicht auslöschen lassen. Viele Familienmitglieder sind noch dort, inmitten von zerstörten Häusern, immer in Gefahr, von Fassbomben zerfetzt, von Trümmern erschlagen oder erschossen zu werden. Ärztliche Hilfe zu bekommen, scheint inzwischen die Ausnahme zu sein. Schließlich sind selbst Krankenhäuser Ziel von Luftangriffen. Menschenrechte werden mit Füßen getreten und ignoriert. „Wenn wir bleiben dürfen, bleiben wir vielleicht hier“, sagt Jihad Esper, der bei der Firma Knoll einen Arbeitsplatz gefunden hat. Der Mann von Kameleya Yalda hingegen ist in Syrien gestorben. Er hat den seit fast sechs Jahre tobenden Krieg in seinem Heimatland nicht überlebt. Seine Frau flüchtete mit ihren vier Kindern. An eine Rückkehr denkt die Familie nicht. „Unser Haus ist zerstört, mein Mann ist tot“, sagt Kameleya Yalda. Ihre Kinder lernen die deutsche Sprache in Windeseile, der 16-jährige Sohn besucht inzwischen das Gymnasium. Grobe Menschenrechtsverletzungen sind auch im afrikanischen Ghana an der Tagesordnung. „Es ist vor allem die korrupte Regierung“, sagt Yakoba Abiteen, der mit anderen jungen Männern am Tisch sitzt und sich freut, dass er in wenigen Tagen einen Arbeitsvertrag unterschreiben kann. Haidari Ghalamhazit ist aus Afghanistan geflohen. „Die Taliban zerstören alles, auch meine kleine Schwester kann inzwischen nicht mehr in die Schule gehen, die Schule gibt es nicht mehr“, erzählt der 22-Jährige mit einem etwas verlorenen Blick. Dieser Verlorenheit etwa will Rainer Berner etwas entgegen setzen. Genau wie die vielen anderen Betreuer, die sich allen Problemlagen annehmen, die Formulare ausfüllen, zuhören, motivieren, informieren. Je nach Wetterlage spielt er mit den jungen Männern Fußball oder Beachvolleyball oder geht mit ihnen zum Schwimmen. „Wir wollen einfach zeigen, dass sie willkommen sind und eine möglichst gute Zeit miteinander verbringen, mehr kann ich ja nicht machen“, so Rainer Berner.

Foto: Zum Adventskaffee hat Lydia Gebhart (Mitte) am Samstag Flüchtlinge und deren Betreuer zum Adventskaffee in das Klostercafè nach Sießen eingeladen. Links Kameleya Yalda aus Syrien, deren Mann im Krieg in ihrer Heimat ums Leben kam


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