E-Mail-Newsletter
Nr. 214, 1.
Juli 2019
Liebe Mitglieder, Fördermitglieder und Interessierte,
am 28. Juni hat der Bundesrat einige Gesetze gebilligt, die
vermutlich drastische Auswirkungen auf die Situation der Geflüchteten
haben werden. So sieht das Geordnete-Rückkehr-Gesetz beispielsweise
eine erhebliche Ausweitung der Abschiebungshaft, eine längere
Verweildauer in den Erstaufnahmeeinrichtungen sowie sehr weitgehende
Leistungskürzungen für in EU-Staaten anerkannte Personen vor. Die
Änderungen am Asylbewerberleistungsgesetz umfassen unter anderem
eine "Zwangsverpartnerung" von zufällig in
Gemeinschaftsunterkünften zusammenlebenden Personen. Die Änderungen
im Einzelnen finden Sie unter der Rubrik "Flüchtlingspolitik".
Auch auf europäischer Ebene liegt Einiges im Argen: So droht Sea
Watch-Kapitänin Rackete in Italien eine hohe Geld- oder
Freiheitsstrafe, weil sie entgegen des Verbots von Italiens
Innenminister Salvini mit 42 nach Wochen auf See zermürbten
Geflüchteten in Lampedusa angelegt hat. Es ist einfach nur
beschämend, dass in der — wohlgemerkt nobelpreistragenden — EU
die Rettung von Menschenleben nicht nur nicht gewollt und
staatlicherseits organisiert, sondern sogar kriminalisiert wird.
Daher bitten wir Sie: Setzen auch Sie ein Zeichen für die zivile
Seenotrettung, indem Sie die Online-Petition
für die Freilassung von Carola Rackete unterzeichnen, an einer
der Solidaritätsaktionen
am Samstag in Baden-Württemberg teilnehmen und/oder für den
Rechtshilfefonds
von Sea Watch spenden!
Auch auf dem Evangelischen Kirchentag
war das Thema Seenotrettung präsent — mit dem Ergebnis, dass die
Mitglieder des Kirchentags die Evangelische Kirche in Deutschland
dazu aufforderten, selbst ein Schiff auf das Mittelmeer zu schicken.
Gerade in diesen Tagen wäre dies ein sehr wichtiges Zeichen. Ein
bedeutsames Signal für Solidarität und gegen Rassismus stellte auch
die Demo "Ein Europa für Alle — deine Stimme gegen
Nationalismus" am 19. Mai dar; allein in Stuttgart nahmen 12.000
Menschen teil — danke an alle Teilnehmenden für die Unterstützung!
Solche Initiativen sind wichtiger denn je im augenblicklichen
politischen und gesellschaftlichen Klima.
Manchmal tut auch
Innehalten not. Eine Plattform zum Reflektieren, Informieren und
Engagieren bieten wir Ihnen am 13. Juli mit unserer Sommertagung, die
diesmal unter dem Motto "Reflektiert
engagiert?" steht. Neben einem Hauptvortrag zu den
Nachwirkungen kolonialer Mechanismen in der Gegenwart erwarten Sie
wieder verschiedene Arbeitsgruppen, u.a. zu den Themen Ausbildungs-
und Beschäftigungsduldung, Gambia und Umgang mit schwierigen
Situationen in der Geflüchtetenunterstützung. Wir freuen uns über
Ihre Anmeldung bis zum 10. Juli.
In diesem Sinne wünschen wir
Ihnen einen schönen Sommer mit hoffentlich vielen kraftspendenden
Erlebnissen.
Der Vorstand und die Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle des Flüchtlingsrats.
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