Der syrische Pianist Aeham Ahmad spielt vor ausverkauftem Haus

Von der IS aus Syrien vertrieben, ohne Familie nach Wiesbaden gekommen, das einzige was blieb war die Musik. Und mit dieser begeisterte er im ausverkauften Martin-Luther-Gemeindehaus in Biberach die über 400 Besucher.

Die Initiatoren, die ökumenische Flüchtlingsarbeit und Mitarbeiter des Arbeitskreises in Maselheim, darunter auch viele Flüchtlinge, sind begeistert. „Mit diesem Konzert wollen wir Brücken bauen zwischen Menschen, Völkern und Kulturen“, so die Verantwortlichen des Konzerts.


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International Identity

Das Programm wurde von der Band International Identity eröffnet. Eine Band, deren Musiker aus verschiedenen Ländern kommen. Musiker, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten. Afrikanische Trommeln treffen hier auf die arabische Tanbur, Keybord und E-Gitarren. Eine tolle Mischung, die auch das Publikum begeisterte und zeigte, dass Integration über die Grenzen von Kulturen hinweg funktionieren kann.

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Rita Nakad

Außerdem begeisterte an diesem Abend die Violinistin Rita Nakad mit einem Stück des jüdischen Komponisten Fritz Kreisler. Rita Nakad wurde in Syrien geboren und spielt mittlerweile im West Eastern Divan Orchester von Daniel Barenboim, mit dem sie in vielen großen Konzertsälen der Welt spielte.

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Aeham Ahmad

Den Hauptact stellte Aeham Ahmad dar. In den stillen Raum hinein zeigt er ein Video aus seiner Heimat. Aeham Ahmad spielt zwischen zerbombten Häusern Klavier. Schüsse sind zu hören, die Musiker verlassen ihren Platz und gehen woanders hin „Lasst uns gehen, sonst trifft uns noch eine Bombe.“ Die Bilder, die gezeigt werden, lassen nur erahnen, wie furchtbar es momentan in Syrien sein muss. Und sie machen deutlich, dass dem Träger des Beethovenfriedenspreises eines besonders wichtig ist: Normalität zu vermitteln in Zeiten des Grauens.

Vielleicht ist dies auch der Grund, dass Aeham Ahmad sein Konzert mit zwei flotten klassischen Stücken, einer Interpretation von Mozarts „a la Turca“ und einer Variation von Beethovens „für Elise“ beginnt. Ein gelungener Auftakt, der viel Applaus einbringt.

Auch wenn viele Zuhörer die arabischen Texte der folgenden Lieder nicht verstehen, können sie doch leicht aus den Melodien erahnen, von was die Stücke handeln: Von der Ambivalenz der Gefühle zwischen Trauer und Schmerz, zwischen Hoffnung und Freude. Dies wird auch in den Erzählungen zwischen den Liedern unterstrichen. Aeham erzählt von seiner Flucht aus Syrien und was es ihn gekostet hat, seine zwei Kinder und seine Frau zurückzulassen, weil, „die Flucht weg von Syrien ist sehr, sehr teuer.“ Erst seit kurzem sind sie dank der Familienzusammenführung wieder vereint und hoffen darauf, dass der Terror in Syrien bald ein Ende findet. „Ich habe Fotos von Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg gesehen. Sie sind denen aus Damaskus oder Aleppo sehr ähnlich. Die deutschen Städte wurden wieder aufgebaut. Das lässt mich hoffen, dass es in Syrien auch wieder gut aussehen und wieder friedlich sein kann.“ Aeham Ahmad möchte wieder zurück nach Syrien in seine Heimat, das ist einer seiner größten Träume.

Auch Fadi, ein syrischer Flüchtling und Mitinitiator des Konzertes hat einen Traum: „Ich bin als palästinensischer Flüchtling in Syrien geboren, aber ich möchte nicht als Flüchtling sterben“, erläutert er in einer zutiefst berührenden Rede dem Publikum. Und er hofft, dass er seine Familie bald wiedersehen kann: „Ich warte nach mehr als einem Jahr in Deutschland immer noch auf meine Anhörung. Ich weiß nicht, ob ich anerkannt werde und meine Familie nachkommen darf. Aber ich kann nicht ohne meine Frau und meine Kinder leben. Das ist sehr, sehr schwer für mich.“

Doch es gibt nicht nur schwere Momente. Viele syrische Besucher genießen es, dass Ahmad auch bekannte syrische Lieder singt. Die Stimmung im Saal wird sofort anders, es wird im Takt geklatscht, einige Männer fangen an zu tanzen. Als deutsches Pendant spielt Ahmad „Alle meine Entchen“ und erzählt dazu eine Anekdote aus dem Sprachunterricht. „Das erste, das ich gelernt habe war, der, die, das‘. Aber warum heißt es der Mann und das Kind? Ich verstehe das nicht.“

Aeham Ahmad erntete viel Applaus und Standing Ovations. Als Zugabe bat er alle Musiker des Abends auf die Bühne. Gemeinsam performten sie das Lied „Imagine“ von John Lennon. Imagine all the people living life in peace. Frieden und Freiheit sind die zwei Begriffe, die den Abend über, musikalisch und auch ausgesprochen, im Mittelpunkt stehen.

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