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    Landkreis mietet früheren Rewe, Mohren und ehemalige Jüdische Schule als Unterkunft an

    Bad Buchau, 21.12.2015 (Annette Grüninger, ©Schwäbische Zeitung)

    Bad Buchau sz
    140 weitere Flüchtlinge möchte der Landkreis Biberach im nächsten Jahr in Bad Buchau unterbringen. Dazu mietet das Landratsamt den früheren Rewe-Markt, den Gasthof Mohren und die ehemalige Jüdische Schule in der Spitalgasse 10 als Gemeinschaftsunterkünfte an. Schon bis zum ersten Halbjahr 2016 dürften die Unterkünfte voll belegt sein.

    Zunächst stehen bei allen drei Gebäuden aber noch Umbauarbeiten an. Das aufwendigste Projekt: der ehemalige Rewe-Markt, der künftig 80 Flüchtlinge beherbergen soll. Hier entstehen entlang der Gebäudeseiten 21 Quadratmeter große Wohnräume, die von jeweils vier Personen genutzt werden. Jedes dieser 20 Zimmer soll mit einem Fenster ausgestattet werden. Daneben sind Küchen, Sanitär-, Sozial- und Abstellräume vorgesehen. Der Eingang verlagert sich zur Straßenseite hin. Der Parkplatz wird eingefriedet und soll künftig ebenfalls den Bewohnern als Hof zur Verfügung stehen.

    Kein Provisorium

    Dem Eigentümer, der selbst die Kosten des Umbaus übernimmt, gehe es nicht darum, ein Provisorium zu schaffen, erklärt Hermann Kienle, Leiter des Kreissozialamts: „Das ist für längere Sicht angelegt.“ Trotz der umfangreichen Arbeiten rechnet Kienle damit, dass das frühere Marktgebäude noch im ersten Halbjahr bezugsfertig ist – und dann auch umgehend als Gemeinschaftsunterkunft genutzt werden kann.

    Weit weniger groß ist der Aufwand beim Gasthof Mohren, der bis vor kurzem noch in Betrieb war, nun aber mangels Nachfolger schließen muss. Die Gästezimmer seien entsprechen noch in „gutem Zustand“ und alle mit einer Nasszelle ausgestattet, nennt Kienle die Vorzüge der Immobilie. Der Gastraum wird ebenfalls in die Nutzung mit einbezogen, sodass hier insgesamt 50 Plätze für Flüchtlinge entstehen.

    Zehn weitere Personen können in der Spitalgasse 10, der ehemaligen Jüdischen Schule, untergebracht werden. Die beiden Wohnungen seien „stark renovierungsbedürftig“, sagt Kienle, sollen aber „im einfachsten Standard hergerichtet“ werden. Komplett vom Tisch sei neben dem Hotel Hofgarten auch das Moorbad Ilona. Nach wie vor bestehe ein Problem mit dem Brandschutz. „Das konnten wir aber nicht lösen“, so Kienle.

    Unterm Strich kann der Landkreis also Wohnraum für 140 weitere Flüchtlinge in Bad Buchau schaffen. Zusammen mit den 50 Personen, die bereits in der Gemeinschaftsunterkunft in der Hauptstraße wohnen, dürften 2016 also 190 Asylbewerber in Bad Buchau leben. Hinzu kommen Flüchtlinge in Anschlussunterbringung. Für sie ist allerdings die Kommune zuständig.

    Informieren und Diskutieren

    Dass diese Zahlen für manchen Buchauer nicht ganz einfach zu verdauen sind, kann Kienle nachvollziehen. Frühzeitig habe das Landratsamt deshalb mit einem Schreiben alle Anwohner informiert. Außerdem lädt der Landkreis zu einer Informationsveranstaltung und voraussichtlich auch einen Tag der offenen Tür im ehemaligen Rewe ein. Auch wenn an diesen Abenden erfahrungsgemäß sehr emotional und kontrovers diskutiert werde, seien die Infoveranstaltungen wichtig, findet Kienle. Auch Kritiker sollten das Gefühl haben, „dass ihr Standpunkt nicht weggewischt wird“. Was den Sozialamtsleiter optimistisch stimmt: „Bad Buchau hat schon eine Struktur bei der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit“. Und falls es doch Probleme gebe, gebe es für die Anwohner feste Ansprechpartner und auch eine Notfalltelefonnummer. Bislang gingen aber kaum Beschwerden ans Landratsamt ein, betont Kienle.

    Und das, obwohl bis Jahresende 2400 Flüchtlinge im Landkreis Biberach leben dürften. Dies entspreche einem Zuwachs von 1400 neuen Flüchtlingen, die zu mehr als 50 Prozent aus Syrien stammen. Für 2016 geht Kienle von zusätzlich 300 Flüchtlingen pro Monat aus.

    Zu einer Informationsveranstaltung lädt das Landratsamt Biberach am Dienstag, 12. Januar, ab 19 Uhr ins Haus der Musik Bad Buchau, Karlstraße 16, ein.

    Unterschrift Foto: Der frühere Rewe-Markt wird derzeit aufwendig zur Gemeinschaftsunterkunft umgebaut. 80 Personen sollen hier künftig einziehen Bild: Klaus Weiss, ©Schwäbische Zeitung