Bürgermeister Achim Deinet erläutert auf der Bürgerversammlung die Pläne des Gemeinderats

    Bad Schussenried, 10.03.2016 (Kartin Bölstler, ©Schwäbische Zeitung)

    Bad Schussenried sz
    Schon lange wird in Bad Schussenried darüber spekuliert, ob eines Tages in die Klinik am Wald Flüchtlinge einziehen werden. Dass aus diesem Gedanken schon recht bald Realität werden könnte, deutete Bürgermeister Achim Deinet am Mittwochabend auf der Bürgerversammlung an.

    Zwei Gemeinschaftsunterkünfte unterhält der Landkreis Biberach in Bad Schussenried bereits, in der Pfarrer-Leube-Straße und in der ehemaligen Pension Schellknecht. Diese beiden Einrichtungen bieten Platz für insgesamt 90 Personen. Zum Jahresende waren davon 75 Plätze belegt, weitere acht Flüchtlinge hat die Stadt Bad Schussenried in der Anschlussunterbringung untergebracht. Deinet erläuterte kurz, wie die Flüchtlinge in Deutschland und im Land verteilt werden. Da der Landkreis Biberach voraussichtlich in diesem Jahr 3800 Personen aufnehmen muss, werde auch Bad Schussenried weitere Flüchtlinge beherbergen müssen. Denn auch wenn die Balkan-Route momentan geschlossen sei, müsse man doch damit rechnen, dass weitere Flüchtlinge den Weg nach Deutschland finden würden.

    Zwei Varianten seien dabei wahrscheinlich. Entweder erkläre die Stadt sich bereit, weitere 66 Personen in der Anschlussunterbringung aufzunehmen. „Diese Variante wäre jedoch mit hohen Kosten für uns verbunden“, gab er zu bedenken. „Oder aber, und das ist unsere favorisierte Variante, es entsteht eine dritte Gemeinschaftsunterkunft, in der zwischen 100 und 200 Flüchtlinge untergebracht werden“, so Deinet. „Wir haben mit der Klinik am Wald ein leerstehendes Gebäude, das uns im Jahr 30 000 Euro laufende Kosten verursacht“, erklärte der Bürgermeister. Derzeit gebe es mehrere Investoren, die an einem Kauf der Klinik interessiert seien.

    Auf Nachfrage eines Bürgers erklärte Deinet, man könne vertraglich festlegen, dass auf dem Gelände maximal 200 Flüchtlinge leben würden, auch wenn Platz für viel mehr sei. „Und wir werden darauf achten, dass der Investor, an den wir verkaufen, ein schlüssiges Nutzungskonzept für die Zeit danach hat.“ Geplant sei, dass der Investor die Unterkunft an den Landkreis für etwa fünf Jahre vermiete. Deinet zeigte sich zuversichtlich, in den nächsten zwei oder drei Monaten hier zu einer Einigung zu kommen. „Wir basteln gerade mit dem Landratsamt an einer Lösung.“ Er betonte, dass es an der Zeit sei, dass Klinikgelände, das in den vergangenen Jahren vor allem eine finanzielle Last war, zu verkaufen. Das Landratsamt bestätigte auf SZ-Anfrage die laufenden Gespräche.

    „Obwohl bereits viele Flüchtlinge unter uns leben, gibt es keine gravierende Missstimmung, ich denke daher, dass wir auch diese neue Herausforderung gut meistern“, so Deinet. Es gebe viele Ehrenamtliche, die viel leisten würden und auch von den Flüchtlingen erfahre er viel positives. „Mein Eindruck ist, dass sind Menschen, die etwas bewegen wollen, viele junge Familien, die eine bessere Zukunft für ihre Kinder wollen.“ Er appellierte an die anwesenden Bürger, auf die Neubürger zuzugehen.

    Im Anschluss an seinen Vortrag gab es eine offene Fragerunde. Otto Minsch, ehemaliger Gemeinderat, erinnerte die Bürger daran, dass die meisten Flüchtlinge nur eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre erhielten. Nach dieser Zeit müssten sie Deutschkenntnisse und andere Dinge vorweisen, um bleiben zu dürfen. In Gesprächen habe er zudem erfahren, dass viele Flüchtlinge zurück wollten. Eine Angst vor Überfremdung sei daher unnötig.

    Unterschrift Foto: Werden bald Flüchtlinge in die ehemalige Klinik einziehen? Bild: Archiv, ©Schwäbische Zeitung