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    Im Haus am Weiher in Altshausen sollen am heutigen Freitag weitere 33 Flüchtlinge ankommen.

    Altshausen, 09.10.2015 (Barbara Baur, ©Schwäbische Zeitung)

    Im Haus am Weiher in Altshausen sollen am heutigen Freitag weitere 33 Flüchtlinge ankommen.

    Darüber wurde der Helferkreis Asyl vom Landratsamt Ravensburg informiert. Bisher leben 108 Menschen in dem ehemaligen Pflegeheim, sodass insgesamt 141 Flüchtlinge dort wohnen werden. Eine Entspannung der Lage ist angesichts steigender Flüchtlingszahlen nicht in Sicht. Die Gemeinde sieht sich mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen allerdings überfordert.

    „Das Haus am Weiher ist eine Notunterkunft und auch nicht auf Dauer so angelegt“, sagt Claudia Roßmann, Pressesprecherin beim Landratsamt Ravensburg. Doch der Landkreis benötige den Platz für die Flüchtlinge derzeit dringend. „Wir haben keine Alternative“, sagt sie.

    Bürgermeister Patrick Bauser betont, dass die Gemeinde das Haus am Weiher zwar dem Landkreis als Flüchtlingsunterkunft angeboten habe – doch sie habe es sich so vorgestellt, dass zunächst 30 Menschen ankommen. Zwar sei ihm bewusst gewesen, dass das Haus irgendwann voll sein würde, doch er sei vom Landratsamt mit der Tatsache überrumpelt worden, dass auf einen Schlag 100 bis 150 Männer und Frauen dort einquartiert werden. „Wir möchten nicht, dass man so mit uns umgeht“, sagt Bauser.

    Ängste müssen abgebaut werden

    Der Bürgermeister befürchtet, dass die Gemeinde der Situation nicht gewachsen ist. „Eigentlich wollten wir das nach und nach aufbauen und die Flüchtlinge gut integrieren“, sagt er. „Wenn so viele Menschen auf einmal kommen, ist das viel schwieriger für so eine kleine Gemeinde wie Altshausen.“ Er betont aber auch, dass in der Bevölkerung zunächst einmal Ängste abgebaut werden müssen. „Bevor neue Flüchtlinge ankommen, muss sich die Lage erst soweit normalisieren, dass ein normaler Alltag stattfinden kann“, sagt er. Darüber hinaus sei es einfach jetzt schon zu eng im Haus am Weiher.

    „Wir sind an der Grenze des Machbaren und wollen nicht, dass sich die Situation verschlechtert“, sagt Patrick Bauser. Er fordert, dass die Flüchtlinge von offizieller Seite einen festen Ansprechpartner haben. Zwar seien derzeit täglich zwei Sozialarbeiter vom Landratsamt vor Ort, doch es gebe kein festes Personal. „Es sind mindestens fünf verschiedene Sozialarbeiter“, sagt er. „Dabei braucht es dringend jemanden, der das Heft in der Hand hat.“ Zu viel werde auf den ehrenamtlichen Helferkreis abgewälzt.

    Frauen sind froh, hier zu sein

    Hanaa Alreda ist froh darüber, dass sie und ihr Sohn in Altshausen ein Dach über dem Kopf haben. Das Haus sei zwar voller Leute, doch das sei in Ordnung, sagt sie auf Englisch. Die 50 Jahre alte Syrerin lebt mit ihrem Sohn in einem Vier-Bett-Zimmer. Sie erklärt, dass sie seit einem Monat in Deutschland ist. In der Erstaufnahmestelle in Karlsruhe sei es wesentlich enger gewesen. Nun will sie möglichst schnell Deutsch lernen, um sich besser verständigen zu können.

    Ihre Bekannte Nahed Mahamed, eine 48 Jahre alte Syrerin, ist mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen. Sie wohnt ein Zimmer weiter. Im Haus am Weiher sei sie freundlich aufgenommen worden. „Die Helfer geben ihr Bestes“, sagt sie. Sie und ihr Mann leben in einem Raum, in dem ein Stockbett steht, auf dem Boden liegt noch eine Matratze. „Hier ist unser Schlafzimmer“, sagt sie und zeigt auf das Stockbett. „Und hier ist unser Wohnzimmer“, sagt sie und zeigt auf die Matratze.

    Die 48-Jährige, die in Syrien als Lehrerin gearbeitet hat, gibt zu verstehen, dass sie ihre Heimat vermisst. Sie hoffe, in wenigen Jahren zurückkehren zu können. Im Moment sei sie froh, in Altshausen zu sein. Die beiden Frauen haben bereits erfahren, dass am Freitag weitere Flüchtlinge eintreffen werden. „Dann könnte es schon eng werden“, sagen sie. „Aber irgendwo wird es einen Platz für sie geben“, sagt Hanaa Alreda.

    Unterschrift Foto: Auch wenn es in der Notunterkunft im Haus am Weiher eng ist: Hanaa Alreda (links) und Nahed Mahamed sind froh, in Altshausen ein Dach über dem Kopf zu haben Bild: Barbara Baur, ©Schwäbische Zeitung