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    Ehemaliger Fußballprofi aus Syrien fühlt sich am Bodensee wohl – Fußballabteilung des VfB hilft

    Überregional, 26.01.2016 (Giuseppe Torremante, ©Schwäbische Zeitung)

    Friedrichshafen sz
    Der Syrer Ahmad Yosef ist seit Anfang August 2015 in Deutschland und hat Asyl beantragt. Die Fußball-Abteilung des VfB Friedrichshafen unterstützt den 23-jährigen ehemaligen Profifußballer nicht nur bei seiner Suche nach einem Zimmer.

    Das Zimmer in Kressbronn hat etwa 15 Quadratmeter und darin schlafen vier syrische Flüchtlinge. Darunter ist auch der 23-jährige Ahmad Yosef. Der ehemalige Profifußballer hofft, dass er bald ein eigenes Zimmer hat. Der Grund: Seine syrischen Landsleute rauchen und hören bis tief in die Nacht Musik. Für einen Sportler eine unerträgliche Situation. Manchmal setzt sich Ahmad Yosef dann in den Zug und fährt nach Biberach zu seiner Cousine. Sie wohnt alleine in einem Zimmer, das rauchfrei ist. Der 23-Jährige versucht dann den verpassten Schlaf etwas nachzuholen. Eine Dauerlösung ist das aber nicht. „Wir sind guter Dinge, dass Ahmad bald ein eigenes Zimmer in Friedrichshafen bekommen kann“, sagt Murat Korkmaz, Jugendleiter des VfB Friedrichshafen. Die Fußballabteilung kümmert sich um Ahmad Yosef, betreut ihn bei seinen Behördengänge und unterstützt ihn dabei, am Bodensee Fuß zu fassen. Das Asylverfahren läuft. Eine Ausnahme machen die Behörden in Karlsruhe beim Amt für Migration und Flüchtlinge nicht. Jeder Antrag wird nach und nach abgearbeitet. Geduld ist angesagt.

    Der Pass fehlt noch

    Aufgefallen ist der 23-Jährige den Verantwortlichen der VfB-Fußball-Abteilung bei einem Training für Flüchtlinge in Kooperation mit dem Asylforum Bodensee. „Die Art und Weise, wie er Fußball spielt, hat uns imponiert“, betont Korkmaz. Alle hoffen, dass der Passantrag beim DFB schnell bearbeitet wird, damit der syrische Gast in der Rückrunde der Landesligamannschaft des VfB helfen kann. „Er wäre sportlich und auch menschlich ein Gewinn“, meint Korkmaz. Ahmad Yosef ist am 18. Januar 1993 in Damskus geboren. Bereits in der Jugend spielte er für den Militärclub und syrischen Rekordmeister Al-Dschaisch. Als Profifußballer verdiente er im Monat 300 Euro. Für syrische Verhältnisse ein kleines Vermögen. Ein Jahr und drei Monate war er beim Militär, allerdings in der Sportkompanie. Bevor er in den Krieg ziehen sollte, flüchtete Ahmad Yosef 2014 in den Irak.

    In einem Flüchtlingscamp in Dohok arbeitete er als Sportlehrer und betreute 16- bis 30-Jährige, die etwas für ihre Gesundheit und den Spaß tun wollten. Seine Arbeit wurde mit 1200 Dollar pro Monat gut entschädigt. „Ich fing um 9 Uhr an, bereitete mich eine Stunde im Büro vor und dann arbeitete ich von 10 bis 15 Uhr und von 17 bis 22 Uhr. Der Freitag war frei“, sagt Ahmad Yosef. Die Stelle als Sportlehrer machte ihm großen Spaß.

    Von der Türkei nach Deutschland

    Das Geld, das er als Profi in Syrien und bei der Arbeit im Flüchtlingscamp verdient hatte, waren für ihn der Schlüssel, um nach Deutschland zu kommen. Von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich und dann Deutschland bezahlte er seinen Helfern insgesamt 5000 Euro. „Wir fuhren mit dem Bus, der Bahn, mit einem Kleintransporter und oft waren wir aber auch zu Fuß unterwegs“, betont der 23-Jährige. Zu seiner Verwunderung schlossen sich auch Menschen aus Albanien und Serbien an, um nach Deutschland zu kommen. In dem Kleintransporter hatten 20 Flüchtlinge Platz. Jeder musste von Belgrad nach Österreich 2500 Euro bezahlen.

    Anfang August 2015 hatte die siebentägige Odyssee ein Ende und Ahmad Yosef kam über Karlsruhe an den Bodensee, nach Kressbronn in eine Notunterkunft. Von dort versucht er, in Deutschland Fuß zu fassen. Seither kümmern sich Kristijan Jakic und Murat Korkmaz von der VfB-Fußballabeteilung um Ahmad Yosef. „Ich muss Deutsch lernen“, sagt der 23-Jährige. „Wir sprechen mit ihm nur deutsch, damit er die Sprache schneller lernt“, sagt Korkmaz dazu, der die Disziplin und auch die Zuverlässigkeit des Syrers schätzt. Und Ahmad geht auch eigene Wege, um sich am Bodensee besser zu verständigen. Er ist Co-Trainer der D-Fußballmädchen des SV Kressbronn: „Foul, Pass, Tor.“ Die Fußball-Fachsprache hat er schnell gelernt. „Ich bin in Deutschland von allen immer gut behandelt worden und deshalb hoffe ich, dass ich bleiben darf“, sagt Ahmad Yosef.

    Unterschrift Foto: Ahmad Yosef (links) hört dem VfB-Jugendleiter Murat Korkmaz gebannt zu. Der Syrer will schnell Deutsch lernen Bild: David Reimann, ©Schwäbische Zeitung