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    Helferkreis organisiert Veranstaltung, bei der Flüchtlinge und Einheimische ins Gespräch kommen können

    Landkreis Biberach, 27.01.2017 (Friedrich Hog, ©Schwäbische Zeitung)

    Obermarchtal sz
    Der Helferkreis für Flüchtlinge in Obermarchtal lädt am Samstag, 4. Februar, ab 20 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus Obermarchtal ein zu einem Abend der Begegnung. Der Eintritt ist frei. Es gibt Live-Musik mit den Sisters Wakkas aus dem syrischen Aleppo, die sich mit dem Abend für die gute Aufnahme in der Gemeinde bedanken wollen. Außerdem wird ein Film von Katarina Schröter und Eva Stotz gezeigt.

    Der Film ist in Obermarchtal entstanden und der Anfang einer Dokumentation, die anderthalb Jahre nach der großen Flüchtlingswelle in den deutsche Provinzen danach fragt, wie Geflüchtete und Einheimische koexistieren. Er zeigt neben Impressionen aus dem Dorf Stellungnahmen von Dorfbewohnern und Schutzsuchenden. Ferner gibt es Gespräche und Diskussionen, die nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch den Einheimischen ein Gesicht verleihen. Der Film will Brücken schlagen und Gelegenheit geben, gemeinsam über Werte, Ängste und Wünsche zu sprechen, um so ein Miteinander zu suchen.

    Die Geschichte von Enji (16), Sidra (15) und Rama (14) Wakkas sind in der einstigen 2,5-Millionen-Stadt Aleppo im Nordwesten von Syrien aufgewachsen, in jener Stadt, die seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien, insbesondere seit Sommer 2012 stark umkämpft ist, und inzwischen weitgehend zerstört wurde. 2013 wurde auch ihr Elternhaus in Aleppo zerstört, weshalb sich die Familie in der kleinen Nachbarstadt Afrin einmieten musste. Der Vater hatte dort noch eine Fabrik zur Herstellung von Jeans geleitet, was jedoch von islamistischen Extremisten nicht gerne gesehen war.

    Im Sommer 2015 gelang Vater Mohammad Wakkas die Flucht nach Deutschland, wo er seither als anerkannter Asylberechtigter lebt. Seine Frau und seine vier Töchter haben die Heimat im Januar 2016 verlassen. Über Istanbul konnten sie in einem überfüllten Flüchtlingsboot auf einer gefährlichen Überfahrt sich von der Türkei nach Griechenland durchschlagen, wo sie im Flüchtlingslager Idomeni ankamen, zwei Tage nach der Schließung der Grenze durch Mazedonien.

    Zufällig hatte dort ein RTL-Filmteam die Familie entdeckt, und Enji, Sidra und Rama mit den von ihnen geliebten, aber zuhause verlorengegangenen Instrumenten Violine, Gitarre und Tambur neu ausgestattet. Die Schwestern spielten ihre Instrumente für die Flüchtlinge in Idomeni, was ihnen auch selbst half, vier Monate Zeltlager etwas besser zu überstehen.

    Mit Hilfe von RTL wurde Familiennachzug nach Obermarchtal organisiert und im Juni 2016 flogen Mutter und Töchter von Athen nach München, wo sie erstmals seit rund einem Jahr den Vater wiedersahen.

    Inzwischen haben sich die Sisters Wakkas im Ulmer Zelt mit der irischen Top Band We Banjo 3 angefreundet und im Juni 2016 gaben sie mit sechs live gespielten Liedern bei Radio free FM in Ulm ihr Radio-Debüt. Zwei Auftritte in der Galerie im Petrushof in Obermarchtal fanden bereits große Beachtung. Ihre Musik ist geprägt vom kulturellen Hintergrund aus Syrien, traditionellen kurdischen Stücken. Die jüngste Schwester Seham (9) ist bereits an einigen Stücken mit viel Können und Hingabe im Gesang beteiligt.

    Unterschrift Foto: Die vier Wakkas Schwester sorgen für den musikalischen Rahmen Bild: Friedrich Hog, ©Schwäbische Zeitung