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    Gut besuchter Informationsabend mit und über Flüchtlinge in Altheim

    Riedlingen, 18.03.2016 (Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung)

    Altheim sz
    Informativ und berührend zugleich war der Abend in Altheim, der Einheimische und Flüchtlinge zusammenführte. Rund 80 Personen waren der Einladung von Volkshochschule Donau-Bussen und Freundeskreis Asyl in den Adlersaal gefolgt. 20 davon waren Frauen, Männer und Kinder, die sich in Deutschland eine neue Heimat erhoffen.

    Ihnen waren die Klänge vertraut, die das Ensemble „Karavane“ den im Schwabenland fremdartigen Instrumenten entlockten, der „Rubab“ von Bernd Geisler, wobei nicht alle 18 Saiten gespielt werden, aber mitklingen, wie der Musiker erklärte. Die Brüder Ahmad Jawid und Zia Montazir aus Afghanistan spielten ein abgewandeltes Harmonium und die rhythmusgebenden Tablas. So mancher der Flüchtlinge sang leise bei ihren traditionellen Liedern mit, während in das Schlusslied „Those were the days“, das in den 1960er-Jahren populär wurde und in Erinnerung an vergangene Zeiten endlos schöne auch in der Zukunft besingt, alle mit einstimmen konnten.

    Gänsehaut verursachte der Bericht von Sawsan Hariri im Interview mit Stefanie Schneider. Vor vier Jahren hat sie mit ihrer Familie ihre Heimat, die vom Bürgerkrieg gebeutelte syrische Stadt Aleppo, verlassen. Erste Station für die Familie war die Türkei. „Die Kinder haben hier keine Zukunft“, stellte die Mutter nach einjährigem Aufenthalt ohne Chance auf Schule fest und zog den Schluss: „Ich muss in ein anderes Land“. Die nächste Station war Algerien, dann Lybien, wo sie neun Monate lebten, bis sie auch dort kriegerische Auseinandersetzungen einholten. Italien war das nächste Ziel. „Fünf Tage waren wir auf dem Meer, es war sehr schwierig.“ Mehr sagt sie nicht dazu, doch ihre Stimme lässt Schlimmes erahnen. Mit dem Zug erreichten sie schließlich Deutschland. Hier waren Karlsruhe, Meßstetten die ersten Stationen, bevor sie in die Gemeinschaftsunterkunft ins „Donautal“ nach Altheim kamen. Froh ist die 25-Jährige, inzwischen in Riedlingen „in einer eigenen Wohnung zu leben“. Ihre guten Englisch-Kenntnisse halfen mit, sich zurecht zu finden und inzwischen kann sie sich gut auf Deutsch verständigen. Deutschunterricht erhält sie derzeit nicht. Dabei hat sie ein Ziel: eine Ausbildung zur Dolmetscherin. In ihre Aussage: „Ich bin sehr froh, hier zu sein“, bezieht sie ihren Mann, der bereits Arbeit hat, und ihre Kinder mit ein. Das sind der fünfjährige Sohn, der den Kindergarten besucht und ihre Tochter Lana. Sie feierte just am Begegnungstag ihren achten Geburtstag und wurde von allen mit dem Kanon „Viel Glück und viel Segen“ beschenkt. Arabisch sprechen könne sie, sagt die Mutter, schreiben aber nur deutsch.

    Wer ihr denn Hilfestellung gegeben habe, wird gefragt und hier kommt der Freundeskreis Asyl in Altheim ins Spiel. Den stellte Sieglinde Michelberger vor, die ihre Bedenken einräumte, als sie im Sommer 2014 von der Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im „Donautal“ erfuhr. Nach den Informationen durch das Landratsamt Biberach seien sie etwas geringer geworden und als direkte Nachbarin habe sie dann für sich beschlossen, mitzuhelfen. So beim Deutsch-Unterricht, der von mehreren Personen gegeben wird und in dem nicht nur Sprachkenntnisse vermittelt werden, sondern auch Regeln, Sitten, Gebräuche und Lebensweise in Deutschland. Begegnungen bei Kaffee und Spiele-Abende, die – leider zumeist vergebliche – Hilfe bei der Wohnungssuche, die Vermittlung von Gebrauchsgegenständen und Fahrrädern gehören zu den Aufgaben des Freundeskreises. Sie animierte, für Flüchtlinge Patenschaften zu übernehmen und sie bei der Bewältigung des Alltags zu unterstützen. „Mir macht es viel Freude, andere Menschen und Kulturen kennen zu lernen“, betonte sie.

    Herausforderung und Chance

    „Ich glaube, in Altheim funktioniert es hervorragend“, lobte Carina Straub das Miteinander von Flüchtlingen und Einheimischen. Die Sachgebietsleiterin Sozialdienst Asyl im Landratsamt Biberach hatte zuvor über die allgemeine Flüchtlingssituation referiert, über Angebote zur Integration und über Vorschriften informiert und auf die unterschiedlichen Arten der Aufenthaltserlaubnis und die damit verbundene Möglichkeiten zum Arbeiten hingewiesen.

    Die Integration von Flüchtlingen sei eine immense Herausforderung, aber auch eine riesige Chance, betonte sie. Altheim sei ein „wunderbar tolles Dorf“, was sich auch in der Verbundenheit zur Region ausdrücke. Nach dem Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft seien fast alle in der Raumschaft geblieben. Dank des ehrenamtlichen Engagements seien die Menschen „angekommen“, was sich nicht besser ausdrücken lasse, als in der Aussage eines Flüchtlings „Ich bin jetzt ein Altheimer“.

    Unterschrift Foto: Im Interview mit Stefanie Schneider berichtete die Syrerin Sawsan Hariri von ihrem langen Weg von Aleppo nach Deutschland. Bild: Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung