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    Die Firma IDS beschäftigt mittlerweile 85 Flüchtlinge – Vertrag in Oggelsbeuren unterzeichnet

    Oggelsbeuren, 12.05.2017 (Andrea Rexer, ©Schwäbische Zeitung)

    Oggelsbeuren sz
    Begonnen hatte es als Experiment im Herbst 2015: Die Firma IDS stellte Flüchtlinge als Hilfskräfte ein. Am Donnerstag wurde in der Oggelsbeurer Niederlassung von IDS der 85ste Arbeitsvertrag unterschrieben. Die Geschäftsleitung feierte mit den Mitarbeitern, Politikern und der Oggelsbeurer Stiftung Heimat geben.

    Die Industrie-Dienstleistung Süd wurde 1996 mit dem Schwerpunkt Maschinenwartung, Reinigung und Markierungsarbeiten gegründet. Seither hat sich das Unternehmen aus Unteressendorf zum spezialisierten Anbieter für den süddeutschen Mittelstand entwickelt. An vier Standorten arbeiten 700 Mitarbeiter, der Jahresumsatz beläuft sich auf 20 Millionen Euro. Geschäftsführer Markus Winter sagte, 75 Prozent des Personals hätten einen Migrationshintergrund. Die Firma hatte Erfahrung mit Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, daher beschloss die Geschäftsleitung, Flüchtlinge mit regulären Arbeitsverträgen zu beschäftigen.

    Modell des Landkreises

    Zwischenzeitlich arbeiten Menschen aus Afrika, Syrien und Afghanistan in Voll- wie Teilzeit in unterschiedlichen Niederlassungen. IDS beschäftigt auch Flüchtlinge, die noch keine Anerkennung als Asylbewerber haben. Dies ist möglich durch ein besonderes Modell, das der Landkreis Biberach gemeinsam mit der Agentur für Arbeit anbietet: Ein Flüchtling, der eine Arbeitsstelle hat und gegen den keine ausländerrechtlichen Vorbehalte vorliegen, erhält eine befristete und auf den Betrieb beschränkte Arbeitserlaubnis. Der bürokratische Aufwand ist laut Markus Winter gering. Nach drei Wochen lägen die erforderlichen Genehmigungen vom Landratsamt und der Ausländerbehörde vor.

    Die Flüchtlinge seien für den Betrieb ein Gewinn. Die Mehrheit von ihnen sei hochmotiviert und wissbegierig. Die Arbeit gebe den Menschen wieder ihre Würde. Sie mache aus Flüchtlingen sozialversicherte Beitragszahler. Natürlich sei es eine Herausforderung, mit den unterschiedlichen Kulturen klarzukommen. Die meisten Flüchtlinge kommen aus autoritär geführten Gesellschaften, auch die Betriebe sind hierarchisch strukturiert. Die Betriebsleitung ist da gefordert mit klaren Ansagen. Mit dem hier üblichen kooperativen Führungsstil gerate das Schiff schnell ins Schlingern. Ein großes Problem sei die Immobilität der Flüchtlinge. Die Firma IDS hat in Unteressendorf eine Wohnung angemietet, um sicherzustellen, dass der Arbeitsplatz erreicht werden kann.

    Der Bundestagsabgeordnete Josef Rief (CDU) skizzierte die Bemühungen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Fluchtursachen. Er bedankte sich bei IDS für ihr vorbildliches Projekt. Pater Alfred Tönnis, Vorstand der Stiftung Heimat geben, beklagte ein Erlahmen der Hilfsbereitschaft und führte dies darauf zurück, dass die Politik vor der Bundestagswahl im Herbst das „heiße Eisen“ Asylrecht nicht mehr auf die Tagesordnung setze. Das führe zu deprimierenden Erfahrungen, wenn beispielsweise gut integrierte Flüchtlinge mit einer Arbeitsstelle abgeschoben werden.

    Auch die Flüchtlinge kamen zu Wort. Mahmoud Valid unterzeichnete seinen Arbeitsvertrag. Er kommt aus Aleppo in Syrien. Seine älteste Tochter lebt mit ihm in Deutschland. Seine Frau und die anderen Kinder sind noch in der Türkei. Im Moment ist ein Familiennachzug rechtlich nicht möglich. Seine künftigen Kollegen Emran Wafa aus Afghanistan und der Palästinenser Mahmoud gehören schon zu den alten Hasen. Emran Wafa wird demnächst die Schichtleitung übertragen und Mahmoud hat innerhalb kürzester Zeit sowohl die deutsche Sprache wie auch die Anforderungen bei seiner Tätigkeit erlernt. Sein Projektleiter ist hochzufrieden: „Ein flinker und engagierter junger Mann.“ Gründungsgeschäftsführer Jürgen Maunz schloss mit der Versicherung, dass die IDS dieses erfolgreiche Projekt weiterführen wird.

    Unterschrift Foto: Emran Wafa ist einer von mittlerweile 85 Flüchtlingen, die bei der Firma IDS beschäftigt sind. Er wird demnächst sogar Schichtleiter. Bild: Andrea Rexer, ©Schwäbische Zeitung