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    26 Flüchtlinge haben dieses Jahr in der Region Ulm und Biberach ihre IHK Ausbildungsprüfungen bestanden und sind somit nun anerkannte Fachkräfte.

    Eberhardzell, 03.09.2019 (Katrin Bölster, ©Katrin Bölster)

    26 Flüchtlinge haben dieses Jahr in der Region Ulm/Biberach ihre IHK-Ausbildungsprüfungen bestanden und sind somit nun anerkannte Fachkräfte. Einerseits ist das eine sehr gute Nachricht, denn Fachkräfte werden in der Region händeringend gesucht. Andererseits ist nicht bei allen klar, ob sie in Deutschland bleiben dürfen.

    Auch bei Faisal Mehmood ist es noch nicht ganz sicher, wie lange er weiter als Fachkraft im Bereich Metalltechnik für Torbau Schwaben arbeiten darf. Denn der 22-Jährige kommt aus Pakistan, einem sogenannten sicheren Herkunftsland. Sein erster Asylantrag wurde daher abgelehnt, er erhielt eine Duldung.

    Ich hatte wenig Chancen, die wirtschaftliche Lage ist so schlecht bei uns. Faisal Mehmood

    Das bedeutete, er durfte weder arbeiten noch einen Sprachkurs machen, als er vor knapp vier Jahren alleine nach Deutschland kam. Über die Gründe, warum er in so jungen Jahren seine Heimat und seine Familie verlassen hat, redet er nicht so gern.

    „Ich hatte wenig Chancen, die wirtschaftliche Lage ist so schlecht bei uns“, sagt er. Acht Jahre habe er zuhause die Schule besucht, danach seinen Eltern in der kleinen Landwirtschaft geholfen.

    Weg bis zur Abschlussprüfung

    Faisal ist sehr ruhiger junger Mann. Zurückhaltend, fast schüchtern. Aber er sei ein sehr motivierter, zuverlässiger und guter Arbeiter, sagt sein Chef Roland Kaiser. „Eigentlich der ideale Auszubildende, wie man ihn sich wünscht.“ Eigentlich.

    Denn obwohl nach einem Praktikum schnell klar war, dass Faisal gut ins Unternehmen passen würde, war der Weg bis zur Abschlussprüfung voller Hürden.

    Um die Zulassungsvoraussetzungen für die Berufsfachschule Metall zu erfüllen, musste der junge Pakistani zuerst einmal ein Jahr die Landwirtschaftsschule besuchen und einen Deutschkurs machen. Staatliche Unterstützung gab es aufgrund seiner Duldung keine.

    Die Kosten für den Deutschkurs übernahmen die Firma und der junge Lehrling selbst. Während dieser Zeit arbeitete er als Hilfsarbeiter bei Torbau Schwaben. Erst danach, im September 2017, konnte er mit der Ausbildung beginnen.

    „Wir als Betrieb müssen einen jungen Flüchtling viel mehr betreuen als einen deutschen Auszubildenden“, erklärt Kaiser. Er könne verstehen, wenn vor allem kleinere Betriebe das nicht auf sich nehmen wollten oder könnten.

    Ausbildungsduldung befristet

    Im Fall von Faisal habe sich die Mühe jedoch gelohnt. Der junge Mann habe die IHK-Abschlussprüfungen gut bestanden. Danach allerdings durfte der Betrieb ihn zuerst nicht weiter beschäftigen.

    Denn die Erlaubnis, zu arbeiten, galt nur für die Zeit der Ausbildung. „Gerade bei Geduldeten ist die Situation sehr kompliziert“, erklärt Armin Speidel, Leiter des Welcome Centers Ulm/Oberschwabens.

    „Erhält ein Geduldeter während der Ausbildung eine Ausbildungsduldung, hat er gute Chancen, danach auch weitere zwei Jahre hier arbeiten zu dürfen.“

    Die im Integrationsgesetz festgelegte 3+2-Regelung greife dann. Anders sehe es aus, wenn das Asylverfahren während der Ausbildung noch nicht abgeschlossen sei, so wie im Fall eines jungen Gambiers aus dem gleichen Ausbildungsjahrgang.

    Denn so lange das Asylverfahren läuft, kann keine Ausbildungsduldung beantragt werden – und ohne die gibt es wiederum keine Arbeitserlaubnis nach dem Ende der Ausbildung. Und wer im Land nur geduldet ist, kann jederzeit abgeschoben werden.

    Tag und Nacht. Und völlig unabhängig davon, ob er sich gerade in einer Ausbildung befindet oder sogar eine Festanstellung hat.

    „Es ist sehr erfreulich, dass wir nun allein in diesem Jahr 26 neue Fachkräfte durch die Ausbildung von Flüchtlingen gewonnen haben“, fasst Speidel zusammen. „Es ist aber frustrierend für die Unternehmen, wenn sie so viel Zeit und Mühe in die Ausbildung dieser Menschen gesteckt haben und dann immer noch keine Garantie vom Staat erhalten, dass die Flüchtlinge bleiben dürfen – und die ganze Mühe sich endlich auszahlt.“

    Die IHK appelliere deswegen an die Ausländerbehörden, den vorhandenen Ermessensspielraum im Sinne der Betroffenen und der Unternehmen auszulegen.

    Auch Faisal ist anzumerken, dass er sich im Moment nur verhalten über seine bestandene Prüfung freuen kann. Zwar hat ihn Torbau Schwaben sofort unbefristet eingestellt und der Antrag für eine endgültige Aufenthaltsgenehmigung läuft.

    Richtig aufatmen wird der junge Mann allerdings erst, wenn er weiß, dass er bleiben kann. Laut Kaiser seien die Signale seitens der Ausländerbehörde in Faisals Fall jedoch positiv.

    Unterschrift Foto: Faisal Mehmood hat seine Ausbildung zum Metalltechniker bei Torbau Schwaben abgeschlossen. Sein Chef Roland Kaiser hofft nun, dass er seine Fachkraft weiter beschäftigen kann. Bild: Katrin Bölster, ©Katrin Bölster