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    Riedlinger Freundeskreis für Fremde verteilt Geschenke an benachteiligte Kinder

    Riedlingen, 21.12.2015 (Kerstin Schellhorn, ©Schwäbische Zeitung)

    Riedlingen sz
    Für etwa 100 benachteiligte Kinder aus Riedlingen und Umgebung hat die Bescherung in diesem Jahr schon ein paar Tage vor Heiligabend stattgefunden: In der Aula des Kreisgymnasiums verteilte der Freundeskreis für Fremde Geschenke, die zuvor gespendet worden waren – und sorgte damit vor allem bei den Kleinsten für strahlende Augen.

    Die Mitglieder des Freundeskreises für Fremde und ihre vielen ehrenamtlichen Helfer übergaben die nummerierten Weihnachtspäckchen von der Bühne aus. Damit auch jedes Kind eines bekommt, waren am Eingang Losnummern verteilt worden. Tanja Bloching, die seitens der Stadt die Flüchtlingsarbeit und auch den Freundeskreis unterstützt, erzählt von einem zweijährigen Mädchen, das ein großes pinkes Paket ganz alleine entgegennahm, und dann beinah das Gleichgewicht verloren hätte. Dabei lächelt die Frau vom Ordnungsamt mindestens genauso strahlend wie das kleine Mädchen.

    Offensichtlich war die Geschenke-Sammelaktion für alle Beteiligten ein Erfolg. Als die Spender ihre Geschenke am vergangenen Freitag im Kreisgymnasium abgaben, waren zuvor schon jede Menge Päckchen im Rathaus eingegangen. „Eineinhalb Autos konnten wir voll machen“, sagt Blocking. „Beim Einladen am Christbaum auf dem Marktplatz kamen wir uns vor wie’s Christkind.“

    Weitere 100 Geschenke brachten die ehrenamtlichen Helfer von der Michel-Buck-Gemeinschaftsschule Ertingen-Herbertingen mit. Denn auch dort hatte man eifrig für benachteiligte Kinder gesammelt. Mitgekommen waren auch acht Schüler, die beim Sortieren der Päckchen nach Alter und Geschlecht halfen.

    400 Geschenke lagen am Ende für die Kinder bereit – das Vierfache von dem, was eigentlich gebraucht worden wäre. Dabei habe man am Anfang Angst gehabt, dass nicht genügend zusammenkommt, erklärt Bloching. „Das ist ein Zeichen, dass Riedlingen wirklich eine Willkommenskultur pflegt.“ Die Kinder des Kindergartens Zwiefaltendorf etwa hätten sich von sich aus gemeldet und gesagt, dass sie etwas für Flüchtlingskinder machen möchten. Und so sei Gruppenleiterin Steffi Beller natürlich froh gewesen, als sie von der Aktion des Freundeskreises für Fremde gehört habe, erzählt Bloching weiter.

    Zum Abgabetermin im Kreisgymnasium habe ein Kind seine Stelzen vorbeigebracht, weil es einem anderen damit eine Freude machen wollte. Das ist ihm gelungen. „Die Stelzen kamen sehr gut an“, weiß die Ordnungsamtsleiterin.

    Es geht um Begegnung

    Der Freundeskreis habe mit der Aktion aber auch zeigen wollen, dass nicht nur Flüchtlinge, sondern auch deutsche Kinder benachteiligt sein können. Somit ging es bei der kleinen Weihnachtsfeier im Kreisgymnasium auch um die Begegnung zwischen Einheimischen und Fremden. „Und wenn wir bloß fünf Deutsche mehr davon überzeugt haben, dass Flüchtlinge auch bloß Menschen sind, ist es gut.“

    Zu Beginn wurde die Weihnachtsgeschichte vorgetragen – in vereinfachter Form und in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Arabisch. Dass das Interesse an den religiösen Traditionen der hier lebenden Menschen groß ist, zeigt die Tatsache, dass es besonders beim Vortrag auf Arabisch still wurde unter den Gästen. Auch gefragt worden sei viel, sagt Bloching. „Was ist ein Christbaum?“ und „Warum heißt der so?“ Zu „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ summten die Kinder und wiegten sich im Takt, auch wenn sie den Text nicht mitsingen konnten. Dank einer Geldspende gab es zum Abschluss noch für alle Punsch und Lebkuchen.

    Die Geschenke, die übrig sind, verteilen die Sozialarbeiterinnen des Landkreises an Kinder, die in den Gemeinschaftsunterkünften in Heudorf, Dürmentingen und in Biberach leben. „Und sie werden zum Teil in Willkommensgeschenke umgewandelt“, erklärt Tanja Bloching. Kommt in nächster Zeit ein Kind in einer der Riedlinger Gemeinschaftsunterkünfte an, darf es eines der Päckchen entgegennehmen.

    Unterschrift Foto: So groß, wie die Geschenke waren, wurden auch die Augen der Kinder, als sie sie entgegennehmen durften Bild: Thomas Warnack, ©Schwäbische Zeitung