Es sind bewegende Momente, die sich auf dem Biberacher Marktplatz abgespielt haben. Mehr als 800 Menschen setzten am Donnerstagabend ein Zeichen für Frieden, gegen Fremdenhass und gegen die Politik der AfD.
„Dass so viele Menschen gekommen sind, zeigt uns, dass die Bürger in Biberach für eine weltoffene Gesellschaft sind“, sagt Martin Goeth, einer der Organisatoren der Demonstration. „Wir in Biberach wollen die AfD nicht, wir wollen keine Politik, die Hass und Angst schürt.“
Unter dem Titel „Für ein weltoffenes Biberach – gegen den Rechtspopulismus der AfD“ hatten er und ein paar andere Biberacher vor knapp vier Wochen zur Kundgebung aufgerufen. Anlass dafür war die Wahlkampfveranstaltung der AfD, zu der die Partei ebenfalls am Donnerstagabend in die Stadthalle eingeladen hatte. Dem wollten die Biberacher entgegentreten. Mit Erfolg. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass die ganze Sache so groß wird“, sagt Martin Goeth.
Neben ihm standen noch weitere Redner auf der Bühne wie Erik Volkmann, der als Vertreter der politischen Jugend sprach: „Wenn ich sehe, dass sogenannte Bürgerwehren gegründet wurden, dass Granaten auf Flüchtlingsheime geworfen werden, Flüchtlingsunterkünfte brennen oder ein tobender Mob unter ,Wir sind das Volk‘-Rufen Busse mit Geflüchteten behindert, dann kann ich gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.“ Und weiter: „Die Alternative für Deutschland ist keine Alternative für Deutschland. Wir brauchen politische, soziale und menschliche Lösungen.“
Das sieht Markus Köder, Betriebsratsvorsitzender bei Kavo, ähnlich: „Die AfD ist wirklich keine Alternative, sie ist marktradikal, antifeministisch, rassistisch. Die AfD ist einfach gesagt unwählbar.“
Auch Dagmar Rüdenburg vom IFF und Noorullah Aziz aus Afghanistan verliehen ihren Gefühlen Ausdruck: „Ich habe die 64 Seiten Landtagswahlprogramm der AfD studiert. Es ist ein Dokument von Rückschritt, Lügen und Hetze“, so Rüdenburg. „Hetze und Rassismus dürfen keinen Platz in dieser Stadt haben.“ Norullah Aziz sagt: „Viele von uns sind gekommen, weil wir vor Krieg, Verfolgung und Elend fliehen, nicht um Geld vom Staat zu bekommen.“ Er habe seit sechs Wochen einen Job, „ich will kein Geld von Biberach“.
Hellger Koepff, evangelischer Dekan, kennt die Geschichten vieler Flüchtlinge und weiß: „Es ist eine große Aufgabe, die auf uns wartet. Es ist eine Herausforderung. Aber das Wort Flüchtlingskrise ist ein Unwort, es stellt die Verhältnisse auf den Kopf.“ Und weiter: „Angst gehört zu uns. Sie ist ein Teil von uns. Wer Angst missbraucht, um die eigene politische Suppe zu kochen, wer Angst schürt und dadurch Öl ins Feuer der politischen Diskussion gießt, muss mit unserem erbitterten Widerstand rechnen.“ Deshalb setzten die Biberacher mit der Kundgebung auf dem Marktplatz ein friedliches Zeichen. Sie tanzten und klatschten zur Musik der Trommler aus Gambia und ließen sich von Sängerin Mimi Elsässer und ihrer außergewöhnlichen Stimme mitreißen.
Unterschrift Foto: Die Biberacher Sängerin Mimi Elsässer sorgt mit ihrer beeindruckenden Stimme für die musikalische Unterhaltung bei der Demo Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung