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    Der Landkreis richtet in den Unteren Stegwiesen eine Gemeinschaftsunterkunft ein

    Biberach, 16.10.2015 (Markus Dreher, ©Schwäbische Zeitung)

    Der Landkreis Biberach richtet in den Unteren Stegwiesen in Warthausen eine Gemeinschaftsunterkunft für circa 100 Flüchtlinge ein. Im November werden 90 Wohncontainer auf der Wiese zwischen Fitnessstudio Clever Fit und der Straßenmeisterei aufgebaut. Voraussichtlich im Dezember ziehen die Flüchtlinge ein.

    Aus welchen Ländern die Bewohner kommen und wieviele Familien und Einzelpersonen darunter sind, ist offen. „Das erfahren wir momentan immer etwa eine Woche im Voraus“, sagte Bernd Schwarzendorfer, der Sprecher des Landratsamts, in einem Pressegespräch zusammen mit Bürgermeister Wolfgang Jautz. Zurzeit kommen jeden Monat circa 350 Flüchtlinge im Kreis an, die das Landratsamt vorläufig unterbringen muss. Schwarzendorfer sagte: „Wir sind der Gemeinde sehr dankbar, dass sie uns so hervorragend unterstützt.“

    Läden und Bahnhof sind zu Fuß sehr gut zu erreichen

    Die Gemeinde ist planungsrechtlich für das Gelände auf Warthauser Gebiet zuständig, Eigentümerin ist die Stadt Biberach. Den Verantwortlichen im Landratsamt fiel das Areal ins Auge, weil es sich gut eignet: Die Fläche ist groß genug und frei, obendrein optimal angebunden. Das Gelände liegt zwar im Gewerbegebiet, aber nah bei Einkaufsmärkten im Ort. Der Bahnhof und eine Bushaltestelle befinden sich gleichsam vor der Haustür.

    Ende Oktober oder Anfang November werden Fundamente hergestellt. Das Abwasser wird über den Kanal Untere Stegwiesen abgeleitet. Auf der dieser Straße zugewandten Seite, von der Landesstraße Richtung Ulm abgerückt, werden die 90 Wohncontainer in zwei eingeschossigen Blöcken angeordnet. Anders als in der Bleicherstraße in Biberach mietet der Kreis hier komplett fertig eingerichtete Wohncontainer an.

    Sie bieten nicht nur Schlafplätze, betonte der Sprecher des Landrats. Sanitär- und Küchencontainer seien ebenso vorgesehen wie Gemeinschaftsräume. Auch deswegen unterscheide sich die Situation von der in großen Landeserstaufnahmestellen, wo teilweise 3000 bis 4000 Menschen leben und manchmal keine Aufenthaltsräume übrig bleiben. Diese Fernsehbilder hätten viele Bürger vor Augen, „aber das sieht bei uns anders aus“, sagte Schwarzendorfer.

    Daher habe es in den inzwischen zahlreichen Gemeinschaftsunterkünften im Kreis Biberach keine Probleme gegeben. Sicherheitsdienste hätten sich noch in keiner Unterkunft als nötig erwiesen – außer in Riedlingen, dort aber nach Hakenkreuzschmierereien wohlgemerkt zum Schutz der Flüchtlinge.

    Selbstverständlich rücke die Polizei bei Verdacht auf Straftaten an – wie in jedem anderen Viertel mit 100 Einwohnern, aber ohne auffällige Häufung, sagte Schwarzendorfer. Jautz, früher selbst als Polizist tätig, ergänzte: „Das ist auch völlig richtig, die Flüchtlinge sollen lernen, welche Ordnung hier gilt.“

    Die Unterkunft in Warthausen wird vom Landkreis betrieben: Dieser betreut die Bewohner, ein Sozialarbeiter und ein Hausmeister kümmern sich um Bewohner und Einrichtung. Dennoch betrifft dies natürlich die Gemeinde und eine ergänzende ehrenamtliche Begleitung der Neuankömmlinge wird vorbereitet. Jautz sagte, der Gemeinderat habe das Vorhaben unter dem Gesichtspunkt der Sachaufgaben diskutiert, die auf die Gemeinde zukommen. Ob Kinder in die Kindertagesstätten und die Schule kämen, müsse man abwarten.

    Gemeinde will „Vielfalt in Warthausen“ gestalten

    Der Bürgermeister rief die Bürger auf, den Flüchtlingen „einen guten Start in einer neuen Umgebung zu ermöglichen“. Die Integration gelinge nur, „wenn wir einen offenen und fairen Umgang miteinander pflegen“. Die Gemeinde will die Bürger informieren und hat auf ihrer Homepage unter der Rubrik Gemeinde einen Reiter zum Thema Flüchtlinge eingerichtet.

    Jautz ist zuversichtlich, dass es gut gelingen wird, einen ehrenamtlichen Helferkreis aufzubauen. Die katholische und die evangelische Kirche engagierten sich „und da haben wir ein gutes Umfeld und Netzwerk“. Im Rathaus bearbeitet Beate Eckert das Thema und den Verantwortlichen schwebt als Titel „Vielfalt in Warthausen“ vor – der Name ist Programm.

    Der Landkreis Biberach und die Gemeinde Warthausen laden am Mittwoch, 21. Oktober, zu einem Bürgerinformationsabend ein. Er beginnt um 19.30 Uhr in der Turn- und Festhalle Warthausen. Der zuständige Sachgebietsleiter Jürgen Kraft vom Landratsamt und Bürgermeister Wolfgang Jautz beantworten Fragen zum Thema Flüchtlinge. Es gibt schon erste Informationen, welche Art von ehrenamtlicher Hilfe sinnvoll ist.

    Unterschrift Foto: Auf der Wiese zwischen Fitnessstudio Clever Fit (links) und Straßenmeisterei werden voraussichtlich von Dezember an rund 100 Flüchtlinge in Wohncontainern untergebracht. Das Foto ist von den Unteren Stegwiesen aus aufgenommen Bild: Gemeinde Warthausen