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    Kirchen und Kommunen wollen in Achstetten und Burgrieden „Arbeitskreise Asyl“ gründen

    Achstetten, 07.10.2015 (Reiner Schick, ©Schwäbische Zeitung)

    Zwei „Arbeitskreise Asyl“ sollen bald in Achstetten und Burgrieden entstehen. Ziel ist es, die ehrenamtliche Begleitung von Flüchtlingen in beiden Gemeinden zu organisieren und die Helfer zu vernetzen. „Es ist eine gemeinsame Geschichte der bürgerlichen und der ökumenischen Gemeinde“, betonte Andreas Kernen, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Oberholzheim, bei einer Gesprächsrunde in der Laupheimer SZ-Redaktion. Mit dabei waren auch seine Frau Doris Seitz-Kernen, der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Unteres Rottal, Stefan Ziellenbach, die beiden Bürgermeister Kai Feneberg (Achstetten) und Josef Pfaff (Burgrieden) sowie Sozialarbeiterin und Diakonin Angelika Eyrich, Koordinatorin der ökumenischen Flüchtlingshilfe im Landkreis Biberach.

    „Wir hatten das Projekt schon vor mehr als drei Monaten angedacht. Damals ahnten wir noch nicht, dass sich die Dinge so dramatisch entwickeln würden und das Thema drängender denn je ist“, erklärt Andreas Kernen. Dabei müssten die Kommunen zunächst nur Unterkünfte stellen, „aber die Kirchengemeinden haben die Pflicht, mit ihrer ehrenamtlichen Manpower bei der Betreuung der Flüchtlinge mitzuhelfen“. Dies ergebe sich für Christen allein schon aus der Heiligen Schrift, ergänzt Stefan Ziellenbach: „In der Bibel stoßen wir auf viele Stellen, die uns sagen, dass wir für den Nächsten da sein müssen, wenn er Hilfe braucht.“

    Auch Helfer brauchen Hilfe

    Viele Menschen in den Gemeinden kämen dieser Aufgabe gerne nach, sagten die Bürgermeister Feneberg und Pfaff, aber alleine seien sie dazu kaum in der Lage. „Sie brauchen Unterstützung und die Möglichkeit, sich auszutauschen“, meint Josef Pfaff. Die Gründung von Arbeitskreisen sei daher der richtige Schritt, war man sich in der Gesprächsrunde einig – zum einen, um die Helfer zu vernetzen und die Aufgaben zu koordinieren, zum anderen sollten die Flüchtlinge feste Ansprechpartner erhalten, zu denen sie Vertrauen fassen können. Kai Feneberg stellte fest, dass die Flüchtlinge mit vielen Anliegen zunächst aufs Rathaus kommen. „Aber wir sind personell gar nicht in der Lage, das zu bewältigen“, sagt der Achstetter Bürgermeister. „Durch den Arbeitskreis erhoffe ich mir die nötige Entlastung, und die Flüchtlinge sollen merken, dass sie nicht alle Probleme alleine lösen müssen.“

    Wie so ein Arbeitskreis strukturiert sein könnte, zeigt im Großen das Beispiel Laupheim. Beim dortigen Unterstützerkreis „Brücken bauen“, der von Angelika Eyrich koordiniert wird, gibt es Hauptverantwortliche für verschiedene Aufgabenbereiche wie Behördengänge, Sprachunterricht, Arbeitsvermittlung oder Freizeitgestaltung. Auf dem Land sind solche Organisationen noch rar. „Vorreiter war Wain“, meint Angelika Eyrich. Dort hätte sich für vier Flüchtlinge schnell ein Helferkreis mit zwischenzeitlich bis zu 25 Ehrenamtlichen aufgebaut. „Ganz wichtig für die Flüchtlingsfamilien sind Paten, also konkrete Ansprechpartner“, sagt sie.

    Zwei Infoabende

    Um für die Mitarbeit in den „Arbeitskreisen Asyl“ in Achstetten und Burgrieden zu werben, gibt es an beiden Orten je einen Infoabend. Angesprochen fühlen sollen sich nicht nur die üblichen Ehrenamtlichen, die ohnehin schon in der Gemeinde tätig sind, sondern alle Bürger. Wer Interesse hat, kann sich beim Infoabend in Listen für eine bestimmte Aufgabe eintragen. „Es gibt aber auch allgemeine Informationen zum Thema Asyl. Zum Beispiel: Wie sind die Asyl-Regelungen in Deutschland? Welche Leistungen bekommen die Flüchtlinge?“, erklärt Angelika Eyrich.

    „Nach dem ersten Schockzustand, in den die Öffentlichkeit angesichts der jüngsten Entwicklung geraten ist, gehen wir nun über in die Phase des Reagierens. Es geht ums aktive Gestalten unserer Hilfen“, sagt Stefan Ziellenbach. Doris Seitz-Kernen hofft, dass mithilfe der Arbeitskreise auch die entstandenen Ängste abgebaut werden können: „Wir dürfen die Flüchtlinge nicht als Bedrohung unserer Werte sehen, sondern als Menschen, und ihnen entsprechend begegnen.“ Stefan Ziellenbachs Fazit hat für alle Gemeinden Gültigkeit: „Es kommt noch viel auf uns zu – und wir müssen bereit sein für alles.“

    Die Termine für die öffentlichen Infoabende: in Achstetten am Dienstag, 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus, in Burgrieden am Montag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im Rathaus.

    Unterschrift Foto: Hilfe im Alltag sollen die Asyl-Arbeitskreise den Flüchtlingen bieten – sei es beim Gang zur Behörde oder auch zum Friseur Bild: Carmen Jaspersen, ©Schwäbische Zeitung