Mit der Förderung von Kindern von Migranten vor allem aus osteuropäischen EU-Ländern und zunehmend auch Flüchtlingen hat man am Gymnasium Ochsenhausen schon ein wenig Erfahrung. Eine offizielle gymnasiale Vorbereitungsklasse besteht im zweiten Jahr, zuvor gab es das Angebot dank des Fördervereins des Gymnasiums. Die Erfahrungen damit seien durchweg positiv, sagt Schulleiterin Elke Ray. Und das Projekt trägt Früchte: Vor wenigen Monaten überreichte Ray einer jungen, aus Rumänien stammenden Schülerin das Abiturzeugnis.
Vor vier Jahren sei die junge Rumänin ans Gymnasium Ochsenhausen gekommen, aus Spanien, wo sie zuvor mit ihren Eltern gelebt hatte, erzählt Elke Ray. Das Mädchen hatte sehr gute Zeugnisse aus Spanien mitgebracht, doch etwas Wesentliches für ein Leben in Oberschwaben fehlte ihr: deutsche Sprachkenntnisse. „Sie konnte null Deutsch“, erinnert sich Ray an ihre erste Schülerin mit Migrationshintergrund. Die Rumänin, die damals in eine achte Klasse einstieg, glich dank der speziellen Sprachförderung am Gymnasium ihr Defizit aus und erwarb „ohne Zeitverlust“ im Sommer 2015 das Abitur.
Sie wird nicht die einzige bleiben, denn seither hat die Zahl der Migranten- und Flüchtlingskinder zugenommen. Eine gymnasiale Vorbereitungsklasse wird nur genehmigt, wenn ihr mindestens zehn Kinder angehören, in Ochsenhausen „haben wir zwischen zwölf und 16 Kinder“, sagt die Schulleiterin.Ob ein Kind von Zuzüglern fürs Gymnasium infrage kommt, darüber entscheidet ein „umfassendes und individuelles“ Aufnahmeverfahren, in dem eine große Runde – darunter Lehrer, Vertreter der Schulbehörde, Familienmitglieder, Dolmetscher, mögliche Paten vor Ort – das Für und Wider abwägt. Was die Kinder, über die diskutiert wird, gemein haben: Ihre Schulzeugnisse aus ihre
Die Migranten- und Flüchtlingskinder sind nicht nur Teil einer Vorbereitungsklasse, sondern nehmen auch am Regelunterricht einer bestehenden Klasse am Gymnasium teil. „Wir suchen Klassen, in die die Kinder reinpassen, wobei die anderen Kinder meist ein Jahr jünger sind“, so Elke Ray. Würden die Kinder der Zuzügler mit gleichaltrigen einheimischen Kindern unterrichtet, besteht die Gefahr, dass sie „überrollt werden“. Zur Sprachförderung – neben Deutsch oft auch in der Fremdsprache Englisch – werden die Kinder aus der Regelklasse „herausgezogen“.
Dafür hat das Gymnasium nun im zweiten Schuljahr, seit der offiziellen Anerkennung durch die zuständigen Schulbehörde, eine Lehrbeauftragte mit einem Stundendeputat, zudem engagieren sich im Sprachunterricht pensionierte ehemalige Lehrer. Doch auch die Klassenlehrer der Klassen mit einem Migranten- oder Flüchtlingskind haben einen zusätzlichen Aufwand, weil das Pendeln der Kinder zwischen Regel- und Förderunterricht gute Absprachen erfordert.
Auch wenn sich Elke Ray von den übergeordneten Schulbehörden zusätzliche Stunden und weiteres Personal für die Sprachförderung der Kinder wünschen würde, geht das Konzept aus ihrer Sicht auf. Die Migranten- und Flüchtlingskinder stark in die normalen und möglichst viele Klassen einzubeziehen, beschleunigt das Sprachenlernen und somit auch deren Integration. „Wenn man sie zusammenstecken würde, würden sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten.“ Rund ein halbes Jahr, so die Erfahrung am Gymnasium Ochsenhausen, brauchen die Kinder, bis sie den Anschluss herstellen, im zweiten Schuljahr würden sie dann integriert und im dritten, sagt Elke Ray, „laufen sie normal in einer Klasse mit“.
Idealerweise bis zum Abitur, wie bei der jungen Rumänin, die dank der intensiven Förderung von Schule und Förderverein in vier Jahren den Weg vom Erlernen der deutschen Sprache bis zur Hochschulreife zurücklegte.
r Heimat enthalten sehr gute Noten, die Kinder sprechen aber kein oder kaum Deutsch.
Unterschrift Foto: Eine der Neuerungen am Gymnasium Ochsenhausen ist eine Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder. Das Bild zeigt Kinder dieser Klasse im Regelunterricht einer fünften Klasse Bild: Gymnasium Ochsenhausen