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    Ehrenamtliche Helfer erstellen von 60 Flüchtlingen Profile für eine Online-Jobbörse

    Laupheim, 02.11.2015 (Roland Ray, ©Schwäbische Zeitung)

    60 Flüchtlinge, die gerne arbeiten möchten, sind bei einer Aktion in Laupheim registriert worden. Mithilfe der kostenfreien Online-Jobbörse „Workeer“ sollen sie und potenzielle Arbeitgeber zusammengebracht werden.

    Stundenlange Detailarbeit

    Ist dies die Kilian-von-Steiner-Schule? Aber ja! Am Samstag gleicht sie freilich einem Jobcenter. Die ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer Armin Speidel und Manuel Manz haben 50 freiwillige Helfer für ein in Laup- heim bisher einmaliges Projekt zusammengetrommelt. In stundenlanger Detailarbeit erstellen sie Online-Profile von Asylsuchenden, die Betrieben im Handumdrehen einen Überblick geben sollen, ob aus diesem Personenkreis geeignete Mitarbeiter oder Praktikanten zur Verfügung stehen.

    „Aus den Gemeinschaftsunterkünften am Bronner Berg und in der Fockestraße sind fast alle der über 18-Jährigen unserem Aufruf gefolgt, dazu einige aus dem Umland“, berichtet Armin Speidel. „Das zeigt, diese Menschen kommen nicht zu uns, um auf Kosten der Allgemeinheit zu leben. Sie wollen arbeiten und für sich selbst sorgen. So wie sie es in ihrer Heimat getan haben, bevor sie durch Krieg und Verfolgung daran gehindert wurden.“ Jetzt gelte es, ihnen in Deutschland eine Perspektive zu eröffnen.

    Bedarf an ihrer Arbeitskraft bestehe allemal, ist der Student aus Bronnen überzeugt. Er führt das Beispiel eines Dachdeckerbetriebs aus der Region an, bei dem zwei junge Männer aus Gambia untergekommen sind. Dieses Unternehmen wie auch andere suchten zum Teil seit Jahren vergeblich Mitarbeiter und hätten wegen Personalmangels schon Aufträge verloren.

    32 Profile sind schon hochgeladen

    Im EDV-Raum der Laupheimer Berufsschule herrscht emsige Betriebsamkeit. Helfer und Asylsuchende sitzen vor den Bildschirmen und tüfteln am jeweiligen Profil. Der Ablauf ist erstklassig organisiert. Als Erstes ist zu klären, ob der aktuelle Aufenthaltsstatus es erlaubt, erwerbstätig zu werden. Bei 32 von 60 Aspiranten ist dies am Samstag der Fall – „ihre Profile sind bereits auf ,Workeer’ hochgeladen“, sagt Speidel. Bei den anderen sei die Aufenthaltsgestattung wohl nur eine Frage der Zeit. Ihre Daten sind fix und fertig vorbereitet und können, sobald der Zeitpunkt gekommen ist, über einen Zugangscode auf die Internet-Plattform geschickt werden.

    Ousman (20) lebt seit August in der Fockestraße. In Gambia, wo ein Diktator herrscht, sei sein Leben in Gefahr gewesen, erzählt er. Über den Senegal, Mali und Libyen hat er sich auf ein überfülltes Boot nach Italien gerettet. Ousman hat in der Landwirtschaft gearbeitet. Auch in Deutschland möchte er seinen Lebensunterhalt verdienen und etwas für das Gemeinwesen beitragen – „wir wollen Teil der Gesellschaft sein“.

    Sarah Schuhmacher trägt Ousmans persönliche Daten in das Online-Profil ein. Seine Schulkenntnisse, Fertigkeiten und Interessen, seine Motivation – alles, was Arbeitgebern an Information nützlich sein kann. Ein professionelles Passbild liefern Teams des Laupheimer Fotokreises, die im Foyer der Berufsschule ein mobiles Studio eingerichtet haben. Sie sind ebenfalls ehrenamtlich dabei. „Über mangelnde Unterstützung können wir uns wirklich nicht beklagen“, sagt Armin Speidel. Heimische Firmen sponsern Essen und Getränke.

    Dolmetscher für Englisch, Französisch, Serbo-Kroatisch, Farsi, Arabisch und Mandarin stehen bereit; im Vorfeld haben sie Dokumente übersetzt und Fragen für die Registrierung formuliert. Viel gefragt am Samstag ist Sabrin Kossentini (23), als Tochter tunesischer Eltern des Arabischen kundig, aufgewachsen in Weingarten, Studentin der Wirtschaftsinformatik. Ein Hochschuldozent hat sie auf die Aktion in Laupheim aufmerksam gemacht, und Sabrin hat gleich noch ihre Schwester und ihre Cousine mitgebracht. Jetzt spricht sie gerade mit der gleichaltrigen Sinidu aus Eritrea. „Sie hat schon ein hartes Leben hinter sich.“

    Vor allem Menschen aus Bau- und Handwerksberufen seien am Samstag registriert worden, sagt Armin Speidel. Ein Schneider, ein Schweißer, zwei Metzger, studierte Informatiker und Ingenieure waren ebenfalls dabei. Speidel ist zuversichtlich. Er habe Zusagen von Firmen für weitere Festanstellungen sowie Praktika mit der Chance auf eine Ausbildung. Der Bund der Selbständigen Laupheim und der Laupheimer Unternehmerkreis zeigen sich aufgeschlossen, und auch verschiedene Innungen unterstützen die Aktion.

    Die in Laupheim erstellten Profile finden sich auf workeer.de. Dort das Feld „Bewerber“ anklicken und die Postleitzahl 88471 für Laupheim und einen Umkreis von 25 Kilometer eingeben.

    Unterschrift Foto: Sabrin Kossentini (links) hat das Profil für Sinidu aus Eritrea erstellt Bild: Roland Ray, ©Schwäbische Zeitung
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    Jobs bei Freunde für Fremde Laupheim

    Dies ist eine Aktion der Arbeitsgruppe Jobs des Arbeitskreises Freunde für Fremde in Laupheim

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