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    Gemeinschaftsunterkunft in Altheim geschlossen – Freundeskreis Asyl bleibt aktiv

    Altheim, 19.11.2017 (Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung)

    Altheim sz
    Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche, dass die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Altheim geschlossen wird. Jetzt ist es Fakt. Am 10. November sind die letzten Bewohner ausgezogen. Die bis zuletzt verbliebenen unbegleiteten Minderjährigen siedelten nach Riedlingen um. Davor hatten in den vergangenen Wochen nach und nach auch die anderen Asylbewerber die Räume im ehemaligen „Donautal“ verlassen und waren andernorts untergekommen.

    Ein Eigentümerwechsel eröffnete dem Landratsamt Biberach die Chance, die vorgehaltenen Plätze in Gemeinschaftsunterkünften zu reduzieren, ist es doch Ziel, 1 000 von bestehenden 3 000 abzubauen. Denn, so Pressesprecher Bernd Schwarzendorfer, kamen vor zwei Jahren 400 Flüchtlinge monatlich in den Landkreis, so sind es derzeit noch 30.

    Das frühere „Donautal“ soll nach dem Erwerb durch das Ehepaar Niroz Zinal und Jamil Zienl wieder als Gaststätte geführt werden. Auch Übernachtungsmöglichkeiten will Jamil Zienl in der Donaustraße 75 bieten und zum Beispiel Radfahrer beherbergen. Seit sieben Jahren betreibt er als Pächter das Lokal „Jimmy Pizza Kebab“ an der Hauptstraße in Altheim. Nach umfassender Sanierung beider Gebäude will er zu Beginn des Jahres 2018 in eigenen Räumen Gastlichkeit bieten.

    Im November 2014 kamen die ersten Flüchtlinge im „Donautal“ an. Im März 2016 wurde das Erdgeschoss für bis zu zehn unbegleitete Minderjährige geräumt, denen vom Kreisjugendamt ein Erziehungsbeistand zugeordnet war. Der kümmerte sich um die Jugendlichen, bis sie 18 Jahre alt waren. Verbunden mit dem Geburtstag war auch ein Wechsel der Unterkunft. Insgesamt lebten in den gut eineinhalb Jahren 15 junge Burschen im „Donautal“, zuletzt vornehmlich aus Afrika.

    Gleich zu Beginn der Belegung der Gemeinschaftsunterkunft bildete sich der Freundeskreis Asyl Altheim. Es wurden Sprachkurse angeboten. Betreuer begleiteten die Flüchtlinge zu Arztterminen, brachten sich bei der Job- und Wohnungssuche ein, halfen beim Ausfüllen von Formularen und vielem anderen mehr, freuten sich über Zusagen und litten mit ihnen über negative Auskünfte. Gemeinsam wurden zwei Sommerfeste und weihnachtliche Nachmittage mit dem Backen von Brötchen und dem Besuch des Nikolauses veranstaltet, wurde zu Kaffee- oder Spiele-Nachmittage geladen. Persönliche Zuwendung und Aufmerksamkeit machte vorrangig die Arbeit von Einzelpersonen des Freundeskreises aus und die wird auch künftig den Menschen geschenkt, die ihre Heimat verlassen haben, um in Altheim eine neue zu finden.

    Kümmerer für Flüchtlinge

    Denn, auch wenn die Gemeinschaftsunterkunft geschlossen ist, so versteht sich der Freundeskreis weiterhin als Kümmerer für jene Flüchtlinge, die inzwischen – zum Teil auch direkt aus der Gemeinschaftsunterkunft – von der Gemeinde in der Anschlussunterbringung in Altheim und Heiligkreuztal untergebracht sind oder sogar selber eine Wohnung gefunden haben, wie eine fünfköpfige Familie aus dem Irak. Sie lebte zwischenzeitlich in Riedlingen, kehrte aber gerne wieder dorthin zurück, wo sie bereits freundschaftliche Verbindungen geknüpft hatte.

    In einem Haus auf dem „Bürgle“, für die Anschlussunterbringung vermietet, gab es bereits Nachwuchs in Altheim. Zu der jetzt fünfköpfigen Familie gesellte sich ein Paar aus der GU in der Wohnung im Obergeschoss. Fünf junge Männer haben eine Bleibe in Wohnungen unter der Turnhalle gefunden, ein junger Mann ist privat untergekommen. In der ehemaligen Schule in Heiligkreuztal leben zwei Familien mit – dank ebenfalls eines „oberschwäbischen“ Neuankömmlings – neun, beziehungsweise sechs Personen.

    Hintergründe

    Die Gemeinschaftsunterkunft in Altheim bot 35 Menschen Platz. Seit 2014 haben darin 103 Personen gelebt, 24 Familien und 23 Alleinstehende oder 71 Erwachsene und 32 Kinder. 27,2 Prozent unter ihnen waren dem Krieg in Syrien entflohen. 21,4 Prozent kamen aus Afghanistan und 20,4 Prozent aus dem Irak. Ein Dutzend Nationalitäten lebten unter dem Dach des „Donautals“ während seiner Zeit als Gemeinschaftsunterkunft. Neben den genannten waren dies Eritreer, Inder, Chinesen, Iraner, Pakistani, Mazedonier, Serben, Albaner und Kosovaren.

    Unterschrift Foto: Gemeinsam vom Freundeskreis Asyl und Flüchtlingen wurden in der Gemeinschaftsunterkunft in Altheim Weihnachtsbrötchen gebacken, woran sich gerne auch die Kinder beteiligten. Bild: Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung