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    Ein finanzieller Zuschuss und viel Lob für die 1+1-Mentoren

    Bad Buchau, 07.02.2019 (Annette Grüninger, ©Schwäbische Zeitung)

    Seit fast 14 Jahren unterstützen die 1+1-Mentoren in Bad Buchau und Umgebung Flüchtlings- und Migrantenkinder oder auch Kinder aus bedürftigen einheimischen Familien. Mit ihrem gemeinnützigen, ehrenamtlichen Einsatz haben sich die Mentoren über die Jahre große Anerkennung erarbeitet – auch im Buchauer Gemeinderat, der die Integrationsarbeit erneut mit 1300 Euro unterstützt und auch nicht mit Lob sparte.

    Nach wie vor würden sich die Mentoren aber über weitere Helfer freuen – gerne auch jüngere, um den Fortbestand der ehrenamtlichen Integrationsbegleitung zu sichern. So betreuten im vergangenen Jahr sechs Mentorinnen und ein Mentor insgesamt neun Kinder. Zwei Kinder standen zum Jahresende auf der Warteliste, weil für sie noch kein Mentor gefunden wurde.

    Finanziell scheinen die Mentoren dagegen auf einer stabilen Grundlage zu stehen. In den knapp 14 Jahren ihres Wirkens haben die Integrationshelfer ihren Bekanntheitsgrad gesteigert, berichtete Brigitte Frosdorfer vom Leitungsteam im Gemeinderat. Dadurch sei es einfacher geworden, um Spenden zu werben. Ihre jährliche Zuwendung teilen sich der Landkreis Biberach (1900 Euro) sowie die Stadt Bad Buchau (1300 Euro) und die Gemeinde Oggelshausen (1600 Euro).

    Diese Mittel setzen die Integrationsbegleiter etwa für die alle zwei Monate stattfindenden Spiel-Spaß-Sprechen-Nachmittage ein. Mit Eltern, Kindern und Mentoren nahmen hier im vergangenen Jahr zwischen 26 und 58 Personen teil. Höhepunkte waren etwa eine Theateraufführung, der Besuch des Kletterparks in Bad Waldsee oder der Familienausflug zum Affenberg in Salem. Im Herbst wurde gebastelt und der Nachmittag im Advent stand unter dem Motto „Komm mit zur Krippe“, um auch muslimischen Kindern zu vermitteln, was Christen eigentlich genau an Weihnachten feiern, erläuterte Frosdorfer.

    Einem Kind Zeit schenken

    Hauptsäule der Integrationsarbeit ist aber die Arbeit in den Tandems: Die Mentoren widmen in der Regel einmal in der Woche ihrem Mentorenkind zwei bis drei Stunden, schilderte Frosdorfer den Ablauf. Gemeinsam verbringe man die Zeit mit Basteln, Backen, Lesen, Spielen – und vor allem: mit Sprechen. Auch Hausaufgabenbetreuung sei möglich, Nachhilfe aber erteilen die Ehrenamtlichen nicht. „Die Mentoren unterstützen die Integration“, erklärte Frosdorfer die Aufgabe. Allerdings helfen die 1+1-Mentoren Kinder und Eltern auch bei Schulschwierigkeiten oder mangelnden Deutschkenntnissen, indem sie den Eltern bei der Antragsstellung im Jobcenter zur Seite stehen, Absprachen mit den Lehrern treffen, Nachhilfekräfte vermitteln und die Kosten für den Unterricht ganz oder teilweise übernehmen.

    An Erwachsene richtet sich der Sprachkurs von Christa Klan und Bettina Schneider. „Das ist ein ganz niederschwelliger Kurs, bei dem niemand Angst haben muss, dass er es nicht schafft“, so Frosdorfer. 2018 nutzten Frauen aus Polen, Rumänien, Mazedonien, Kroatien und Syrien das Angebot.

    Wichtig für die ehrenamtliche Arbeit sei zudem der Austausch, so Frosdorfer – unter den Mentoren selbst, die sich jeden zweiten Mittwoch im Monat zur Planung im evangelischen Gemeindehaus treffen, aber auch mit Kooperationspartnern. Mit der Familienschule „Family Help“, verschiedenen Behörden des Landratsamts, der Schulsozialarbeit in Bad Buchau oder dem Ökumenischen Arbeitskreis Asyl haben die Mentoren ein solides Netzwerk geknüpft. „Wir sind aber kein Flüchtlingsprojekt“, korrigierte Frosdorfer im Gemeinderat, „auch wenn natürlich die meisten Kinder mittlerweile aus Flüchtlingsfamilien stammen.“

    „Ich weiß, dass die 1+1-Mentoren im Landratsamt als Vorbild betrachtet werden“, wandte sich Bürgermeister Peter Diesch an Frosdorfer. „Das ist eine tolle Integrationsarbeit, die Sie hier leisten.“ Der Gemeinderat schloss sich den lobenden Worten an und stimmte dem Förderantrag einmütig zu.

    Unterschrift Foto: Etwa mit Vorlesen fördern die 1+1-Mentoren die Integration ihres Mentorenkinds. Bild: symbol: Norbert Försterling, ©Schwäbische Zeitung