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    Das Koffertheater begeisterte die Akteure und ihre Zuschauer

    Riedlingen, 26.11.2017 (Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung)

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    Ein Opernhaus im inzwischen kulturbeflissenen Riedlingen? Das Koffertheater, initiiert von Gisela O’Grady-Pfeiffer und belebt von „neun Kindern aus fernen Ländern und fünf von hier“, wie sie es ausdrückt, machte es möglich. Am Freitag hatte es ins Johannes Zwick-Haus eingeladen, originell begrüßt von den „Entertainerinnen“ Hannah Selg und Cathrin Wagner.

    Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst über den Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg und einer ganzen Reihe weiterer Sponsoren, schenkte es Einblick in seine Theaterwerkstatt und brachte das mit den Kindern zusammen selber entwickelte Stück „So ein Märchen“ zur Aufführung. Eingestimmt und musikalisch umrahmt wurden die Szenen von „Tastenspielen“ junger Schüler der Musikpädagogin O’Grady-Pfeiffer, herausragend dabei die Uraufführung von „Cosmos 1“, komponiert und genial intoniert von dem knapp 14-jährigen Christopher Bischel, der ein zweites Mal zum Zuge kam, als der Computer und damit die Playback-Musik ausfiel. Live ist eben live! Was hinter den Kulissen für Aufregung sorgte, ließ das Publikum nicht entmutigen, doch noch den Höhepunkt des Märchens zu erleben und so geschah es denn auch.

    Was musste das Stubenmädchen (Emilie Linzmeier) erkennen? Außer einem Koffer befindet sich nichts und niemand mehr in dem Hotel Butterfeld, in dem es mit dem Staubwedel zugange ist. Da legt es diesen aus der Hand und liest dafür lieber in einem Märchenbuch, doch oh Schreck, bald sind auch hier die Buchstaben weg. Kreuz und quer beleben sie danach unter den Augen des Zwerges Zack (Radin Zebarjadi) aus dem Koffer die Szene und finden sich wieder, als sich Redakteurin Christina La Valli (Valentia Eber) anstatt mit Artikeln mit Stellenanzeigen zu befassen hat.

    Auf der Suche nach dem Glück

    Bald sammeln sich aber lebendige Buchstaben um sie, die auf der Suche nach dem Glück sind. Immerhin gibt es trotz der verlorenen Worte noch Schneewittchen (Arina Yadegari) und die Wachen in Uniformen (Amir Nemati und Arshija Abassi), die ein Schloss suchen und schließlich die Fee, die Rat weiß, wo man das Glück finden kann. Doch was geschieht? Alle bewerben sich auf die gleiche Stellenanzeige und wollen Opernstar werden. Die Wachen treten mit Trommel und Fanfaren auf. Doch weil man solche nicht braucht, glänzen sie als Krokodile mit Beatboxing. Mulan (Tania Cojocara) tritt als Akrobatin auf und begeistert mit einem Spagat. Prinzessin Primadonella (Stefanie Daiana Marin) will sich mit der Flohmarkt-Arie „Ach mein Prinz, wann bin ich endlich dein“ für die Oper qualifizieren. Es gibt ein wunderschönes Ballett (Melanie Weißenberg).

    Zauberkünste der Fee (Emilia Linzmeier) verhelfen Frau Unverhofft-Glücklich (Philo Henle) zu Geld im Übermaß. Bleibt der Shooting-Star Nina Weiler (Lara Steinhart) noch mit dem Helene Fischer-Song „Atemlos“ im Rennen. Doch jeder erhält nach seinem Auftritt von Frau Ainaz Doremi (Ainaz Jawadi) den Bescheid, sich erst einmal hinzusetzen und zu gedulden. Schließlich kommt das große Aufatmen: Alle sind engagiert. Allerdings – nur für den Chor. Der vereint sich denn auch und singt – zusammen mit den weiteren Buchstaben Karla Geisler und Ramila Abassi und allen Klavierschülern Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. „War das nun das Ende“, fragt die Fee. Und siehe da, das Stubenmädchen erwacht aus seinem Traum und erkennt: „So ein Märchen“.

    Märchenhaft war wirklich, was Gisela O’Grady-Pfeiffer mit Charlotte Bauschatz, Emma Ilg und Cathrin Wagner an ihrer Seite und unterstützt von ihrem Mann Lothar Pfeiffer und ihrem Sohn Lukas zusammen mit 14 Theaterspielern und 22 jungen Klavierspielern zwischen fünf und 18 Jahren auf die Beine gestellt hat. Begeisterten Beifall durfte jeder von ihnen hören. Zur Freude der Akteure und ihrer Zuhörer und Zuschauer, ob familiär verbandelt oder befreundet oder nur aus Interesse da, kündigte Gisela O’Grady-Pfeiffer an, dass es im Frühjahr eine weitere Aufführung von „So ein Märchen“ gibt.

    Unterschrift Foto: Aus dem Märchenbuch gefallen sind die Buchstaben und wirbeln jetzt um den kessen Zwerg Zack (Radin Zebarjadi) herum. Bild: Waltraud Wolf, ©Schwäbische Zeitung