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    Mit einem mehrtägigen Festival bringt Marco Rodriguez Breakdance nach Bad Buchau

    Bad Buchau, 27.10.2015 (Annette Grüninger, ©Schwäbische Zeitung)

    Wer an Hip-Hop und Breakdance denkt, dem kommen die Bronx oder Harlem in den Sinn, die schwarzen Ghettos der US-Metropolen. Aber nicht unbedingt Bad Buchau. Dennoch treffen sich hier in der Kurstadt am Wochenende DJs und Breakdancer aus ganz Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern und den USA, um ihr Können zu zeigen. Organisiert hat das mehrtägige Festival, bei dem auch Workshops, Breakdance-Battles und eine Halloween-Party stattfinden werden, der Buchauer Marco Rodriguez.

    Marco Rodriguez weiß, wie es ist, auf dem Land aufzuwachsen. Behütet, beschaulich – aber als Jugendlicher nicht immer einfach. Vor allem, wenn man wie Rodriguez dem Breakdance verfallen ist. Schon früh, sagt der 27-Jährige, habe ihn die ausdrucksstarken Tanzform fasziniert, habe sich die Moves von Musikvideos abgeschaut und bei den Biberacher Funky Kids verfeinert. Und ist dafür regelmäßig zwischen Biberach und Buchau getrampt, weil es später am Abend keine Busverbindung mehr gab. „Das ist eben das Ding in Buchau“, sagt Rodriguez. „Man hat ein solches Angebot nicht vor der Haustür.“

    Wohl auch deshalb zog es Marco Rodriguez irgendwann hinaus in die Welt. Auf Reisen in Tschechien, Spanien, Brasilien und den USA erhielt der Breakdancer, der mit seiner Gruppe „Too Funky“ auch immer wieder Auftritte in der Region hat, rasch Anschluss an die Szene, lernte neue Styles und neue Moves kennen – und vor allem jede Menge interessanter Leute. „Breakdance ist wie eine eigene Sprache“, findet der Buchauer. „Das ist perfekt, um sich zu integrieren und andere kennenzulernen.“ Hautfarbe, Herkunft oder Religion seien da unwichtig. „Man kommuniziert mit der Körpersprache, mit der Musikalität.“

    Flüchtlinge mit einbeziehen

    Diesen Gedanken möchte Rodriguez mit dem Breakdance-Festival „Mad Style & Breaks“ nun auch in seine Heimatstadt Bad Buchau tragen. Das Event beginnt bereits am Donnerstag und Freitag mit kostenlosen Workshops für verschiedene Altersgruppen. Und dabei möchte Rodriguez ganz bewusst die in Buchau lebenden Flüchtlinge mit einbeziehen. Für sie sei Breakdance eine ideale Form, sich auszudrücken, findet Rodriguez. Denn um die Moves zu lernen, brauche man keine großen Sprachkenntnisse: „Die jungen Flüchtlinge können sich gleichwertig zu den anderen Kindern fühlen und sie erkennen: Hey, ich habe auch Talent.“

    Messen können sich die Talente dann am Samstag bei den Battles, für die sich bereits 125 Breakdancer angemeldet haben. Jeweils zwei Gruppen treten hier gegeneinander an, reagieren aufeinander, führen ein „tänzerisches Gespräch“, erklärt Rodriguez. Bewertet werden die Choreografien, die auch viel Raum für Freestyle lassen, von einer fachkundigen Jury. Einer der Juroren reise etwa aus San Francisco an, verrät Rodriguez. Bei der Organisation hat der Breakdancer, der früher etwa auf dem Time Square Straßenshows gegeben hat, seine Kontakte aktiviert. Etwa zu dem New Yorker DJ Flag. Der international tätige DJ ist ohnehin für das „Battle of the Year“ – dem weltgrößten Breakdance-Event in Braunschweig – im Lande. So sei es gar nicht so schwer gewesen, ihn und andere am „Battle“ teilnehmenden Größen der Hip-Hop-Szene zu einem Abstecher nach Bad Buchau zu bewegen.

    Ohne vieler Mitstreiter sei das Event aber nicht zu stemmen, betont Rodriguez, der in Düsseldorf Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert. So packen etwa die Sozialarbeiterinnen Katharina Saemrow und Nadire Krasnici, die Organisatoren des „Township Art Projects“ und viele weitere Freunde und Bekannte an. Seine Mutter Eva Rodriguez stelle zudem das Gästehaus „Moorbadstuben“ für die Mitwirkenden von „Mad Style & Breaks“ zur Verfügugung. Unterstützung habe er aber auch von der Stadt Bad Buchau, der Federseeschule als Veranstaltungsort und vielen hiesigen Sponsoren erhalten.

    Nur das Angebot der Partner, das Event in der Bad Schussenrieder Stadthalle zu veranstalten, habe er dankend abgelehnt, erzählt Rodriguez. Ihm sei wichtig gewesen, etwas für die jungen Leute in seiner Heimatstadt anzubieten. Schließlich weiß Marco Rodriguez ja, wie es ist, in Bad Buchau aufzuwachsen.

    Das Programm

    „Mad Style & Breaks“ beginnt am Donnerstag und Freitag, 29. und 30. Oktober, mit kostenlosen Workshops in den Bittelwiesen und der Turnhalle der Federseeschule. Anmeldung: marco-rodriguez(at)gmx.net

    Die Breakdance-Battles werden am Samstag in der Turnhalle ausgetragen: zunächst Kinder und Jugendliche (12 bis zirka 16 Uhr), später die Erwachsenen (ab zirka 14 Uhr). Zwischendurch legen die DJs auf und die internationalen Breakdancer zeigen bei Tanz-Sessions ihr Können. Die Sieger werden gegen 20 Uhr gekürt.

    Gleich im Anschluss wird bei einer Halloween-Party zu Musik der 80er und 90er und von DJ Flag weiter getanzt.

    Das Festival endet am Sonntag ab 15 Uhr mit einem internationalen Essen, zu dem jeder etwas beisteuern kann

    Unterschrift Foto: Marco Rodriguez Bild: Lucrecia Diaz, ©Lucrecia Diaz