Eine Ausstellung mit dem Titel „Erschüttert – Einschläge, die alles ändern“ porträtiert Menschen aus aller Welt, die im Krieg schlimme Dinge erlebt haben. Doch obwohl Bomben und Granaten ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, geben sie nicht auf und kämpfen um das Überleben ihrer Familien. Bis zum 10. November sind die beeindruckenden Fotos und Texte des Bamberger Fotografen und Journalisten Till Mayer im Erwin-Hymer-Museum Bad Waldsee zu sehen. Bei der Vernissage am Samstag waren nur wenige Besucher zugegen, die die Ausführungen des 47-Jährigen aber mit großem Interesse verfolgten.
Die ausdrucksstarken Fotos und prägnanten Texte veranschaulichen auf 15 Stellwänden die Folgen der Einsätze von Explosivwaffen für die Menschen und für die Infrastruktur in den betroffenen (Kriegs)Regionen. Mit dieser zeitkritischen Ausstellung lenkt Museumsdirektorin Susanne Hinzen zum zweiten Mal den Blick darauf, dass es auf der Welt nicht nur herrliche „Sehnsuchtsorte zum Reisen“ gibt, sondern viele von Krieg und Verdammnis bedrohte Gebiete. Konzipiert wurde die Schau mit der Organisation „Handicap International“ (HI), die weltweit Menschen mit Behinderung und Schutzbedürftige unterstützt.
Und auf diese wartet allerhand Arbeit, wenn man sich Mayers Aufnahmen betrachtet. Zu sehen sind Menschen, denen Arme oder Beine fehlen, weil sie von Bomben und Granaten zerfetzt wurden. Da ist beispielsweise die Teenagerin Olesia (19), die in einem Schützengraben der Ukraine ihr junges Leben lassen musste, obwohl sie von einem Studium träumte. Oder die Rentnerin Valentina (79), in deren Gemüsebeet im Osten Europas nachts die Granaten einschlagen. Oder Shahed (12) aus dem Irak, die bei einer Explosion in ihrer Heimat nicht nur ein Bein, sondern auch ihre Mutter und ihren Bruder verloren hat. Und Phongsavath Manithong (22) aus Laos, in dessen Händen eine Bombe detoniert ist, die ihm Freunde zum Geburtstag schenkten; sie dachten, es sei eine „Eisenkugel“.
Angesichts dieses Leids erwartet man starre, mutlose Gesichter – aber das ist auf diesen Fotos aus 13 Staaten nicht der Fall. So macht Manithong begeistert Musik und tanzt dazu seine Geschichte. Die Beine sind ihm zum Glück geblieben, die Hände ersetzt er durch seine Arme. Und Shahed hat mit Hilfe eines Physiotherapeuten gelernt, auf einem Bein zu gehen. In ihren Augen kann man die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ablesen. Für den Redakteur des „Obermain-Tagblattes“ (Lichtenfels) sind die von ihm porträtierten Menschen deshalb allesamt „Mutmacher“.
Mayer selbst versteht sich als „Mahner gegen die Bombardierung der Zivilbevölkerung“ und er möchte dafür sensibilisieren, wie verwerflich Krieg ist. Dafür opfert er seinen Urlaub und bereist drei, vier Mal im Jahr die Kriegsschauplätze dieser Welt in Kooperation mit dem Roten Kreuz, „Handicap International“ und anderen Hilfsorganisationen. Seine Fotos werden weltweit in Ausstellungen gezeigt und er ist Autor von vier Bildbänden.
Die sehenswerte Fotoausstellung von Till Mayer wurde erstmals im April im Bundestag präsentiert und wandert durch ganz Deutschland. Die Schau wird unter anderem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und kann von Schulen, Universitäten, Ämtern und Verbändern ausgeliehen werden. Der Eintritt dazu im Foyer des Erwin-Hymer-Museums ist kostenlos. Weitere Infos und Mayers Fotobände unter www.erschuettert.org oder www.erwin-hymer-museum.de.
Unterschrift Foto: Museumsdirektorin Susanne Hinzen (rechts) und Projektleiterin Isabell Heinzelmann sind beeindruckt von der Schau Till Mayers. Bild: Sabine Ziegler, ©Schwäbische Zeitung