Biberach / sz Etwa 140 Menschen haben am Freitagabend in der Kulturhalle Abdera ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Beim Konzert „Rock gegen Rechts“ warben Musiker verschiedenster Kulturen für ein offenes Miteinander. Neben der Musik ging es dabei vor allem auch um den Austausch – auf der Bühne wie im Zuschauerraum.
Den Abend eröffnete die eigens für die Veranstaltung gegründete „Rock gegen Rechts“-Band mit ihrem Programm. Unter der Leitung von Andreas „Aja“ Gratz präsentierten sie eine durchaus politische Liedauswahl. Ob Udo Lindenbergs „Sie brauchen keinen Führer“ oder John Lennons „Imagine“ – alle Lieder hatten eine klare Botschaft, die sich gegen Rassismus und Gewalt stellte. Da passte das T-Shirt mit der Aufschrift „Protest-Sänger“, das Gratz an diesem Abend trug, sehr gut ins Bild. Dass die musikalische Qualität zugunsten der Botschaft etwas litt, konnte vorkommen. Gratz, der die Veranstaltung der ökumenischen Flüchtlingsarbeit von Caritas und Diakonie organisiert hatte, sah aber mehr als ein Zeichen gegen Rassismus: „Solche Veranstaltungen sind auch immer eine Einübung von Toleranz. Damit wollen wir auch ein Zeichen setzen gegen aktuelle recht-konservative Strömungen und zeigen: Es geht auch miteinander.“
Wie sehr dieses Miteinander funktioniert, zeigte sich im Verlauf des Abends. So spielten in der Band „International Identity“ knapp zehn Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen: Deutsche, Syrer, Gambier, auch aus Argentinien und den USA waren Musiker mit dabei. Bandleader Claudius Katein hofft, dass die Band Vorbild für das Zusammenleben sein kann. „Das funktioniert auf der Bühne ganz super, warum nicht auch im Alltag?“, fragte er und grinste.
Nach einer Weile fingen auch die Menschen vor der Bühne an zu tanzen. Ob der spontan aufgeführte Kreistanz nun kurdisch, türkisch oder spanisch war, interessierte dabei niemanden. Jeder der Lust hatte, machte einfach mit. Als später bei einer afrikanischen Trommelgruppe spontan noch ein Musiker die Bühne betrat und mitsang, holten die Zuschauer die Handys raus und filmten. Man feierte gemeinsam – auf und vor der Bühne.
Gerade diese Vernetzung liegt auch der Sängerin Diana Ezerex am Herzen: „Es entsteht einfach eine tolle Abwechslung mit den verschiedenen Kulturen. Alle sind voll engagiert, das gibt ein gutes Netzwerk.“ Das kam auch bei den Zuschauern an, die so gemischt waren wie die Musiker. Man sah Jugendliche und Rentner, Schwarze neben Weißen. Vielen war die Aussage der Veranstaltung wichtiger als die Musik selbst. „Multikulti ist immer gut“, sagte Claudia Allgaier. Ihre Kinder seien selbst Afro-Deutsche, die unter aktuellen Entwicklungen zu leiden hätten. Genauso traf man Schüler an, die einfach eine interkulturelle Party feiern wollten.
Hin und wieder fielen aber auch kritische Töne. Ein Gambier und eine Syrerin sangen gemeinsam „I will never forget my home“ – ein selbstgeschriebenes Lied, das die Bedeutung der eigenen Kultur betont, egal wo man sich auf der Welt aufhält.
Sänger Salifu Ceesay erklärte auf Englisch: „Ein Stock kann noch so lange in einem Fluss liegen, er wird niemals ein Krokodil werden.“ Integration dauere eben. Auch in Biberach. Vieles laufe schon ganz gut, sagt Claudius Katein: „Aber dann gibt es wieder Momente da denkt man, es könnte noch vieles besser werden.“
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