In Riedlingen haben aus der Ukraine geflüchtete Menschen Schutz vor dem Krieg in ihrer Heimat gefunden. Teils sind die Ukrainer privat untergekommen. 60 Personen, 31 Erwachsene und 29 Kinder, wurden über das Landratsamt im ehemaligen Riedlinger Krankenhaus untergebracht. Der Freundeskreis für Fremde aus Riedlingen will die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, unterstützen – mit Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfe und beim Überwinden von bürokratischen Hürden.
Eingezogen sind die Flüchtlinge im zweiten und vierten Stock des Krankenhauses, mit einer Teeküche und Gemeinschaftsbadezimmer auf der Etage. Das Alter der Kinder reicht vom Säugling bis zum 17-jährigen Teenager, vier Kinder sind unter drei Jahre alt, sechs zwischen vier und sechs Jahren, weitere sechs Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, zehn Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren und drei Jugendliche sind 16 und 17 Jahre alt.
Beim Kennenlernabend mit dem Freundeskreis für Fremde im ehemaligen Kasino waren Wohnungen für die Flüchtlinge ein erstes Thema. „Die sind in Deutschland schwer zu bekommen“, sagt Marlene Müller vom Freundeskreis und bat die Anwesenden darum, wer von freien Wohnungen wisse oder selbst mit Wohnangebot helfen könne, diese anzubieten oder zu vermitteln. Dasselbe gelte für Arbeitsplätze. Ansprechpartner kann der Freundeskreis für Fremde sein.
Die Verständigung erweist sich als große Barriere. Dolmetscher müssen alles übersetzen. Der Freundeskreis drängt darauf, dass die Menschen möglichst schnell deutsch lernen, um sich verständigen zu können. Angebote gibt es über die Volkshochschule Donau-Bussen, die ein kostenloses Intensivtraining anbietet, oder den Freundeskreis. Mechthild Zimmermann will zusammen mit Helfern täglich niederschwelligen Deutschunterricht anbieten. Auch für die Beschäftigung der Kinder am Nachmittag fanden sich Freiwillige – Spiele werden vom Freundeskreis zur Verfügung gestellt.
Nach den Osterferien sollen die Schulkinder bis zehn Jahre in die Joseph-Christian-Schule gehen. Rektor Martin Romer will bis dahin eine ukrainische Sprachförderklasse einrichten. Jugendliche könnten auch über WLAN am ukrainischen Online-Unterricht teilnehmen. Allerdings können die Flüchtlinge bis dato das WLAN, das vom Landratsamt den im Krankenhaus wohnenden Schülern zur Verfügung gestellt wird, nicht nutzen. Das soll sich aber ändern. „WLAN wird natürlich auch in den Bereichen der Flüchtlingsunterkünfte nachgerüstet“, sagt dazu Philipp Friedel, Pressesprecher des Landratsamtes. Aufgrund der Kurzfristigkeit der dortigen Unterbringung sei dies bisher noch nicht erfolgt. Man warte leider noch auf das Angebot der Fachfirma. Sobald dies vorliege, könne die WLAN-Nachrüstung erfolgen.
Auch die finanzielle Seite ist eine Herausforderung. Ukrainisches Geld können die Flüchtlinge nicht in Euro umtauschen, die meisten Bank- und Kreditkarten funktionieren nicht, sagt Christa Minar. Sie haben Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die Bearbeitung der Anträge dauert allerdings ungefähr vier Wochen. Bei den meisten Bewohnern im ehemaligen Krankenhaus fehle noch die Bankverbindung, sagt der Pressesprecher des Landratsamtes auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Das liege daran, dass die Anmeldung bei der Gemeinde erst Ende der Woche klappte. Damit die Flüchtlinge ihren Lebensunterhalt bestreiten können, seien die meisten Bewohner letzte Woche im Landratsamt gewesen und hätten die gesamte Leistung für April in bar ausbezahlt bekommen. Die anderen kämen noch diese Woche zur Auszahlung ins Landratsamt. „Ab nächsten Monat wird es mit dem Konto klappen“, sagt Friedel.
Damit die Kinder sich auch im Freien beschäftigen können, wären ein kleines Fußballtor, einer Schaukel oder anderen Spielgeräte, die dem Bewegungsdrang von Kindern gerecht werden, schön. Bürger, die so etwas übrig haben, können sich mit Helmut Frankenhauser in Verbindung setzen. Hans Petermann selbst bot Lauftraining an und wollte mit dem TSV klären, ob Flüchtlinge Beiträge entrichten müssten. Auch mit der Stadt müsste geredet werden, ob die Geflüchteten nicht beitragsfrei das Schwimmbad nutzen könnten.
Freiwillige Helfer für etwaige Möbeltransporte, stellten sich zur Verfügung, um Möbel zu schleppen, wenn dann Wohnungen gefunden wären. Petermann erinnerte daran, dass der Tafelladen den Ukraine-Flüchtlingen offen stehe. Um einzukaufen müssten sie sich um einen Berechtigungsschein bemühen.
Christa Minar bat darum, keine Gebrauchsgegenstände oder Kleider einfach vor dem Krankenhaus abzustellen, wie in letzter Zeit häufiger passiert. Oft enthielten die Säcke verschmutzte, fleckige oder kaputte Kleidung, die entsorgt werden muss. Wer etwas abzugeben habe, wie etwa Geschirr, Besteck oder Tassen könne beim Freundeskreis anrufen. Die ehrenamltlichen Helfer kämen dann vorbei und holten es ab.
Unterschrift Foto: Im ehemaligen Riedlinger Krankenhaus sind etwa 60 aus der Ukraine geflüchtete Menschen untergebracht, darunter 29 Kinder und Jugendliche. Bild: Sven Hoppe, ©Sven Hoppe