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    Gegen Rassismus. Biberacher rufen zur Demo auf

    Ein Zeichen gegen Rassismus setzen – das wollen auch die Biberacher am Samstag, 20. Juni, auf dem Gigelberg. Anlässlich des Weltflüchtlingstags hat das Interkulturelle Forum für Flüchtlingsarbeit (IFF) die Kundgebung initiiert.
    Unter dem Titel „Black Lives Matter“ (“Schwarze Leben zählen“) werden Vertreter von IFF, ökumenischer Flüchtlingsarbeit, Fridays for Future und den Grünen ab 11 Uhr Reden halten. Zu Wort kommen sollen aber auch Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen haben.

    Ich habe das Gefühl, dass Rassismus im Alltag zugenommen.
    Dagmar Rüdenburg


    Seit Wochen protestieren Millionen Menschen gegen Rassismus. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der durch Polizeigewalt ums Leben kam. Das Video dieses grausamen Vorgehens eines Polizisten löste weltweites Entsetzen aus.
    „Das hat uns und viele andere Menschen aufgewühlt. Auch weil wir wissen, dass es in unserem Land Rassismus und rassistische Gewalt gibt, die zum Tod vieler Menschen geführt haben“, sagt Dagmar Rüdenburg, Vorsitzende des IFF. „Ich habe auch das Gefühl, dass Rassismus im Alltag zugenommen.“ Das fange bereits bei der Wohnungssuche und der Suche nach einer Arbeitsstelle an.

    Initiatorin rechnet mit mehr als 100 Teilnehmern

    Dagmar Rüdenburg, die sich seit Jahren für Geflüchtete einsetzt, freut sich besonders darüber, dass auch Biberach seit dem Wochenende Flagge zeigt. Eine Black-Lives-Matter-Flagge weht aus dem Rathaus. „Was mich allerdings in Biberach stört: Hier wird bestritten, dass es Rassismus gibt“, sagt Rüdenburg. „Tatsächlich ist es aber so, dass es neben üblen Sprüchen auch körperliche Attacken gibt.“In einem Geschäft sei ein schwarzer Mitbürger schon einmal von einem älteren weißen Mann mit den Worten „Geh doch dahin, wo du herkommen bist“ beschimpft worden. In den Köpfen vieler Menschen sei eben verankert, dass weißes Leben mehr wert ist als schwarzes Leben.
    Die Initiatorin der Demonstration rechnet am Samstag mit rund 100 Teilnehmern, so hat Dagmar Rüdenburg die Kundgebung beim städtischen Ordnungsamt angemeldet. „Ich hoffe sehr, dass sich nach der Kundgebung etwas tut. Moralische Äußerungen allein bringen nichts. Wir brauchen konkrete Schritte gegen Rassismus in unserer Bevölkerung.“
    Sie denkt da beispielsweise an eine Hotline oder eine Beschwerdestelle: „Menschen, die Probleme mit Rassismus haben sollen sich irgendwohin wenden können, Vorfälle melden und wissen, dass sie gehört werden – und das alles, ohne Angst haben zu müssen.“

    Thema Rassismus ernst nehmen

    Was gerade in den USA passiert, sei laut Rüdenburg nichts neues. „Diese Polizeigewalt gibt es schon lange und ist auch bekannt. Auch den Widerstand gibt es längst, nur hat er dieses Mal eine neue Qualität.“
    Dass so viele Menschen auf die Straße gehen ist für Dagmar Rüdenburg ein gutes Zeichen: „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass das Thema Rassismus ernst genommen wird. Die Menschen sollen nicht mehr wegschauen und das Problem offen angehen.“ Die Kundgebung am Samstag soll ein weiterer Schritt sein: „Wir werden bestimmt noch öfter gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Straße gehen.“


    Bild und Text: Tanja Bosch, Schwäbische Zeitung

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