Der „Livingroom“ (deutsch: Wohnzimmer) in Biberach ist eine neutrale Begegnungsstätte für Flüchtlinge und Einheimische, zentral gelegen direkt hinter dem Rathaus. Seit ihrer Eröffnung im September 2015 versuchen die Mitarbeiter der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit von Caritas und Diakonie Menschen zusammenzubringen, die Hilfe, Unterstützung oder einfach nur Geselligkeit suchen. Mit der Spende aus der SZ-Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ wollen die Mitarbeiter die Räumlichkeiten umgestalten, damit sie mehr Begegnungen ermöglichen können.
Die Katholische Kirchengemeinde St. Martin hat das ehemalige Ladengeschäft im Gebäude Waaghausstraße 6 in Biberach der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit und dem Freundeskreis Asyl Biberach überlassen.
Seit der Eröffnung der Räumlichkeiten haben dort verschiedene Projekte und Initiativen ihren Platz, die ehrenamtlich begleitet werden. Der Gesprächskreis für geflüchtete Frauen, der Deutschunterricht, die Hausaufgabenbetreuung und die Beratung InVia sind nur einige der Projekte, die im „Livingroom“ stattfinden.
„Der Livingroom hat die Vision, die gute Stube zum Wohlfühlen zu werden, ein interkulturelles und internationales Wohnzimmer – ein Lebensraum für alle, nicht nur Flüchtlinge“, sagt Marion Martin vom Migrationsdienst der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit.
Eröffnet wurden die Räumlichkeiten zu einer Zeit, in der sich die Gesellschaft mit der Flüchtlingswelle befasste. Somit setze der „Livingroom“ mit seiner Existenz ein Zeichen für das gemeinsame Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Länder und Kulturen.
Er soll eine Anlaufstelle sein und dazu beitragen, miteinander in Kontakt zu kommen und Austausch zu ermöglichen. „Durch Begegnungen sollen Ängste und Vorurteile abgebaut werden“, so Marion Martin.
Helene Kopf vom Fachdienst Migration der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit bezeichnet den „Livingroom“ als „Raum zum Zurückziehen“. Hier besteht die Möglichkeit Beratung durch Ehrenamtlichen in Anspruch zu nehmen oder an verschiedenen Projekten teilzunehmen.
Der „Livingroom“ bietet an zwei Nachmittagen in der Woche (dienstags und donnerstaga) zwei offene Deutschtrainings an, an denen alle Interessierten mit unterschiedlichen Sprachniveaus teilnehmen können.
„Meist kommen die Menschen, weil sie auch Kontakt und Begegnung suchen. Die Kurse sind für manche Mittel zum Zweck“, so Helene Kopf. Zudem könne auch in einer anderen, kleineren Gruppe gezielt auf die Sprachprüfungen B1 und B2 gelernt werden.
Mit der Spende aus der SZ-Weihnachtsaktion wollen die Ehrenamtlichen die Räume und das Inventar so umgestalten, dass sie viel mehr Möglichkeiten bieten. „Die Räume und Möbel waren für den Anfang ausreichend, aber inzwischen bieten wir mehrere Angebote an und müssen sehen, dass die kleinen Räume effektiver genutzt werden können“, sagt Helene Kopf.
Derzeit stehen große Tische in den Räumen, an denen gleichzeitig mehrere verschiedene Beratungsgespräche stattfinden. „Es soll alles freundlicher und einladender gestaltet werden“, so Helene Kopf.
Auch die Initiative „Papierfrieden“ ist seit zwei Jahren in der Begegnungsstätte vertreten und bietet Menschen bei der Bewältigung von behördlichem Schriftverkehr Unterstützung.
Der ehemalige Oberbürgermeister und Mitinitiator Thomas Fettback ist dankbar, dass die Räumlichkeiten im „Livingroom“ zur Verfügung stehen. „Ein wichtiger, zentral gelegener Ort, der für alle zugänglich ist“, sagt Fettback.
Mit seiner ehrenamtlichen Arbeit wolle er Menschen helfen, mit dem Papierkram der Behörden zurecht zu kommen. „Viele Menschen – nicht nur Geflüchtete – haben schlichtweg Berührungsängste mit Behörden“, sagt Fettback. Angefangen hat die Initiative mit zwei Tagen die Woche, im Laufe des vergangenen Jahres mussten sie auf drei Tage aufstocken. Heute ist die Anfrage so groß, dass sie vier Tage in der Woche Unterstützung anbieten könnten.
Unterschrift Foto: Die Initiative Papierfrieden bietet an drei Tagen die Woche Hilfestellung bei behördlichem Papierkram im LivingRoom Bild: Mesale Tolu, ©Mesale Tolu