Riedlingen, 16.11.2022 (Waltraud Wolf, ©Waltraud Wolf)
„Werden Sie aktiv, kommen Sie zu uns“, lautet der Aufruf von Helene Kopf. Sie ist Ansprechpartnerin bei der ökumenischen Migrationsarbeit von Caritas und Diakonie im Landkreis Biberach und will damit auf das neue Begegnungszentrum im ehemaligen „Schwanen“ in der Mühlvorstadt 3 in Riedlingen aufmerksam machen. Am Samstag, 19. November, 14 Uhr, will es sich und seine Angebote vorstellen, vor allem aber Menschen gewinnen, die als Ehrenamtliche Ideen einbringen und Projekte anbieten. Bis 17 Uhr kann man sich umschauen.
Offen steht das Begegnungszentrum für Menschen „mit oder ohne Flucht- oder Migrationsgeschichte“, wird betont. Ein großer Raum im Erdgeschoss steht als Treffpunkt zur Verfügung, ausgestattet mit Tischen und Stühlen und einer gemütlichen Sofa-Ecke.
Stolz ist Helene Kopf auf die beiden „alten Aktenschränke“, die sich in einer gemeinsamen Aktion zu modern anmutenden Möbelstücken verwandelt haben. Genau solche Projekte stellt sie sich vor in der Begegnungsstätte: „Jemand hat eine Idee und das Know–how und ist bereit, es zu vermitteln“, stellt sie fest. Und weiß schon von einem anderen Angebot, in dem genäht werden soll. Der Bedürfnisse aber gibt es noch viele und die liegen nicht im Hobby-Bereich, sondern im Zeichen der Integration. Sprachförderung gehört dazu, Hilfe beim „Ankommen“ in der fremden Gesellschaft, der neuen Heimat mit all ihren bürokratischen Anforderungen. Das heißt, Menschen Unterstützung zu gewähren, bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen, im Kontakt zu Kindergärten und Schule, bei der Job-Suche, eventuell dem Start in eine Ausbildung, sicher vorrangig für Flüchtlinge, aber nicht allein.
Vieles hat in Riedlingen bereits stattgefunden und findet auch noch statt. Doch während der Corona-Pandemie ist einiges zum Erliegen gekommen, musste Helene Kopf feststellen. Umso mehr war sie bemüht, Räumlichkeiten zu finden, die neben den Hauptamtlichen den Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt werden können und zwar „konstant“. Die Schwerpunkte sollen die haupt- und ehrenamtlichen Beratungen „in allen Lebenslagen“ sein, doch ist man auch willkommen, um sich zum Plausch bei Tee oder Kaffee zu treffen.
Helene Kopf hat viele Projekte im Sinn. Ein niederschwelliges Angebot im Nutzen digitaler Medien zählt dazu, wie man im Internet recherchieren kann, ein Bewerbungsschreiben verfassen. Laptop und Drucker stehen zur Verfügung, Tablets sind versprochen. „Wie kann ich mein Handy optimal nutzen“, ist eine Frage, die man beantworten will. Dazu jedoch bedarf es auf der anderen Seite der Menschen, die diese Schulungen ermöglichen. Deshalb hofft sie auf viele, die sich hierbei mit ihren Fähigkeiten einbringen wollen. Als Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen sorgt sie zum Beispiel auch für das Material, das benötigt wird, hält den Kontakt zu den Hauptamtlichen, für die es ein kleines Büro im „Schwanen“ gibt, wo auch Einzelgespräche stattfinden können.
War man in Riedlingen im Bemühen um Integration und einer besseren gesellschaftlichen Teilhabe der Migranten auf einem guten Weg, so zwingt der Ukraine-Krieg mit den Neuankömmlingen, von vorne zu beginnen, hält Helene Kopf fest. Von den knapp 600 Geflüchteten, die derzeit in Riedlingen in Gemeinschaftsunterkünften, der Anschlussunterbringung oder in privaten Wohnungen leben, machen die aus der Ukraine Geflohenen weniger als die Hälfte aus. Aufgenommen wurden auch Menschen aus afrikanischen Ländern, aus dem nahen Osten, der Türkei. „Aus allen Herren Länder“, vermerkt dazu die Caritas-Mitarbeiterin und spricht von „hochmotivierten“ Menschen, die Deutsch lernen wollen, um eine Arbeit aufnehmen zu können. Dazu allerdings braucht’s Hilfe. Das kann auch in Einzelkontakten, „Patenschaften“ geschehen, so, wie es für jeden passt.
Der „Tag der offenen Tür“ im ehemaligen „Schwanen“ soll die Möglichkeiten aufzeigen und darüber informieren, was dort stattfinden kann. „Offene Angebote und Projekte ermöglichen interkulturelle Begegnung und Austausch. Gemeinsames Tun und Gestalten unterstützen das Lernen voneinander und bereichern das Leben“, wirbt Helene Kopf für die Teilnahme. Darüber hinaus will sie die Gäste dazu animieren, einen Namen für das Begegnungszentrum zu kreieren. Nach Recherchen von Winfried Aßfalg wohl 1583 erstellt, wurde der „Schwanen“ bis 1971 als Gaststätte betrieben und war damit ein Garant für den Austausch untereinander, so wie er wieder angestrebt wird.
Unterschrift Foto: Helene Kopf in dem Raum im einstigen „Schwanen“, der zur Begegnung einlädt. Bild: Waltraud Wolf, ©Waltraud Wolf