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    Mit welchen Mitteln die IHK Ulm junge Menschen für eine Duale Ausbildung begeistern will

    Riedlingen, 07.11.2018 (Gerd Mägerle, ©Gerd Mägerle)

    Rund 16 400 Fachkräfte fehlen im Schnitt bis 2030 jährlich in der IHK-Region Ulm. Zu diesem Ergebnis kommt der IHK-Fachkräftemonitor, eine Prognose, die den Bedarf ermittelt. Auch durch die Flüchtlinge lasse sich dieser Mangel nicht signifikant beheben, sagt der neue IHK-Präsident Jan Stefan Roell, der mit Vizepräsident Friedrich Kolesch und Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle bei einem Pressegespräch in Biberach über aktuelle Entwicklungen in der Aus- und Weiterbildung informierte.

    Auch durch die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung in so gut wie allen Branchen werde sich der Bedarf an Fachkräften nicht reduzieren“, so Roell. „Allerdings fehlen uns weniger die Akademiker als vielmehr die Nichtakademiker.“ Neben Meistern, Technikern, Fach- und Betriebswirten seien es vor allem die Fachkräfte mit mittlerer Qualifikation, also einer klassischen dualen Ausbildung.

    Hauptursache für den Mangel ist aus Sicht der IHK, dass sich noch immer zu wenig Schulabsolventen für eben diese klassische Ausbildung entscheiden. Für Roell völlig unverständlich: „Eine Ausbildung, egal in welchem Bereich, ist nie eine Fehlentscheidung.“ Das deutsche Bildungssystem sei so durchlässig, „dass ich mit einem Schulabschluss und einer abgeschlossenen Ausbildung alles machen kann – bis zum Studium“.

    Mit aktuell 912 neuen Azubis sei der Landkreis Biberach zwar Spitze in der IHK-Region Ulm. Im kaufmännischen Bereich (plus fünf Prozent) sowie im technischen Bereich (Plus ein Prozent) stieg die Zahl im Vergleich zu 2017 sogar noch an. „In der Bauwirtschaft, wo es am meisten brummt, haben wir dagegen einen Rückgang der Auszubildenden um 20 Prozent und auch der Gastronomiebereich ist im Minus“, sagt Sälzle. „Die würden alle ausbilden, aber sie finden keine Leute mehr.“

    Dass die Zahl neuer Auszubildenden in der IHK-Region überhaupt um 3,3 Prozent höher liege als im Vorjahr, habe mit den Flüchtlingen zu tun. 104 Azubis mit Fluchthintergrund haben in der IHK-Region ihre Ausbildung aufgenommen (34 im Kreis Biberach). Weitere 16 sind seit Oktober in einer Einstiegsqualifizierung, die sie auf eine Ausbildung vorbereitet. Weitere 62 haben bereits in den vergangenen zwei Jahren eine Ausbildung begonnen. „Das hilft uns, es ist aber kein Selbstläufer“, so Sälzle. Die Firmen müssten sich intensiv um die Flüchtlinge kümmern. Am häufigsten sind sind sie in Ausbildungen zum Verkäufer und zum Fachlageristen, aber auch Fachinformatiker, Maschinen- und Anlagenführer sind darunter. Die häufigsten Nationalitäten sind Syrer und Afghanen. „„Flüchtlinge lösen den Fachkräftemangel in der Industrie nicht“, ist Roell überzeugt, zumal die Zahl derer, die in eine Ausbildung gehen, wieder abnehmen werde, weil nicht mehr so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Der IHK-Präsident unterstützt deshalb die Gedanken der Bundesregierung zu einer Einwanderungsregelung für Fachkräfte. „Wir brauchen diese Möglichkeit.

    Schüler für Ausbildung begeistern

    Parallel dazu ist die IHK Ulm seit Jahren dabei, bereits Schüler für eine Ausbildung zu begeistern. So gibt es den IHK-Kompetenzcheck im Internet, Bildungsmessen wie die Future4You in Biberach. Außerdem gehen junge Ausbildungsbotschafter aus Unternehmen an Schulen und berichten aus ihrem Arbeitsalltag. Mit der Initiative „Pro Gym“ können Neuntklässler an Gymnasien in Ein-Tages-Praktika verschiedene Berufe kennenlernen und auch Studienabbrecher versucht die IHK in Ausbildungsberufe zu bekommen.

    Immer mehr Bedeutung bekommt auch das Thema Digitalisierung. So gibt es bei der IHK das neue Berufsbild Kaufmann/-frau im E-Commerce. In einer „Lernfabrik 4.0“ wie es sie an der Biberacher Karl-Arnold-Schule gibt, lernen die Azubis an den neuesten Maschinen.

    Unter dem Motto „Best of...“ veranstaltet die IHK Ulm am Freitag, 9. November, in der Stadthalle Biberach ihr jährliches Bildungsevent. Dabei werden in der Veranstaltung, die hauptsächlich Showcharakter hat, die besten Prüfungsteilnehmer in der Aus- und Weiterbildung aus dem Landkreis Biberach geehrt.

    In der Ausbildung haben dieses Jahr 2618 Lehrlinge in der gesamten IHK-Region Ulm ihre Prüfungen abgelegt, 25 davon haben eine preiswürdige Punktzahl erreicht, wiederum 17 davon kommen aus dem Landkreis Biberach. Eine Belobigung erhalten 199 Auszubildende, davon 99 aus dem Landkreis. In der Weiterbildung waren es insgesamt 1688 Prüfungsteilnehmer, neun erhalten Preise, davon einer aus dem Landkreis. Eine Belobigung gibt es für 39 Absolventen, davon sieben aus dem Kreis Biberach.

    Unterschrift Foto: Hightech in der „Lernfabrik 4.0“ an der beruflichen Karl-Arnold-Schule in Biberach. An modernsten Geräten erweitern die Azubis ihre Kenntnisse im Bereich der Digitalisierung. Bild: Cornelius Bierer, ©Cornelius Bierer