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    Die Stiftung Heimat geben Oggelsbeuren feiert Jahrestag – Gemeinschaftsunterkunft endet

    Oggelsbeuren, 14.05.2017 (Judith Ezerex, ©Schwäbische Zeitung)

    Oggelsbeuren sz
    Die Flüchtlingsunterkunft der Stiftung Heimat geben Oggelsbeuren hat am Samstag Jahrestag gefeiert: Vor genau drei Jahren waren die ersten Geflüchteten nach Oggelsbeuren gekommen. Der Kinderchor und die Gitarrengruppe der Youth Music Scene musizierten und es gab einen Abend der Begegnung zum Schwerpunktthema Syrien.

    Zum Festakt überbrachte Jürgen Kraft, Leiter des Amts für Flüchtlinge und Integration, Glückwünsche von Landrat Heiko Schmid und Petra Alger, der Leiterin des Dezernats Arbeit, Jugend, Soziales und Integration. Man habe vor drei Jahren neue Wege gehen müssen, es sei eine Aufbruchszeit gewesen, sagte Kraft. In diesen drei Jahren seien viele Kontakte mit Vereinen und Organisationen vor Ort geknüpft worden. Vieles habe man auf den Weg gebracht und der Stiftungsvorstand Pater Alfred Tönnis habe es geschafft, die Engagierten bei der Stange zu halten.

    Geflüchteten Heimat zu geben, sei das Anliegen der Ehrenamtlichen gewesen. Einigen konnte man zu einer Wohnung verhelfen, einigen zu Arbeit, viele Freundschaften wurden geschlossen. Sie habe oft den Eindruck gehabt, dass jemand schützend seine Hand drüber halte, sagte Bürgermeisterin Monika Brobeil. Das Projekt habe laufen gelernt, doch es gehe zu Ende, die Finanzierung laufe aus. „Ich hoffe, dass unsere Flüchtlinge ihren Weg finden“, sagte Brobeil. „Wir dürfen alle nicht nachlassen in unserem Engagement.“

    Die Flüchtlinge, sagte Tönnis, seien kein notwendiges Übel, weil Flüchtlinge auch etwas mitbringen, worüber wir zumindest nachdenklich werden können: ein starkes Familiengefühl. Dass die Flüchtlinge hierher gekommen seien, sei von Gott gewollt. Keinem katholischen oder evangelischen, keinem muslimischen oder jesidischen, sondern von einem Schöpfergott, davon ist Pater Tönnis überzeugt. Bei allem Willkommen stellte er aber auch klar: Wer kriminell wird, wird zurückgeschickt. Wer Gefährder ist, muss eine Fußfessel tragen. Es gelte, klare Grenzen zu setzen, ein würdiges Miteinander zu schaffen, das auf Vertrauen basiert. Für die Zukunft möchte er freiwillige Rückkehrer unterstützen, Abgeschobene begleiten, Traumatisierten die Möglichkeit einer Therapie bieten und Familien zusammenführen. Dafür setzt er weiter auf sein großes Netzwerk an Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen.

    Das Team der Gruppe „We Can“ aus jungen Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft, ehemaligen Bewohnern, Türken und Deutschen zeigte neben der Fotoausstellung „Syrien Zoom“ auch ein 20 Meter langes Banner. Darauf ist ein Teil der Kinder abgebildet, die in dem inzwischen sechs Jahre währenden Krieg in Syrien gestorben sind. Das Banner ist eine Kopie des Originals von Tamer Turkmane. Das Original ist 50 Meter lang und zeigt die Bilder von 1000 Kindern. Zu einer Schweigeminute für alle Kinder, die in Syrien und auf der ganzen Welt gestorben sind, fordert die 16-jährige Sophie Shehabe die Gäste auf. „Es ist nicht einfach für uns, so etwas zu zeigen, aber es ist einfach die Wahrheit“, sagte sie. Bunte Bilder spiegeln in der Fotoausstellung die Schönheit von 14 syrischen Städte und von Landschaften wider. Daneben hängen in Schwarz-Weiß Aufnahmen der vom Krieg zerstörten Heimat, die bedrücken. „Wir wollen, dass die Menschen in Deutschland sehen, wer wir sind und wie wir sind. Dass sie uns kennenlernen möchten, dass sie uns als Menschen sehen, nicht als Geflüchtete“, sagt Sophie.

    Die Fotoausstellung „Syrien Zoom“ ist auch am Freitag, 19. Mai um 17 Uhr in der Jugendkunstschule in Biberach zu sehen.

    Zahlen und Fakten:

    331 Personen haben seit 13. Mai 2014 in Oggelsbeuren Zuflucht gefunden. Mehr als ein Drittel davon waren Kinder. 62 Prozent der Geflüchteten kamen aus Syrien. Im Durchschnitt waren die Geflüchteten 255 Tage in Oggelsbeuren. Direkt in einer privaten Wohnung untergebracht werden konnten 121 Geflüchtete, das sind 50 Prozent der Wohnungssuchenden und zeugt von einer guten Integration.

    Derzeit sind 120 Plätze in der Flüchtlingsunterkunft vonseiten des Landratsamts gebucht, davon sind 72 mit Menschen aus verschiedenen Ländern belegt. Zum Jahresende endet für die Stiftung Heimat geben die Zeit als Gemeinschaftsunterkunft.

    Unterschrift Foto: Zur Feier des dreijährigen Bestehens der Gemeinschaftsunterkunft der Stiftung Heimat geben in Oggelsbeuren gab es einen Abend der Begegnung. Bild: Judith Ezerex, ©Schwäbische Zeitung