Rund 80 Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran und Gambia leben zurzeit in Maselheim. Unterstützt werden sie seit fast viereinhalb Jahren von den Ehrenamtlichen des Maselheimer Helferkreises. Was bisher erreicht wurde, welche Aufgaben nach wie vor aktuell sind und was sie rückblickend anders angehen würden, schildern Wolfgang Dürrenberger und Hedi Pröll vom Helferkreis.
Im September 2015 trafen die ersten Flüchtlinge in Maselheim ein. Zu den 25 im Wolfäckerweg Untergebrachten kamen bald weitere 25 hinzu, die in einem ehemaligen Personalwohngebäude in Luxenweiler unterkamen. Die anfängliche Aufregung habe sich schnell gelegt, als klar war, dass nicht alleinstehende Männer, sondern vorwiegend Familien einziehen, erinnert sich Wolfgang Dürrenberger.
Um den Neuankömmlingen den Start zu erleichtern, gründete sich ein Helferkreis mit mehr als 30 Ehrenamtlichen, unterstützt von der ökumenischen Flüchtlingsarbeit, Sozialarbeitern und später dem Integrationsmanager des Landkreises. „Anfangs ging es um Alltagsdinge wie Küchenausrüstungen“, erzählt Dürrenberger. Mit ihren Aufrufen stießen die Helfer auf offene Ohren. „In nur einer Woche erhielten wir 20 relativ gut erhaltene Fahrräder.“
Weil es dauerte, bis die Geflüchteten Zugang zu offiziellen Sprachkursen erhielten, bot der Helferkreis selbst Kurse an. „Die ersten Wörter Deutsch lernten sie von uns“, sagt Hedi Pröll stolz. Wer englisch sprach oder ein wenig deutsch konnte, übersetzte für seine Landsleute. „Manche pinnten sich die Wörter an die Wand, um sie sich besser einzuprägen“, erzählt Pröll über eifrige Teilnehmer. „Aber es gab auch welche, die oft fehlten.“ Das habe bei Helfern zu Frust geführt, ergänzt Dürrenberger. Rückblickend würde er hier anders reagieren: „Ich würde ich viel deutlicher sagen: Wenn du hier bleiben willst, musst du Deutsch lernen“, sagt er.
Dinge schneller ansprechen, das würde er heute anders machen. Dazu gehört, von vorneherein deutlich zu machen, was Ehrenamtliche leisten und erreichen können und was nicht. „Bei rechtlichen Fragen würde ich sagen: Nimm einen Anwalt.“ Ebenso würde er, obwohl der Helferkreis hier auch ein paar Erfolge erzielt hat, bei der Wohnungssuche gleich die Illusionen nehmen. „Trotz der Kontakte des Helferkreises ist man nur einer unter vielen Bewerbern. Der Maselheimer Markt ist eng.“
Auf Enttäuschungen eingehen und aufklären, wie die Dinge in Deutschland geregelt sind: vor dieser Aufgaben standen die Helfer insbesondere beim Thema Stellensuche. So erläuterten sie, dass hier anerkannte Abschlüsse und Qualifikationen verlangt werden. Dass Berufsbilder differenzierter oder Arbeitstechniken teils anders sind. „Ein Fliesenleger musste wieder bei Null anfangen, weil er eine andere Technik anwandte“, nennt Dürrenberger ein Beispiel.
Eine wichtige Unterstützung boten die Ehrenamtlichen, indem sie bei der Stellensuche halfen. 19 Geflüchtete haben inzwischen eine Vollzeit-, acht eine Teilzeitstelle, zwei sind in Ausbildung. Viele erhielten ihre Jobs dank der Kontakte der Helfer. „Das ist ein Erfolg, dass so viele Familienväter genug verdienen, um auf eigenen Füßen zu stehen“, freut sich Dürrenberger. Diejenigen, die in Arbeit seien, fühlten sich etabliert. „Sie haben eine Wohnung, ein Auto und können sich gut bis sehr gut auf deutsch unterhalten.“
Mit einem großen Fest haben sich die Geflüchteten bei den Helfern und der ganzen Gemeinde bedankt. „Das war herausragend“, sagen Pröll und Dürrenberger. Viele der rund 80 Geflüchteten wollen laut Dürrenberger in Maselheim bleiben. „Ich glaube inzwischen, dass Integration auf dem Dorf besser gelingt als in der Stadt“, sagt er. Es sei einfacher, Kontakte zu bekommen. Die Nachbarschaft schaue hin und helfe. Die Gepflogenheiten auf dem Dorf kannten die Geflüchteten dadurch schnell. „Ein Syrer hat einen anderen darauf aufmerksam gemacht, dass man sonntags nicht das Auto aussaugt“, erzählt Dürrenberger. Weil sie wussten, dass es gut ankommt, kehrten andere die Straße. Wieder andere halfen bei der Papiersammlung der Kirche. „Das nehmen die Leute in Maselheim wahr“, berichtet Dürrenberger.
„Ich glaube, dass sich die anfängliche Distanz gelegt hat“, sagt er. Es gebe zwar auch Leute, die nach wie vor keinen Kontakt wünschten, aber das sei in Ordnung und normal. „Für mich ist es ausreichend, dass die Flüchtlinge in der Nachbarschaft akzeptiert sind. Mir sind keine Anfeindungen bekannt.“
Von den über 30 Ehrenamtlichen sind aktuell nur fünf übrig. Frusterlebnisse bei den Sprachkursen, Enttäuschung, dass es mit dem Besorgen von Wohnungen nicht so schnell geht, spielten laut Dürrenberger eine Rolle. Zudem wolle nicht jeder über Jahre dasselbe Ehrenamt ausüben. Für die verbliebenen Fünf geht die Arbeit weiter. Wohnungen, Jobs und Deutschkenntnisse seien die Themen, so Pröll. „Wir etablieren gerade einen Konversationskurs für Frauen.“
Unterschrift Foto: Hedi Pröll und Wolfgang Dürrenberger engagieren sich seit rund viereinhalb Jahren im Maselheimer Helferkreis. Bild: Birgit van Laak, ©Schwäbische Zeitung