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    Integrationsmanager im Landkreis Biberach leisten gute ArbeitVor rund einem Jahr haben die Integrationsmanager im Landkreis Biberach begonnen. Auf dem Bild sind sie zusammen mit dem Leiter des Amts für Flüchtlinge und Integration, Jürgen Kraft (vorne link

    Landkreis Biberach, 13.03.2019 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    25 Integrationsmanager haben vor einem Jahr ihre Tätigkeit im Landkreis Biberach aufgenommen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit berichteten Sozialdezernentin Petra Alger und Jürgen Kraft, Leiter des Amts für Flüchtlinge und Integration, über den aktuellen Stand. Bisher konnte für rund 1000 Flüchtlinge ein individueller Integrationsplan erstellt werden.

    Die Integrationsmanager sind im vergangenen Jahr zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Finanziert wird das Projekt, das zum sogenannten Pakt für Integration gehört, vom Land und ist auf zwei Jahre angelegt. „Es setzt unmittelbar beim Thema Integration an und ermöglicht eine enge Begleitung der Flüchtlinge nach der vorläufigen Unterbringung in den Städten und Gemeinden“, sagt Landrat Heiko Schmid. „Der Integrationsmanager ist Kümmerer für viele Fragen und begleitet den Flüchtling bei der Integration.“ Insgesamt gibt es, auf den Landkreis verteilt, 27 Vollzeitstellen. Die Stellen sind auf 35 Mitarbeiter verteilt.

    „Wir hoffen, dass wir das Ganze noch verlängern können“, so Schmid. „Die Kommunen fordern landesweit eine Ausweitung um drei Jahre. Das Land hat signalisiert, hier offen zu sein, wenn auch der Bund entsprechende Mittel zur Verfügung stellt.“ Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Klar sei allerdings auch, so der Landrat: „Allein kann ein Integrationsmanager keine Wunder bewirken. Die Integration bleibt nach wie vor eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

    Aktuell leben circa 3450 Menschen mit Fluchthintergrund im Landkreis Biberach. Rund zwei Drittel dieser Menschen sind auf Leistungen vom Staat angewiesen. 1000 Geflüchtete können ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Diese Zahl wertet Kreisrat Thomas Fettback (SPD) auf jeden Fall als Erfolg. „Aber die Integration ist noch ein langer Weg und die Arbeit als Integrationshelfer ist ein Knochenjob.“ Immerhin würden auf einen Integrationsberater 73 Flüchtlinge kommen. Deshalb sei es unbedingt nötig, das Projekt zu verlängern.

    1000 Geflüchtete arbeiten

    Auch bei der Arbeitsintegration von Flüchtlingen gibt es im Landkreis Positives zu vermelden. „Mehr als 200 Ausbildungsverhältnisse und fast 800 Arbeitsverhältnisse können sich sehen lassen“, sagt Landrat Heiko Schmid. „Das fordert uns aber auch, das Thema weiter und mit aller Kraft zu verfolgen.“ Denn nur, weil aktuell weniger Flüchtlinge kommen, bedeute das nicht, dass weniger Aufmerksamkeit gefordert sei. „Nein, wir müssen dranbleiben und die berufliche Integration weiterhin stark einfordern.“

    Das funktioniert laut Harald Lämmle, Leiter des Jobcenters, ganz gut. Von den mehr als 3000 Flüchtlingen haben rund 1800 Menschen entweder eine Arbeit gefunden, besuchen die Schule, den Kindergarten oder machen eine Ausbildung. Erfreulich sei auch die steigende Zahl der Ausbildungen. „Unser Fokus liegt in erster Linie auf den Sprachkursen, denn das ist die Grundlage für dauerhafte Integration in Deutschland“, so Lämmle. Eine wichtige Maßnahme sei auch die sogenannte Teilqualifizierung: „Der Beruf wird in verschiedene Module aufgeteilt. So können sich die Geflüchteten nach und nach qualifizieren.“

    Kreisrat Hartmut Pernice (CDU) lobte die Integrationsarbeit im Kreis: „Ich habe den Eindruck, dass die Integration gute Fortschritte macht, insgesamt sehe ich eine positive Entwicklung.“ Weniger erfreulich nehme er die Nachrichten zur Kenntnis, wenn arbeitende Flüchtlinge abgeschoben werden. Dieses Thema beschäftigte auch die anderen Räte. Sie wollten wissen, wie viele Abschiebungen es im Landkreis bereits gab? „Seit 1. 1. 2018 hatten wir 14 Abschiebungen“, so Jürgen Kraft. Er stellte aber auch klar, dass der Kreis da nicht einwirken könne. „Wir werden im Vorfeld nicht informiert, das wird alles von der Polizei geplant. Wir haben keinen Einfluss.“

    Es passiere auch immer wieder, dass Geflüchtete, die einen Job haben, abgeschoben werden. „Wenn ein Asylantrag abgelehnt wurde, dann schützt auch eine Arbeitsstelle nicht“, so Kraft. Bei einer Ausbildung sei das anders: „Da gilt die Regel drei plus zwei. Das bedeutet, dass nach der dreijährigen Ausbildung noch zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt werden können.“ Die Kreisräte nahmen das zwar zu Kenntnis, zufrieden sind sie dennoch nicht: „Es ist doch paradox, wenn geflüchtete Menschen hier leben, sich nichts zuschulden kommen lassen, arbeiten und dann abgeschoben werden“, so Thomas Fettback.

    Unterschrift Foto: Bild: Landratsamt, ©Schwäbische Zeitung