Umzüge und wechselnde Ansprechpartner erschweren die Umsetzung mancher Ideen

    Bad Schussenried, 20.12.2016 (Katrin Bölstler, ©Schwäbische Zeitung)

    Bad Schussenried sz
    Viele der Flüchtlinge, die in Bad Schussenried wohnen, leben bereits seit mehr als einem Jahr in Deutschland. Sie besser zu integrieren, ist das Ziel einer lokalen Initiative, die sich diesen Sommer gegründet hat. 14 500 Euro stellt hierfür das Sozial- und Integrationsministerium Baden-Württemberg bereit. Nach knapp sechs Monaten zieht die SZ zusammen mit Koordinatorin Ursula Schmid-Berghammer ein erstes Zwischenfazit. Den Gemeinschaftsraum in der Unterkunft renovieren, ein Internetcafé für junge Flüchtlinge, Integration im Sport – Ideen gab es vor einem halben Jahr viele. Doch was konnte bisher umgesetzt werden? Wohin fließen die Fördergelder?

    Dass die Kinder nach der Schule und dem Kindergarten nicht nur in der Gemeinschaftsunterkunft herumsitzen, ist Hanni Brauchle vom Arbeitskreis „Willkommen in Schussenried“ wichtig. Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen gründete sie – unabhängig von der lokalen Initiative – einen Spielkreis für Flüchtlingskinder. Einmal die Woche haben die Kinder die Gelegenheit, unter Betreuung frei zu spielen. Das Spielzeug haben die Ehrenamtlichen selbst gekauft oder gespendet bekommen. Sind die Kinder noch sehr klein, kommen auch die Mütter mit in den Spielkreis. „Wir unternehmen auch Ausflüge, fahren an den Federsee oder ins Museumsdorf Kürnbach“, berichtet Brauchle. „Über die Kinder haben wir inzwischen einen guten Kontakt zu den Familien; viele unserer Ehrenamtlichen haben eine Patenschaft für eine Familie übernommen“, sagt sie. Zu Beginn finanzierten die Ehrenamtlichen alle Ausgaben selbst. Seitdem nun vor drei Monaten eine erste Tranche der Fördergelder des Ministeriums angekommen ist, können die Ehrenamtlichen auch so ihre Ausgaben gegenfinanzieren. Zudem hat die evangelische Kirchengemeinde stellvertretend einen Kleinförderantrag beim Diakonischen Werk gestellt, der bewilligt wurde. „Da die Heizung im Gemeinschaftsraum in der Konradstraße nicht funktioniert, treffen wir uns inzwischen im Kindergarten St. Norbert“, erklärt Brauchle.

    Gitarrencoaching für Flüchtlinge

    In Kürze starten soll ein Projekt, dass der Jugendbeauftragte Oliver Nessensohn gemeinsam mit Andreas Maier von der „Youth Music Scene“ aus Äpfingen initiiert hat. Der Verein wird ein Gitarrencoaching anbieten. Eine Kleingruppe trifft sich insgesamt sieben Mal mit einem Gitarrenlehrer, der ihnen so viel beibringt, dass sie danach alleine weitermachen können. Stattfinden wird das Ganze in den Räumlichkeiten des Schussenrieder Jugendtreffs. „Momentan sind wir noch auf der Suche nach Gitarrenlehrern, aber wir wollen im Frühjahr loslegen“, erklärt Maier. Zusätzlich wollen die Ehrenamtlichen noch einen Breakdance- und Hip-Hop-Kurs anbieten. Hierfür fehlt aber noch ein Raum.

    Das Projekt Internetcafé hängt derweil in der Warteschleife. „Im Jugendtreff hat sich in letzter Zeit einiges verändert, einige Jugendliche kommen nicht mehr, neue sind dazugekommen“, erklärt Nessensohn. Damit und mit den Umstrukturierungen aufgrund des Trägerwechsels (SZ berichtete) war der Jugendbeauftragte in den vergangenen Monaten voll ausgelastet. Auch reiche seine Stundenzahl nicht aus, um nebenher noch das Internetcafé zu betreiben. Daher habe man nach Kooperationspartner gesucht – und auch gefunden. Eine Gruppe junger Erwachsener sei gerade dabei, eine Initiative zu gründen. Sie hätten Interesse daran gezeigt, das Internetcafé zu betreiben.

    Einige andere Projekte befinden sich weiterhin in der Planungsphase – auch, weil die Voraussetzungen sich seit Sommer verändert haben. „Drei Flüchtlingsfamilien wurden kurzfristig vom Landratsamt in eine andere Stadt verlegt, dadurch ist uns ein Teil unserer Zielgruppe weggebrochen“, sagt Schmid-Berghammer. Die Idee, eine Fußball-AG für Jugendliche anzubieten, kam daher nicht zustande. Auch an der Schule haben im neuen Schuljahr die Ansprechpartner gewechselt. Sowohl mit den Lehrern als auch mit der neuen SMV soll es daher erneut Gespräche geben.

    Neu mit im Boot ist die lokale Ditib-Gemeinde. „Die Mitglieder der Gemeinde wollen demnächst eine Umfrage unter den Flüchtlingen machen und sie fragen, was sie sich wünschen“, berichtet die Koordinatorin. Auch die Ditib würde gerne einen Fußball-Treff anbieten. Auch hier fehlt jedoch momentan noch eine Halle, in der gespielt werden kann.

    Zukunft der GU unklar

    Nicht vorangekommen ist die Initiative mit der Idee, den Gemeinschaftsraum in der einer der beiden Unterkünfte gemeinsam mit den Flüchtlingen zu renovieren. Der Grund: Aufgrund der aktuellen Flüchtlingszahlen ist das Landratsamt dabei, manche der Gemeinschaftsunterkünfte zu schließen und andere zusammenzulegen. Momentan ist daher unklar, ob es auch in Zukunft noch zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Schussenried geben wird. „Und bevor das nicht geklärt ist, können wir dort nicht mit dem Renovieren anfangen“, erläutert Schmid-Berghammer. Mitte Januar soll es nun ein erneutes Treffen mit allen Beteiligten geben, um abzuklären, welche Projekte nun wie umgesetzt werden können. Anfang Januar soll sich auch klären, wie es mit den beiden Unterkünften weitergeht.

    Unterschrift Foto: Der Arbeitskreis „Willkommen in Schussenried“ bietet einmal die Woche einen offenen Spieltreff an, der gut angenommen wird Bild: privat, ©Schwäbische Zeitung