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    ​Seit 2015 hat sich der Livingroom („Wohnzimmer“) in der Waaghausstraße, direkt beim Rathaus, als interkultureller Begegnungstreff etabliert.​

    Biberach, 08.10.2021 (Gerd Mägerle, ©Gerd Mägerle)

    Seit 2015 hat sich der Livingroom („Wohnzimmer“) in der Waaghausstraße, direkt beim Rathaus, als interkultureller Begegnungstreff etabliert. Verschiedene Angebote haben dort unter dem Dach der Caritas eine zentrale Anlaufstelle. Damit ist Ende Juli 2022 an diesem Ort jedoch Schluss.

    „Die Immobilie, die bisher der Kirchengemeinde St. Martin gehörte, ist im Juni an einen privaten Eigentümer übergegangen. Mit ihm haben wir für den Livingroom einen befristeten Mietvertrag, der am 31. Juli 2022 endet“, sagt Peter Grundler, Leiter der Caritas Biberach-Saulgau. Wo und wie es danach mit den Angeboten weitergeht, die aktuell im Livingroom stattfinden, ist im Moment unklar. „Wir haben deshalb großes Interesse an möglichst zentral gelegenen Räumlichkeiten.“

    Miete wird aus SZ-Weihnachtsaktion finanziert

    Diese zu finden, sei aktuell aber nicht so leicht. „Es gäbe schon Möglichkeiten in der Innenstadt, aber die sind für uns zu teuer“, so Grundler. Für die Räume im Erdgeschoss in der Waaghausstraße zahle die Caritas momentan 300 Euro kalt pro Monat. Finanziert wird die Miete aus Spendengeldern der Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ der „Schwäbischen Zeitung“. 500 Euro sei allerdings das Maximum, was man aufbringen könne, so Grundler.

    Notwendig wäre ein großer Raum für eine Gruppe bis 15 Personen, ein weiterer kleiner Gruppenraum, ein kleines Büro oder eine Büronische, außerdem Toiletten und eine Teeküche. Ideal wäre eine Lage im Erdgeschoss, möglich wären unter Umständen auch Räume im ersten Obergeschoss. „Zu uns kommen immer wieder auch Menschen, die nicht gut zu Fuß sind“, so Grundler. Wichtig wäre eine möglichst zentrale Lage, „denn die meisten Leute, die unsere Angebote nutzen, haben kein Auto“.

    Sie alle nutzen den Livingroom

    Das interkulturelle Projekt Livingroom ist seit 2015 Teil der ökumenischen Migrationsarbeit. Ganz wichtig ist dabei die Sprachförderung. Zusätzlich dazu gibt es auch andere Initiativen, die den Livingroom nutzen. So hilft In Via bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und der Jugendmigrationsdienst (JMD) ist Ansprechpartner für junge Menschen von zwölf bis 27 Jahren. Weitere offene Treffs nutzen den Livingroom ebenfalls.

    Auch das Projekt „Papierfrieden“ der Initiative „1:1 – Mensch zu Mensch“ von Thomas Fettback und Johannes Riedel bietet im Livingroom seine Dienste an. Dabei helfen derzeit 17 Ehrenamtliche unter der Leitung von Klaus Brauner beim Ausfüllen behördlicher Anträge und geben Hilfestellung bei Bewerbungen. Die Klientel sind bei Weitem nicht mehr nur Geflüchtete, wie zu Anfangszeiten des „Papierfriedens“. Inzwischen seien es auch rund 50 Prozent Einheimische, die mit Behördenformularen nicht klarkommen, berichtete Brauner am Mittwoch beim Stifterforum der Bürgerstiftung Biberach, zu der die Initiative „1:1 – Mensch zu Mensch“ und damit auch der „Papierfrieden“ inzwischen gehören.




    Die Initiative „Papierfrieden“ bietet an drei Tagen die Woche Hilfestellung beim behördlichen Papierkram im „Livingroom“. (Foto: Mesale Tolu)

    Caritas hätte gerne alles unter einem Dach

    Die Macher des „Papierfriedens“ haben auch auf eigene Faust begonnen, nach einem geeigenten Raum für ihr Angebot zu suchen, seit klar ist, dass es den Livingroom in der Waaghausstraße nur noch bis Juli 2022 gibt. Mit der Stadtverwaltung habe es Gespräche gegeben, auch konkrete Angebote seien seitens der Stadt gemacht worden, so Brauner.

    Caritas-Leiter Grundler macht hingegen keinen Hehl daraus, dass er gerne hätte, dass alle Livingroom-Angebote auch künftig unter einem Dach stattfinden. „Es gibt zwischen ihnen viele Verknüpfungen, sodass man hier wirklich von Synergieeffekten sprechen kann.“

    Unterschrift Foto: Noch bis Ende Juli 2022 hat der Livingroom sein Domizil in der Waaghausstraße. Bild: Gerd Mägerle, ©Gerd Mägerle