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    Sauer und Ströhle verlassen die evangelische Kirchengemeinde Erolzheim-Rot

    Rot, 13.04.2017

    Erolzheim sz
    Ende Juni verlassen die beiden Pfarrer Dorothee Sauer und Matthias Ströhle die evangelische Kirchengemeinde Erolzheim-Rot. Zum 1. Juli treten sie ihre neuen Stellen in der evangelischen Kirchengemeinde Sigmaringen an. Tobias Rehm hat sich mit den beiden Pfarrern über den bevorstehenden Abschied, die vergangenen 13 Jahre in der Kirchengemeinde Erolzheim-Rot und ihre neuen Aufgaben unterhalten.

    Frau Sauer, Herr Ströhle, seit 2004 leiten Sie gemeinsam die Kirchengemeinde Erolzheim-Rot. Weshalb nun der Abschied?

    Ströhle: Für einen Pfarrer ist es zunächst einmal ganz normal, wenn er nach zehn, 15 Jahren die Stelle wechselt. Einer Gemeinde tut es nach so vielen Jahren gut, wenn jemand Neues mit anderen Ideen kommt. Aber natürlich fällt das Abschiednehmen auch schwer.

    Sauer: Für uns war es wichtig, dass wir gemeinsam in einer Gemeinde arbeiten können. Diese Gelegenheit gibt es nicht so oft, hat sich nun aber in Sigmaringen glücklicherweise für uns ergeben.

    Als Sie vor 13 Jahren die Leitung der Kirchengemeinde Erolzheim-Rot übernahmen, war diese gerade aus Teilen der Gesamtkirchengemeinde Kirchdorf/Rot und der Kirchengemeinde Ochsenhausen neu gegründet worden. Wie bewerten Sie diese Aufgabe rückblickend?

    Ströhle: Für uns war das natürlich eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance. Wir sind damals direkt aus dem Vikariat gekommen, es war nicht selbstverständlich, dass uns diese Aufgabe zugetraut wurde.

    Sauer: Wir haben von Anfang an eine sehr flexible Gemeinde kennengelernt, die sich auch auf uns einlassen konnte und wollte. Es war schnell klar, dass wir kein Zentrum bilden, sondern die dezentrale Struktur erhalten wollen.

    Wie sehen Ihre neuen Aufgaben in Sigmaringen konkret aus?

    Sauer: Wir haben beide eine 75-Prozent-Stelle in der evangelischen Kirchengemeinde Sigmaringen, bei mir entfallen die restlichen 25 Prozent auf das Amt der Codekanin im evangelischen Kirchenbezirk Balingen. Auf diese Aufgabe bin ich schon sehr gespannt.

    Ströhle: Und bei mir gehört die Seelsorge an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen dazu. Das ist ein spannendes Thema, da freue ich mich sehr drauf. Ich denke, ich werde auch weiterhin im diakonischen Bereich aktiv sein. Und in Sigmaringen ist die Flüchtlingsarbeit wegen der Landes-Erstaufnahmeeinrichtung auch eine große Herausforderung.

    Flüchtlingsarbeit ist ein gutes Stichwort, Herr Ströhle. Sie haben sich in den vergangenen Jahren als Beauftragter für Asyl- und Flüchtlingsfragen im evangelischen Kirchenbezirk Biberach vielfältig in diesem Bereich eingebracht und werden eine große Lücke hinterlassen.

    Ströhle: Es fällt mir schon total schwer, hier zu gehen. Ich bin stark vernetzt, durch diese Kontakte konnte viel Gutes bewirkt werden. Vor allem die gute Zusammenarbeit zwischen Kirchen, dem Landkreis und den Kommunen habe ich in Biberach als einen großen Schatz wahrgenommen. Danke an alle. Ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit in der Region auch für die zukünftigen Herausforderungen weitergeht. Welches Gewicht die Asylarbeit für mich in Sigmaringen spielen wird, muss sich noch zeigen. Sicherlich sind auch andere Aufgaben wichtig. Kirche muss dort sein, wo Menschen in Not sind, das halte ich für wesentlich.

    Ihren Abschied haben Sie bereits vor ein paar Wochen angekündigt. Wie fielen die ersten Reaktionen darauf aus?

    Sauer: Viele aus unserer Kirchengemeinde konnten es sich gar nicht vorstellen und sind traurig. Uns geht es nicht anders, auch wenn man als Pfarrer im Prinzip vom ersten Tag an weiß, dass es irgendwann vorbei ist. Aber es ist dann doch etwas anderes, diesen Abschied auch tatsächlich zu erleben und zu fühlen, wenn man hier einmal Wurzeln geschlagen hat. Und die Verabschiedung am 21. Mai durchzustehen, ist auch nochmals eine Herausforderung für sich.

    Ströhle: Jedem ist klar, dass ein Pfarrer irgendwann wechselt. Es ist wichtig, loslassen zu können, um anderen Dingen eine Chance zu geben. Ich habe natürlich auch viele Rückmeldungen von Leuten aus der Asylarbeit bekommen, die es total schade finden. Wir wollen die verbleibende Zeit dazu nutzen, alles in geordnete Bahnen zu bringen, auch innerhalb der Kirchengemeinde, damit es nach unserem Abschied diverse Ansprechpartner gibt.

    Sauer: Wobei wir natürlich hoffen, dass sich bald jemand findet, der diese tolle Gemeinde übernimmt.

    Was werden Sie am meisten vermissen?

    Ströhle: Ich bin begeisterter Landpfarrer. Ich liebe den ländlichen Raum, die kleinen Dörfer und die rege Vereinsarbeit hier. Das wird mir sicherlich fehlen, genauso wie die Kontakte zu Menschen, die man liebgewonnen hat.

    Sauer: Natürlich werden wir einzelne Personen hier aus der Kirchengemeinde vermissen. Außerdem hat die Gemeindearbeit hier auch deshalb so viel Spaß gemacht, weil praktisch alles dabei war, jede Altersstufe. Künftig werden die Arbeitsbereiche etwas anders gegliedert sein, es gibt in unserer neuen Kirchengemeinde in Sigmaringen noch eine dritte Pfarrstelle. Nach unserem Amtsantritt werden wir die Aufgabenbereiche dann im Detail festlegen. Die evangelische Kirchengemeinde Sigmaringen ist mit gut 5500 Gemeindegliedern auch deutlich größer als unsere bisherige, die rund 1200 Gläubige zählt.

    Eine offizielle Verabschiedung von Dorothee Sauer und Matthias Ströhle wird es am 21. Mai in Erolzheim geben.

    Unterschrift Foto: Dorothee Sauer und Matthias Ströhle verlassen Ende Mai die evangelische Kirchengemeinde Erolzheim-Rot. Das Pfarrer-Ehepaar zieht es nach Sigmaringen. Bild: Tobias Rehm, ©Schwäbische Zeitung