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    Landkreis und Verkehrswacht erklären grundlegendes Verhalten im Straßenverkehr Dolmetscher übersetzen in Arabisch und Persisch

    Laupheim, 01.04.2017 (Michael Kroha, ©Schwäbische Zeitung)

    Laupheim sz Wer sich nicht an die Regeln hält, muss runter vom Fahrrad. Da ist Andrea Büchele von der Verkehrswacht konsequent. Bei der Verkehrsschulung für Flüchtlinge am Mittwoch auf dem Verkehrsübungsplatz beim Laupheimer Festplatz vergisst ein noch sehr junges Mädchen zum wiederholten Male, beim Ausfahren aus dem Kreisel ein Handzeichen zu geben. „Das geht so nicht“, weist Büchele das Mädchen mehrmals darauf hin. Als sie es noch einmal vergisst, ist für sie Schluss: „Du bist noch zu jung zum Fahrradfahren“, erklärt die ausgebildete Polizistin ihre Entscheidung.

    Die rund zwei Stunden lange Verkehrsschulung ist aufgeteilt in eine Stunde Theorie und eine Stunde Praxis. In der Theorie wurden den rund zehn Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Nigeria und Gambia die grundsätzlichen Verhaltensregeln im Straßenverkehr von Fabian Münch erörtert: helle Kleidung tragen, das Überqueren der Autobahn oder von Bahnlinien ist verboten und die Polizei hilft immer bei Fragen. Münch ist vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Ulm als sogenannter Multiplikator ausgebildet worden. Weil noch nicht alle Flüchtlinge über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, übersetzten Saleh Nasser in Arabisch und Somaye Mahdawi in Persisch. Beide sind ebenfalls Flüchtlinge, verstehen die deutsche Sprache aber schon gut genug und können anderen deshalb helfen.

    „Sprachbarriere ist oft ein Problem“
    „Die Sprachbarriere ist oft ein Problem“, sagt Simone Bleichner, Flüchtlingsbeauftragte des Landkreises Biberach. Aber die Flüchtlinge würden ihrer Meinung nach bei jedem der insgesamt sieben Kurse, die sie zusammen mit der Verkehrswacht organisiert haben, etwas mitnehmen. „Und dann hoffen wir, dass sie es auch untereinander weitergeben“, sagt Bleichner. „Ich wünsche mir, dass wir die Menschen jetzt integrieren und keine Subkulturen entstehen.“

    Simon Joseph aus Nigeria hat „sehr viel gelernt“
    Simon Joseph hat vor knapp zwei Jahren seine Heimat Nigeria verlassen. Daheim sei er zwar auch viel Fahrrad gefahren, „aber dort geht alles viel schneller“, erzählt er. „Da achtet niemand auf den anderen.“ Er habe beim Abbiegen auch nie ein Handzeichen geben müssen. Deshalb sei es gut, dass es solche Kurse gibt: „Ich habe viel gelernt“, sagt er.

    In Afghanistan gibt es keine Regeln für Fahrradfahrer
    Auch Nasir Samandari und sein Sohn Maneer sind ihrer Heimat Afghanistan schon Fahrrad gefahren. Dort gebe es aber keine expliziten Regeln für Fahrradfahrer, sondern nur für Autos – und auch nur in großen Städten. „Ich habe bei der Schulung viel gelernt. Das ist gut für mich“, sagt der 45-Jährige. „Ich hoffe, dass ich in Zukunft besser fahren kann.“ Sein elf Jahre alter Sohn besucht die Friedrich-Uhlmann-Schule; Mitschüler haben ihm schon geraten, beim Fahrradfahren immer Abstand zu halten: „Der Bremsweg beim Fahrrad ist länger“, sagt er.


    Erlernen der Regeln klappt nicht von heute auf morgen
    Den Organisatoren der Verkehrsschule ist klar, dass das Erlernen und vor allem das Einhalten der Verkehrsregeln nicht von heute auf morgen gelingen kann. Mit der Aktion wollen sie vor allem aber auch Privatmenschen darauf aufmerksam machen, sich freiwillig zu melden und eben als Multiplikator zur Integration der Menschen beizutragen. Denn nicht nur die Flüchtlinge, auch die Einheimischen würden von der Regelkunde profitieren: „Als Autofahrer kann man auch ziemlich erschrecken, wenn der Fahrradfahrer davor plötzlich abbiegt.“

    Weitere Bilder und ein Video zur Verkehrsschulung gibt es im Internet unter schwaebische.de/lph-verkehr-fluechtlinge

    Das Video finden Sie hier.

    Unterschrift Foto: Flüchtlinge lernen Verkehrsregeln fürs Fahrrad Bild: Michael Kroha, ©Schwäbische Zeitung