Maselheim sz
Das Unwetter mit flächendeckendem Starkregen am Sonntag hat die Gemeinde Maselheim voll getroffen. Welche Dimension das Unwetter hatte, wird anhand der Hochwassergefahrenkarte deutlich. Es wurden Areale überflutet, die selbst bei einem 100-jährigen Hochwasser noch trocken bleiben. Sie werden nur bei einem sogenannten „Hochwasser extrem“ überflutet. Das war am Sonntag der Fall.
Gegen 17 Uhr herrschte Land unter in Teilen von Maselheim. Straßen waren überflutet, an manchen Stellen stand das Wasser bis zu einem Meter hoch. Die Wassermassen schwemmten Autos mit, Keller liefen voll, aus lecken Tanks floss Öl.
Die Maselheimer Feuerwehr erhielt Unterstützung aus der näheren und weiteren Umgebung, unter anderem von den Wehren Schemmerhofen, Bad Schussenried, Riedlingen und von der Werksfeuerwehr Boehringer Ingelheim. Nach Angaben von Bürgermeister Elmar Braun waren insgesamt etwa 300 Feuerwehrleute im Einsatz. Auch das THW rückte an.
In Laupertshausen stand das Wasser rund einen Meter hoch in der Ortsmitte. „Es war wie ein reißender Fluss“, berichtet Feuerwehrmann Thomas Zielmann. Zeitweise war Laupertshausen nicht erreichbar.
Die Rettungskräfte mussten eine Person nach einem Zusammenbruch reanimieren, die dann ins Krankenhaus gebracht wurde. In einem anderen Fall, war jemand zeitweise vermisst, wurde dann gefunden und mit Unterkühlung in eine Klinik gefahren. „Es war eine sehr kritische Situation für Mensch und Tier“, sagt Zielmann.
Kälbchen kommt um
Wie kritisch es war, erlebte auch die Landwirtin Eva Weber. Im Stall stand das Wasser einen halben Meter hoch. Die Kälber, die draußen waren, wurden vom Wasser weggetrieben. Nur ein Tier konnte sich auf den Misthaufen retten. Ein Kälbchen kam in den Fluten um. Eva Weber selbst stürzte hinter dem Stall in ein tiefes Loch, das das Wasser in die Erde gerissen hatte. Sie konnte sich jedoch retten. „Ich bin dann bei meinen Tieren geblieben“, erzählt sie. Die Kühe standen zwar im Wasser, liefen aber nicht Gefahr zu ertrinken. „In so einer Situation bist du machtlos“, sagt die Landwirtin.
Welche Gewalt die Wassermassen haben, zeigte sich auch im Keller eines Maselheimers. Die Stahltür zum Heizungsraum verbog sich unter dem Druck und gab nach. Alle Kellerräume wurden bis zur Decke überflutet.
„Ein reißender Strom, der bis zu einem Meter tief war“, schildert Landwirt Martin Betz aus Äpfingen die Situation am Sonntag. „Das war reißend, das war heftig.“ Auch bei ihm standen die Kühe im Wasser, im Wohnhaus lief der Keller voll, der Öltank wurde herausgerissen, Saatgut und fünf Tonnen Dünger weggespült, Futter durchnässt. So ein Hochwasser habe er noch nie erlebt, sagt er. „Ein absolutes Extrem.“
Auf Schlauchboot gewartet
Kritische Szenen spielten sich bei Familie Zeiler in Äpfingen ab. „Das Wasser kam so schnell“, erzählt Wilma Zeiler. Die Schwiegermutter hätten sie gerade noch aus dem Haus holen und zu den höher gelegenen Nachbarn bringen können. Bald stand das Wasser mehr als einen Meter hoch im Erdgeschoss des Hauses und im Stall. „Wir kamen gerade noch raus. Zwei von uns mussten im Heustock bleiben, bis sie mit dem Schlauchboot geholt wurden.“ Die 35 Kühe hätten bis zum Hals im Wasser gestanden. Flächenversiegelung und Klimawandel seien der Grund für solche Überflutungen, sagt ihr Mann Josef Zeiler.
Gestern wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen. Die Feuerwehr pumpte weitere Keller leer. In der Laupertshauser Ortsmitte wurden zwei Laster Kies, die die Flut angespült hatten, weggefahren. Nasses Mobiliar wurde aus Häusern geräumt, Böden mit Hochdruckreinigern und Schaufeln vom Schlamm befreit.
Die Hilfsbereitschaft im Ort sei groß, sagt Bürgermeister Elmar Braun. „Bei uns kam ein Pärchen vorbei, das zuvor in drei anderen Häusern geholfen hatte“, erzählt Friseursaloninhaberin Sarah Dolderer. „So viel Hilfe, das ist unglaublich“, sagt auch Eva Weber. Zu denen, die spontan andere unterstützten, gehörten auch Flüchtlinge. Mazen Shennar aus Syrien etwa. „ Das hätte ich zu Hause in Syrien gemacht und das mache ich hier. Helfen ist ein Muss.“
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Unterschrift Foto: Syrer Mazen Shennar hilft bei den Aufräumarbeiten. Bild: Birgit van Laak, ©Schwäbische Zeitung