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    Kirchengemeinderäte reden über Hilfe für Flüchtlinge - Infoabend am Freitag in Hohentengen

    Mengen, 17.09.2015 (Jennifer Kuhlmann, ©Schwäbische Zeitung)

    Jede Kirchengemeinde soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen - diesen Wunsch hat Papst Franziskus vor Kurzem geäußert. Entsprechender Wohnraum steht in den Seelsorgeeinheiten Effata Ablach-Donau und Göge-Donau-Schwarzachtal nicht zur Verfügung. Während Dekan Jürgen Brummwinkel das Thema noch mit seinen Kirchengemeinderäten diskutieren wird, ist die Liebfrauengemeinde schon einen Schritt weiter: „Wir möchten Wohnungen anmieten und zwei Familien aufnehmen“, berichtet Pfarrer Stefan Einsiedler.

    Am Mittwochabend hat der Mengener Pfarrer mit seinen Kirchengemeinderäten gesprochen. „Wir haben Interesse daran, diesen Wunsch umzusetzen“, sagt Einsiedler. „In Mengen gibt es genug leerstehenden Wohnraum.“ Je nachdem, wo eine Anmietung durch die Kirche möglich sei, müsse eventuell in den Brandschutz und Sanierungsarbeiten investiert werden. „Da gäbe es aber Unterstützung durch die Diözese“, so Einsiedler. Sobald dann zwei Flüchtlingsfamilien ihr Asylverfahren abgeschlossen hätten und auf dem freien Wohnungsmarkt nach einer Unterkunft suchen, wären sie in Mengen willkommen. Die bürokratischen Hürden seien hoch, man wolle sie aber in Angriff nehmen. „Integration läuft über Begegnung“, glaubt Einsiedler. Da würden sich Kirchengemeinderäte und andere Ehrenamtliche einbringen.

    „Natürlich werden wir über die Aufforderung des Papstes im Kirchengemeinderat reden“, kündigt auch Dekan Jürgen Brummwinkel an. „Wir werden darüber nachdenken, wie wir uns dabei einbringen können.“ Es reiche schließlich nicht aus, Räume zur Verfügung zu stellen. „Einer Familie aus Syrien ein Dach über dem Kopf zu bieten ist nicht genug“, findet Brummwinkel. „Wenn wir Menschen aufnehmen, wollen wir auch mit ihnen leben und sie einbinden.“ Dazu müsse es Gemeindemitglieder geben, die das verantwortungsvoll und intensiv übernehmen können und wollen.

    „Unsere Wohnungen und Pfarrhäuser in der Seelsorgeeinheit sind vermietet“, sagt Brummwinkel. Gerade sei Pfarrer Markus Kohler in eine freie Wohnung in Herbertingen eingezogen. „Unsere Gemeindehäuser könnten zwar vorübergehend als Notunterkunft dienen, sind aber für eine Familie, die länger bleibt, nicht geeignet.“ Trotzdem will Brummwinkel mit den Kirchengemeinderäten alle Alternativen durchgehen. „Vielleicht wachsen da Ideen, die sich umsetzen lassen“, sagt er.

    Brummwinkel hat keine Angst

    Eine ganz andere Lage böte sich bei den 120 Flüchtlingen, die zum Jahresende in einem Unterkunftsgebäude der ehemaligen Oberschwabenkaserne auf dem Ehoch4-Gelände untergebracht werden sollen. „Wir freuen uns auf diese Menschen und heißen sie willkommen“, sagt Brummwinkel. „Solange, wie sie bei uns sind, werden sie unsere Mitbürger sein.“ Dem Dekan schwebt eine Hilfe auf Augenhöhe vor, „ohne die Rollenverteilung von Wohltätern und Hilfsbedürftigen“. Man müsse die Flüchtlinge erst einmal kommen lassen und dann sehen, wie die Unterstützung konkret aussehen kann. „Wichtig ist, dass wir den Menschen, die nicht in ihrem Land bleiben konnten, ein neues Stück Heimat geben.“

    Brummwinkel rät allen, die die Ankunft der Flüchtlinge mit Angst erwarten: „Die Leute müssen hinschauen und sich öffnen. Den Flüchtlingen eine Chance geben. Danach können sie immer noch urteilen.“ Er persönlich habe keine Ängste, sondern sei davon überzeugt, dass ein Zusammenleben schaffbar ist. „Es wird auch viele Helfer geben“, prognostiziert er. „Wenn man die Menschen aus der Göge um Hilfe bittet, dann kann man sich auf sie verlassen. Das habe ich oft genug erlebt. So wird es auch diesmal sein.“

    Am Freitag findet um 20 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Maria in Hohentengen eine Informationsveranstaltung für alle statt, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren wollen, die nach Hohentengen kommen. Auch Dekan Brummwinkel wird da sein.

    Unterschrift Foto: Papst Franziskus besucht ein Flüchtlingscamp in Rom Bild: