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    Beim Informationsabend in Maselheim zeigen 90 Bürger ihr Interesse

    Maselheim, 17.09.2015 (sz Josef Aßfalg, ©Schwäbische Zeitung)

    Rund 90 Bürger sind am Mittwochabend der Einladung zum Informationsabend „Ehrenamt Asyl“ ins Rathaus Maselheim gefolgt. 36 Bürger haben sich in Themenlisten eingetragen, um sich in verschiedenen Bereichen der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Bekanntlich wird im Wolfäckerweg demnächst eine Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises eröffnet.

    Jürgen Kraft vom Landratsamt, zuständig für die Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge im Landkreis Biberach, stellte die momentane Flüchtlingssituation dar. „Bis August haben wir im Landkreis 650 Personen aufgenommen“ und bis Jahresende kämen weitere 1400 Flüchtlinge dazu, sagte Kraft. Die Prognose für 2015 war, dass Baden-Württemberg etwa 80000 Asylbewerber aufnehme und der Landkreis davon rund 1600, „was einer Quote von 2,01 Prozent entspricht“.

    Kraft berichtete weiter von den Zielländern der Flüchtlinge. So habe der Libanon laut Angaben aus dem vergangenen Jahr 856000 Menschen aufgenommen, „das heißt: jeder vierte Einwohner im Libanon ist Flüchtling“. „Die Flüchtlinge, die in Deutschland einreisen, werden nach einem Verteilsystem (Königsteiner Schlüssel) nach Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft verteilt.“ So müsse Baden-Württemberg 12,8 Prozent der Flüchtlinge aufnehmen. Ob der Verteilerschlüssel stimme und wie er kontrolliert wird, sei derzeit auch eine Diskussion in den Ländern.

    Kraft erklärte das dreigliederige Aufnahmesystem in Baden-Württemberg. So ist für die Erstaufnahmeeinrichtungen das Land zuständig, für die vorläufige Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften die Land- und Stadtkreise und für die Anschlussunterbringung die Gemeinden. „Die Asylbewerber bekommen nicht weniger Geld als ‚Arbeitslosengeld II-Empfänger’“, antwortete Kraft auf eine Frage aus dem Publikum. Demnach bekomme ein Alleinstehender 326 Euro im Monat, „bei einer Familie mit Kindern ist der Betrag höher“. Sie hätten natürlich keine Winterbekleidung oder ein Fahrrad, „das ist dann eine Sache, wo Sie sich als Ehrenamtlicher engagieren können“.

    Die Asylsuchenden seien nicht kindergeldberechtigt, gab Kraft als Auskunft auf eine andere Frage. „In einer Gemeinschaftsunterkunft stellen wir die komplette Ausstattung und Einrichtung zur Verfügung“, sagte Kraft. „Sie brauchen also keine Kühlschränke, Schränke oder Töpfe als Sachspenden abgeben“. Nach Maselheim kämen 20 bis 30 Personen, die meisten aus Großstädten, die eine sehr hohe Bleiberechtswahrscheinlichkeit haben.

    Pfarrer Matthias Ströhle, Beauftragter für Asyl- und Flüchtlingsfragen im Evangelischen Kirchenbezirk Biberach, zeigte mögliche Ansätze für ein ehrenamtliches Engagement auf. Ansätze für ein ehrenamtliches Engagement seien Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen, Asyl-Kaffees oder andere zwanglose Treffen zwischen Einheimischen und Asylbewerbern, Deutsch-Unterricht und Sprachübungen, Hausaufgabenhilfe, Freizeitangebote (Sport, Musik) und Begegnungen im Allgemeinen.

    Die Verletzlichkeit bei Flüchtlingen liege darin, dass sie aus Kriegsgebieten kommen, traumatisiert sind und sehr viel verloren hätten, auch ihre Würde, berichtete Ströhle aus seiner Erfahrung in achtjähriger Asylarbeit.

    Er freue sich, dass so viele da sind „und ihr Interesse zeigen“, darunter Pfarrer Ludwig Hager mit Vertretern des Kirchengemeinderates, die neue Rektorin Elisabeth Köberle mit Teilen des Lehrerkollegiums und Vertreter der Vereine, lobte Bürgermeister Elmar Braun bei der Begrüßung.

    Das erste Treffen der Ehrenamtlichen findet am Mittwoch, 23. September, um 19.00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt. Wer beim Info-Abend nicht dabei war und sich engagieren möchte, kann ebenfalls an diesem Treffen teilnehmen.

    Unterschrift Foto: Informierten 90 Maselheimer Bürger über Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Hilfe für Flüchtlinge: (von links) Pfarrer Matthias Ströhle, der Maselheimer Bürgermeister Elmar Braun und Hauptamtsleiter Wolfgang Späth sowie der Sachgebietsleiter Flüch Bild: Josef Assfalg, ©Schwäbische Zeitung