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    Syrischer Pianist Aeham Ahmad spielt im ausverkauften Martin-Luther-Gemeindehaus

    Biberach, 03.11.2016

    Biberach sz
    Von dem sogenannten Islamischen Staat aus Syrien vertrieben, ohne Familie nach Wiesbaden gekommen, das Einzige was blieb, war die Musik – und mit dieser begeisterte der syrische Musiker Aeham Ahmad im ausverkauften Martin-Luther-Gemeindehaus in Biberach die mehr als 400 Besucher.

    Die Initiatoren, die ökumenische Flüchtlingsarbeit und Mitarbeiter des Arbeitskreises in Maselheim, darunter auch viele Flüchtlinge, waren begeistert von dem Konzertabend. „Mit diesem Konzert wollen wir Brücken bauen zwischen Menschen, Völkern und Kulturen“, sagte der Flüchtlingsbeauftragte des evangelischen Kirchenbezirks, Pfarrer Matthias Ströhle.

    Violinistin beeindruckt Besucher

    Das Programm wurde von der Band International Identity eröffnet. Eine Band, deren Musiker aus verschiedenen Ländern kommen. Musiker, die aus ihren Heimatländern flohen. Afrikanische Trommeln treffen hier auf die arabische Tanbur, Keybord und E-Gitarren. Eine Mischung, die zeigte, dass Integration über die Grenzen von Kulturen hinweg funktionieren kann. Außerdem begeisterte an diesem Abend die Violinistin Rita Nakad mit einem Stück des jüdischen Komponisten Fritz Kreisler. Rita Nakad wurde in Syrien geboren und spielt mittlerweile im West Eastern Divan Orchester von Daniel Barenboim.

    Hauptact war Aeham Ahmad. In den stillen Raum hinein zeigte er ein Video aus seiner Heimat: Aeham Ahmad spielt zwischen zerbombten Häusern Klavier. Schüsse sind zu hören, die Musiker verlassen ihren Platz und gehen mit folgenden Worten woanders hin: „Lasst uns gehen, sonst trifft uns noch eine Bombe.“ Die Bilder, die gezeigt werden, ließen erahnen, wie dramatisch die Situation in Syrien sein muss. Und sie machten deutlich, dass dem Träger des Beethovenfriedenspreises eines besonders wichtig ist: Normalität in Zeiten des Grauens zu vermitteln.

    Vielleicht war dies auch der Grund, dass Aeham Ahmad sein Konzert mit zwei flotten klassischen Stücken, einer Interpretation von Mozarts „Alla Turca“ und einer Variation von Beethovens „Für Elise“ begann. Ein Auftakt, der viel Applaus einbrachte.

    Auch wenn viele Zuhörer die arabischen Texte der folgenden Lieder nicht verstanden, konnten sie doch leicht aus den Melodien erahnen, von was die Stücke handeln. Von der Ambivalenz der Gefühle zwischen Trauer und Schmerz, zwischen Hoffnung und Freude.

    Flüchtlinge erzählen Privates

    Dies wurde auch in den Erzählungen zwischen den Liedern unterstrichen. Aeham Ahmad erzählte von seiner Flucht aus Syrien und was es ihn gekostet hatte, dass er seine Frau und seine Kinder zunächst zurückließ. Erst vor wenigen Monaten konnte die Familie wieder zusammengeführt werden.

    Aeham Ahmad erntete viel Applaus. Als Zugabe bat er alle Musiker des Abends auf die Bühne. Gemeinsam präsentierten sie das Lied „Imagine“ von John Lennon. Frieden und Freiheit sind die beiden Begriffe, die den Abend über, musikalisch und auch ausgesprochen, im Mittelpunkt standen.

    Unterschrift Foto: Der syrische Pianist Aeham Ahmad hat die Besucher mit Klassikstücken beeindruckt. Bild: privat, ©Schwäbische Zeitung