Maselheim sz
Mit 31 Jahren nochmal eine Ausbildung anzufangen, erfordert Zielstrebigkeit und Ehrgeiz. Mustafa Arab besitzt diese Eigenschaften. Der Syrer floh vor eindreiviertel Jahren nach Deutschland. Beim Bauunternehmen Grimm in Maselheim fand er eine feste Anstellung. Doch für seinen Traumberuf Kfz-Mechatroniker fängt er nun nochmal von vorn an als Azubi. „Wenn man in Deutschland etwas erreichen will, braucht man eine Ausbildung“, sagt er.
Mustafa Arab kam im Herbst 2015 mit seiner Frau und den drei Kindern nach Deutschland. Die Familie stammt aus dem syrischen Homs. „Vor dem Krieg hatte ich dort ein Leben“, erzählt der 31-Jährige.
In Maselheim wohnte die Familie in der Asylbewerberunterkunft gleich neben dem Unternehmenssitz der Firma Grimm. Durch diese unmittelbare Nachbarschaft und das Engagement von Wilma Grimm-Ruf im Helferkreis entstanden Kontakte. Wilma Grimm-Ruf unterstützte die Arabs bei Behördengängen. „Ohne Hilfe geht es nicht“, weiß sie aus Erfahrung. Denn bereits zu Zeiten des Kosovokriegs begleitete sie Flüchtlinge bei Terminen im Landratsamt. Als sehr rührig, habe sie Mustafa Arab erlebt, erzählt sie. Er lernte schnell deutsch und spricht die Sprache inzwischen gut.
Der 31-Jährige, der in Syrien als Maler und Gipser gearbeitet hatte, wollte nicht daheimsitzen. So fühlte er bei der Firma Grimm vor. Dort wurden Mitarbeiter gesucht. Denn: „Wir spüren den Fachkräftemangel deutlich“, sagt Paul Grimm. Von Mustafa Arab hatte er einen guten Eindruck. „Wer so schnell deutsch lernt, der ist ehrgeizig“, findet Paul Grimm.
„Er musste sich schon einarbeiten, aber er kämpfte sich durch“, sagt Grimm. Mustafa Arab erhielt eine Festanstellung, war mit einer vierköpfigen Gipserkolonne auf den Baustellen. „Er wollte unbedingt arbeiten, unabhängig zu sein war ihm wichtig“, schildert Paul Grimm seinen Eindruck. So kümmerte sich der 31-Jährige auch um eine Wohnung, die Familie verließ die Flüchtlingsunterkunft und zog nach Äpfingen.
Wunsch: In Deutschland bleiben
Der große Wunsch des 31-Jährigen ist es, in Deutschland zu bleiben. „Meine Kinder lernen deutsch“, erzählt er. Sie würden zwar arabisch sprechen, aber könnten die Heimatsprache weder lesen noch schreiben.
Das Ende des Kriegs in Syrien ist nach seiner Einschätzung noch sehr weit weg. In Deutschland möchte er sich deshalb etwas aufbauen. Dazu hat er sich beruflich umorientiert. Er würde gerne seinen Traumberuf Kfz-Mechatroniker lernen. Zwar habe er in Syrien als Jugendlicher bereits Mechanikerkenntnisse erworben, aber das sei lange her, sagt er. „In Deutschland ist es wichtig, eine Ausbildung zu haben“, weiß der 31-Jährige. Ohne die entsprechenden Abschlusszeugnisse komme man nicht voran. Deshalb hat er sich Anfang des Jahres einfach beworben. In einem großen Autohaus der Region konnte er ein Praktikum machen. Nach wenigen Tagen wurde ihm dort ein Ausbildungsplatz zum Herbst angeboten. Die Chance will er nun ergreifen.
„Der letzte Tag bei der Firma Grimm war schon ein bisschen traurig“, sagt Mustafa Arab. „Die Kollegen in der Kolonne waren enttäuscht, dass er geht. Er war zuverlässig“, berichtet Paul Grimm. Aber sie könnten verstehen, dass Mustafa Arab sich eine Zukunft in seinem Wunschberuf aufbauen möchte, sagen er und Wilma Grimm-Ruf.
Unterschrift Foto: Mustafa Arab (2. v. l.) hatte seine erste Stelle in Deutschland bei der Maselheimer Firma Grimm. Paul Grimm (r.), Wilma Grimm-Ruf und Werner Grimm sagen: Er hat sehr schnell deutsch gelernt. Bild: Birgit van Laak, ©Schwäbische Zeitung