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    Die neu eingerichtete Werkstatt bringt Geflüchteten mehr Mobilität. Einige Bewohner helfen selbst ehrenamtlich mit.

    Schwendi, 04.04.2024 (sz, ©sz)

    Das Bedürfnis nach Mobilität kann für die Bewohner der Dietenbronner Gemeinschaftsunterkunft nun einfacher gestillt werden. Seit Februar befindet sich direkt im Gebäude eine Fahrradwerkstatt. Ein vierköpfiges Team um Johann Speidel vom „Helferkreis Asyl Schwendi“ kümmert sich ehrenamtlich um Annahme, Reparatur und Weitergabe von Fahrrädern.

    Fahrräder bringen Geflüchteten Mobilität


    Unzählige Fahrräder stehen im und neben dem kleinen Pavillon vor dem Haupteingang der Gemeinschaftsunterkunft. Viktoriia aus der Ukraine ist froh, eines zu besitzen: „Ich fahre damit zum Supermarkt und zur Bank.“ Wie viele der etwa 180 Bewohner ein Fahrrad haben, ist nicht bekannt, aber laut Integrationsmanagerin (IMA) Sabine Schurr „ziemlich viele“.
    „Im ersten Monat haben wir bereits elf Fahrräder an bedürftige Menschen abgegeben“, freut sich das Werkstatt-Team über das Interesse. Weitere zwölf wurden repariert und stehen für die Kunden bereit. Die Aufwandsentschädigung je Rad liege zwischen 15 und 50 Euro.


    Johann Speidel bringt viel Erfahrung mit

    Jedes Fahrrad, das aus der Bevölkerung gespendet wird, würde auf seine Verkehrstauglichkeit hin geprüft und gegebenenfalls repariert. Und sollte sich die Reparatur nicht mehr lohnen, kommen die Einzelteile ins Ersatzteillager. Die Regale sind bereits gut gefüllt, weil Johann Speidel nicht nur gespendete Fahrräder, sondern auch sein Ersatzteillager und die Werkzeuge von seinem Bauernhaus nach Dietenbronn mitgebracht hat.


    Dass er als Fahrrad-Ansprechpartner gilt, hat sich herumgesprochen: „Ich repariere bereits seit etwa 30 Jahren Räder, die nach Rumänien transportiert oder an die ‚Aktion Hoffnung‘ gespendet wurden. Auch beim Fahrrad-Pool Laupheim habe ich neun Jahre mitgeholfen.“ Sein Ruf als Fahrrad-Spezialist eilte ihm bis zur Gemeinschaftsunterkunft in Dietenbronn voraus: „Die Leute sind zu jeder Tageszeit gekommen.“


    Landratsamt stellt Räume zur Verfügung

    Daher stellte sich die Frage nach einer Fahrradwerkstatt vor Ort. Das Landratsamt stellte daraufhin Räumlichkeiten in der ehemaligen Klinik zur Verfügung. In zwei bis drei Monaten entstanden eine Werkstatt und ein Ausstellungsraum.
    Bernd Karrer, Leiter des „Helferkreis Asyl“, hat hierbei unterstützt und ist vom Ergebnis begeistert: „Die Zusammenarbeit zwischen Hausmeister, Sicherheitsdienst, Landratsamt, Integrationsmanagerinnen, Helferkreis und dem engagierten Werkstatt-Team hat sehr gut geklappt. Und die Räumlichkeiten sind optimal.“
    Auch Sabine Schurr findet: „Die Werkstatt ist sehr schön geworden.“ Ein Plakat in mehreren Sprachen, entworfen von Julia Blessing von der Diakonie Biberach, weist auf das Angebot hin. Die Werkstatt befindet sich im Hof oberhalb des früheren Mitarbeiterparkplatzes und bietet auch eine große Fläche, um das Fahrradfahren zu lernen.


    Fahrradzubehör

    So kann man spenden
    Die Mitarbeiter der Fahrradwerkstatt freuen sich über Fahrräder für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, Helme sowie Schlösser. Die Spenden können immer freitags von 14 bis 16 Uhr abgegeben werden. Wer an einer ehrenamtlichen Mitarbeit Interesse hat, darf ebenfalls gerne vorbeischauen.

    Räder werden vor Schrottcontainer bewahrt

    Seit Februar hat die Werkstatt jeden Freitag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. In diesem Zeitraum können sowohl in der Gesamtgemeinde lebende Flüchtlinge und Asylbewerber als auch Sozialhilfeempfänger Fahrräder gegen eine Aufwandsentschädigung erwerben. Aber auch reparaturbedürftige Fahrräder, die gespendet werden, dürfen dann vorbeigebracht werden.
    „Wir freuen uns sehr über weitere Spenden von gut erhaltenen Fahrrädern“, sagt das Werkstatt-Team. Zusätzlich erwähnt Johann Speidel: „Die meisten dieser Räder wurden vor dem vorzeitigen Ende im Schrottcontainer bewahrt. Enthaltene Rohstoffe und Energie behalten noch ihren Wert und werden wertgeschätzt.“
    Die vier ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter, zum Teil Spezialisten im Amateurbereich, werden mit der Freude und dem Dank der zufriedenen Kunden belohnt. Für Speidel ist der Teamgedanke sehr wichtig und er kümmert sich, damit alles gut läuft. Das Team ist meist komplett am Freitag vor Ort, Speidel schaut jedoch zwei- bis dreimal die Woche nach dem Rechten. Interessierte Geflüchtete dürfen dort auch unter Anleitung Fahrräder reparieren. „Es ist uns wichtig, dass auch Asylbewerber mithelfen“, erzählt der Fahrrad-Experte.
    Bei der offiziellen Eröffnung der Fahrradwerkstatt im Rahmen des Kulturen-Cafés bedankte sich Bürgermeister Wolfgang Späth beim engagierten Werkstatt-Team und zeigte sich beim Rundgang durch die Werkstatt beeindruckt.

    Unterschrift Foto: Johann Speidel und sein Team von der neu gegründeten Fahrradwerkstatt in der Gemeinschaftsunterkunft Dietenbronn prüfen jedes Fahrrad auf Verkehrstauglichkeit. Bild: Elisabeth Koprivc, ©Elisabeth Koprivc