So oft hat der Biberacher Oberbürgermeister Norbert Zeidler wohl noch nie als Fotomotiv herhalten müssen. Nach dem Willkommensempfang für Flüchtlinge in der Stadthalle wollte jeder ein Foto mit dem Stadtoberhaupt machen. „Er ist einfach ein guter Mann, heute ist ein sehr glücklicher Tag für uns“, sagt Tobe Assan aus Gambia. Er ist schon in einigen Städten in Europa gewesen, doch in Biberach gefällt es ihm am besten. „Wir sind hier gut aufgenommen worden.“
Die Stadtverwaltung hatte am Mittwochnachmittag Biberacher Flüchtlinge und Ehrenamtliche zu einem großen Empfang eingeladen. Rund 500 Gäste folgten der Einladung. Die Veranstaltung wurde in vier Sprachen übersetzt: englisch, französisch, arabisch und persisch. „Wir begrüßen in Biberach regelmäßig unsere Neubürger und auch die neuen Studenten unserer Hochschulen“, sagt OB Zeidler in seiner Rede. „Daher war es für mich auch selbstverständlich, Sie alle in unserer Stadt zu begrüßen.“ Es war OB Zeidler aber auch wichtig, den neuen Mitbürgern von unserem Wertesystem zu erzählen: „Wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinandertreffen, führt das nicht automatisch zu Harmonie, Ausgleich und Bereicherung, sondern auch zu Reibung, Berührungsängsten und Unsicherheit.“ Es gelte Brücken zueinander zu bauen, „dabei ist die Sprache sicherlich ein wichtiger Schlüssel, aber auch Respekt und die Achtung unserer Normen und unserer Verfassung“.
Anschließend stellte er den Gästen die Stadt Biberach mit ihren Besonderheiten vor. Beim Punkt Schützenfest gab es von allen Gästen großen Applaus, und der Übersetzer fürs Persische, Noorullah Aziz aus Afghanistan, fügte hinzu: „Ich liebe das Schützenfest.“
Als Letzter tritt Alireza Motahari aus dem Iran auf die Bühne. Gemeinsam mit anderen Flüchtlingen hat er einen Brief an die Biberacher Bürger verfasst (frei übersetzt): „Die Flüchtlingsgemeinschaft will sich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie uns so gastfreundlich aufgenommen haben und so großzügig sind. Es tut uns sehr leid, was in Köln in der Silvesternacht passiert ist. Wir sind außer uns vor Wut, wir weisen diese schrecklichen Taten entschieden zurück, weil es nicht unsere Moralvorstellungen und unsere Werte repräsentiert.“ Sie seien nach Deutschland gekommen, um in Frieden zu leben.
Nach dem offiziellen Teil gab es noch Zeit für Begegnungen. Die Geschwister Lora und Alexander Al Jasem aus Damaskus waren die ersten, die mit dem Oberbürgermeister sprechen wollten. „Sie haben Ihr Herz für uns geöffnet, vielen Dank dafür“, sagt die 21-Jährige Syrerin auf Englisch. „Hier haben wir wieder Hoffnung für unser Leben gefunden“, fügt ihr 18-jähriger Bruder hinzu. Gemeinsam mit ihrer Mutter und noch einem Bruder sind sie aus ihrer Heimat geflohen und vor zwei Monaten in Biberach angekommen. „Wir respektieren die Deutschen und werden niemals vergessen, was sie für uns getan haben“, sagt Alexander Al Jasem. „Und wir hoffen, dass alle Flüchtlinge so wie wir denken und dankbar sind.“
Unterschrift Foto: Viele der neuen Mitbürger ließen sich mit dem Biberacher Stadtoberhaupt Norbert Zeidler ablichten Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung