Ochsenhausen häf
Wie das Absetzen eines Notrufs richtig funktioniert, das haben Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Flüchtlingen in Ochsenhausen erklärt. 25 Asylbewerber kamen mit ehrenamtlichen Helfern zur Rettungswache am Alten Krankenhaus und bekamen dabei einen Einblick in die Arbeit der Retter. Laut Michael Mutschler, Geschäftsführer des Rettungsdienstes im Landkreis Biberach, ist das Projekt bislang einmalig im Südwesten.
Notruf, ärztlicher Notdienst oder die Telefonnummer für Kindernotfälle – das Rettungswesen in Deutschland funktioniert anders als in Ländern wie Syrien, Afghanistan oder Eritrea. „Wir müssen die Flüchtlinge darüber informieren, dass das deutsche Rettungswesen breiter aufgestellt ist als in ihren Heimatländern“, sagt Flüchtlingsbeauftragte Simone Bleichner vom Landratsamt Biberach.
Ein großer Unterschied sei beispielsweise, dass es in den Herkunftsländern der Asylbewerber nur Ärzte in Krankenhäusern in den Großstädten gebe. Hausärzte auf dem Land – für die Flüchtlinge ist das häufig Neuland.
Deshalb bietet das DRK in Kooperation mit dem Landratsamt fünf Veranstaltungen im Landkreis Biberach an, bei denen die Flüchtlinge Informationen über das Rettungswesen hierzulande erhalten. Mutschler erklärte ihnen die unterschiedlichen Telefonnummern, DRK-Ausbildungsleiter stellten Angebote wie Erste-Hilfe-Kurse und das Jugendrotkreuz vor. Zudem durften die Männer und Frauen einen Blick in einen Rettungswagen werfen, auch um Ängste abzubauen. Während die Eltern knapp eine Stunde aufmerksam dem Vortrag folgten, bastelten ihre Kinder mit DRK-Mitarbeitern. „Mit diesen Informationsveranstaltungen wollen wir versuchen, die Menschen zu integrieren. Und ihnen erklären, wie sie sich im Notfall verhalten sollen“, sagt Mutschler.
Der wichtigste Schlüssel für eine erfolgreiche Integration bleibt aber die Sprache, wie bei der Veranstaltung wieder einmal deutlich wurde. Bleichner übersetzte ins Englische, Zavadsh Hammo ins Arabische. Bei einem schweren Unfall oder Herzinfarkt sind beide aber nicht anwesend, was einen Notruf absetzen umso schwerer für die Flüchtlinge macht. Der Disponent hat in der integrierten Leitstelle zwar die Möglichkeit, über eine standardisierte Notrufabfrage auch auf Englisch zu kommunizieren, aber die Sprachbarrieren machen es aber schwer, ein Gespräch aufzubauen. „Im Zweifel schicken wir dann den Rettungsdienst los“, sagt Mutschler.
Der Kreisausbildungsleiter beim DRK, Manfred Rommel, informierte zusätzlich über das Ehrenamt. „Die Integration von Flüchtlingen passt sehr gut zu unseren Wertevorstellungen“, sagt Rommel. Deshalb seien die Flüchtlinge beim DRK als ehrenamtliche Helfer willkommen, sei es bei Blutspendeaktionen, Altkleidersammlungen oder beim Jugendrotkreuz.
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