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    Nach einem Jahr hat sich der Diakonieladen „Ansichtssache“ fest in Bad Buchau etabliert

    Bad Buchau, 16.11.2016 (Annette Grüninger, ©Schwäbische Zeitung)

    Bad Buchau sz
    Vor einem Jahr hat die „Ansichtssache“ in Bad Buchau ihre Ladentür geöffnet. Was als Experiment begann, hat sich zu einer festen Adresse für schöne, gut erhaltene Second-Hand-Kleidung in Bad Buchau etabliert. Profitieren konnten nicht nur die Kunden des Diakonieladens. Mit bislang 2000 Euro haben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen soziale Projekte und Einrichtungen im Federseeraum unterstützt.

    Kaum ist es zehn Uhr, ertönt auch schon die elektronische Ladenglocke: Der erste Besucher betritt die „Ansichtssache“ in der Schussenrieder Straße 27. Eine Lieferung. Dankend nehmen die Mitarbeiterinnen einen ganzen Kleidersack entgegen und bringen ihn zunächst in das Abstellräumchen, um die Ware zu sichten und zu sortieren.

    „Wir erhalten jeden Tag Kleiderspenden“, sagt Elisabeth Sandmaier. „Oft säckeweise – und manchmal können wir hier gar nicht mehr richtig laufen.“ Alle Spenden würden angenommen, betont die ehrenamtliche Mitarbeiterin. Aber: „Wir verkaufen nichts, das beschädigt oder schmutzig ist.“ Was nicht für den Verkauf geeignet sei, gebe das „Ansichtssache“-Team etwa vierteljährlich in der Sammelzentrale der „Aktion Hoffnung“ in Laupheim ab. Dort werden die Textilien nach Gewicht verrechnet. 730 Kilogramm seien so beim letzten Mal zusammen gekommen.

    Dennoch gelangen noch reichlich sehr gut erhaltene bis neuwertige Kleidungsstücke in die Regale und Kleiderständer der „Ansichtssache“. „Wovon wir profitieren, sind Fehlkäufe, die ja jeder im Kleiderschrank hat“, sagt Sandmaier. Die Jeans, die nicht richtig sitzt, die eigentlich zu enge Jacke oder die Bluse, in der man immer so blass wirkt – sie alle bekommen in der „Ansichtssache“ eine zweite Chance, doch noch von einem glücklichen Besitzer getragen zu werden. In den Laden unter der Trägerschaft der Diakonie Biberach kommen Bedürftige und Flüchtlinge, die hier die günstigen Preise schätzen, genauso wie ganz „normale“ Kunden, die der Wegwerfgesellschaft eine Absage erteilen wollen. „Wir haben sehr viele Stammkunden“, hat Sandmaier beobachtet. Im Schnitt komme der Laden auf eine Frequenz von etwa 21 Kunden pro Tag.

    Keine Selbstverständlichkeit. Denn vor einem Jahr war das Team, dem mittlerweile etwa 15 Frauen angehören, noch mit einer gehörigen Portion Skepsis gestartet. „Wir haben gesagt, wir probieren es aus und geben uns ein Jahr Zeit“, erinnert sich Helene Braun. Ein gewagtes Experiment, das vollauf gelungen scheint. Auch wenn die Erlöse teilweise für Rücklagen, etwa für die Miete, bestimmt sind, konnten die ehrenamtlichen Helferinnen bereits einige Projekte und Einrichtungen im Federseeraum unterstützen: Insgesamt rund 2000 Euro gingen an die beiden Buchauer Schulen, an den Kindergarten und an das Breakdance-Projekt für Jugendliche von Marco Rodriguez Romero.

    Nach einem Jahr ist der kleine Laden also zu einer festen Größe in Bad Buchau geworden. Und vielleicht können sich die Helferinnen irgendwann ihren Herzenswunsch erfüllen: eine größere Ladenfläche, um ihre Schnäppchen und textilen Schätze noch besser in Szene zu setzen.

    Der Bad Buchauer Diakonieladen „Ansichtssache“ in der Schussenrieder Straße 27 hat jeden Dienstag bis Samstag von 10 bis 12.30 Uhr und dienstags, donnerstags und freitags auch nachmittags von 14 bis 17.30 Uhr geöffnet. Während der Öffnungszeiten nimmt das Team des Diakonieladens auch Kleider- und Sachspenden an: Gesucht werden gut bis sehr gut erhaltene Kleidung, aber auch Heimtextilien wie Bettwäsche und Spielsachen sowie Handarbeitszubehör für die Wiederverwertung der Second-Hand-Kleidung.

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