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    An Biberacher Grundschulen gibt es logopädische Förderung dank einer großzügigen Spende

    Biberach, 14.10.2016 (Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach sz
    An fünf Biberacher Grundschulen gibt es in diesem Jahr eine logopädische Förderung für Kinder mit sprachlichen Defiziten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Neben Flüchtlingskindern erhalten also auch andere ausländische Kinder diese Unterstützung. Möglich macht dies die Bürgerstiftung Biberach, die dafür Geld von einem Spender erhalten hat, der anonym bleiben möchte.

    In dem Aufenthaltsraum geht es an diesem Freitagmorgen lebhaft zu. Logopädin Petra Hirt übt mit einer Gruppe aus sieben Mädchen und Jungen die Bezeichnung von Körperteilen. Sie zeigt auf Arme, Beine, Bauch, Augen oder Mund und die Kinder sprechen die Begriffe reihum nach. In einer zweiten Runde wiederholen die Kinder die Begriffe und klatschen zu jeder Silbe. „So lernen sie spielerisch die richtige Betonung und den Sprachrhythmus“, sagt Petra Hirt.

    Allen Kindern gemeinsam ist, dass sie nicht Deutsch als Muttersprache haben und sich noch schwer tun mit dem Sprechen. Die meisten von ihnen sind Flüchtlinge, es sind an den Biberacher Grundschulen auch Kinder aus Italien, Spanien oder Kroatien, die eine solche logopädische Förderung bekommen.

    Dass sie den Kindern nützt, davon ist der frühere Biberacher Oberbürgermeister Thomas Fettback überzeugt. Er leitet bei der Bürgerstiftung den Arbeitskreis „Migration und Integration“. Auf eine Initiative der Braith-Grundschule unterstützte die Bürgerstiftung 2014 dort zunächst mit eigenen Mitteln eine logopädische Förderung, vor allem für Flüchtlingskinder. Dank der Spende des anonymen Gönners ist es nun möglich, das Projekt für ein Schuljahr auf die städtischen Grundschule auszudehnen, die entweder zweizügig sind oder sogenannte Vorbereitungsklassen mit Flüchtlingskinder haben. Das sind Braith-, Gaisental-, Birkendorf- und Mittelberg-Grundschule sowie die Grundschule in Rißegg. Jede von ihnen erhält 1000 Euro Budget, für das sie nach Bedarf mehrmals im Schuljahr eine Logopädin an die Schule holen darf, die mit den betreffenden Kindern in Kleingruppen Sprachübungen macht. „Die Logopädinnen stehen mit uns Lehrern im Austausch, so dass auch wir in der Lage sind, den Kindern logopädische Unterstützung zu geben“, sagt Luitgard Eckert, Konrektorin der Gaisental-Grundschule. Ihre Kollegin Lisa Priebe macht beispielsweise mit einigen Erst- bis Viertklässlern regelmäßig Wortschatztraining.

    Künftige Finanzierung unklar

    600 Euro des Spendengelds werden für eine Fortbildung für Lehrer und Erzieherinnen mit einer Logopädin verwendet. Wie und ob das Projekt nach diesem Schuljahr weitergeht, ist offen. „Wir halten das für wichtig und sind froh über die Unterstützung der Bürgerstiftung und ihres Spenders“, sagt Tanja Schneider, Leiterin des Amts für Bildung, Betreuung und Sport der Stadt. „Aber die weitere Finanzierung steht in den Sternen.“

    Thomas Fettback sieht das Projekt auch als ein Signal an die Politik. „Momentan werden logopädische Defizite noch immer als Krankheitsbild definiert und sind nicht Teil des Bildungsplans.“ Er finde es wichtig, dass die Politik hier umdenke. Er regt an, dass Thema im Städtetag zu diskutieren, „denn es geht hier ja nicht um ein rein Biberacher Thema“

    Unterschrift Foto: „Wie heißt das Kleidungsstück?“ Logopädin Petra Hirt (r.) übt mit den Kindern in der Gaisental-Grundschule die richtige Aussprache Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung